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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Salzschlirf - Salzsteuer
erreicht ist, die übrigens vom Luftdruck abhängig
ist. Die Säure der Apotheken enthält 25 Proz.
Chlorwasserstoff (fpec. Gewicht 1,124); die verdünnte
Säure (^ciäum, I^ärockiorienin äilutum) 12 Proz.
(spec. Gewicht 1,060). Die S. löst die stark basischen
Metalle unter Wasserstoffentwicklung; mit denOry-
denbildetsieSalze(Chlorüre, Chloride, s.Chlor-
metalle) und Wasser. Die Salze sind meist löslich
und krystallisierbar; unlöslich ist vor allem das Sil-
dersalz, schwerlöslich das Vleisalz. Die S. vermag
die meisten andern Säuren aus ihren Verbindungen
zu verdrängen. Eine Mischung von S. und Sal-
petersäure ist das Königswasser (s. d.).
In größtem Maßstabe wird die S. bei der Soda-
fabrikation nach dem Leblancschen Verfahren als
Nebenprodukt gewonnen. Durch Erhitzen von Koch-
salz mit Schwefelfäure wird dabei Natriumsulfat
dargestellt, während zugleich Chlorwasserstoff als
Nebenprodukt entsteht. Das Sulfat wurde früher
in Flammöfen bereitet, die jedoch gegenwärtig durch
Muffelöfen verdrängt worden sind. Aus den Muf-
feln wird das Chlorwasserstoffgas in eine Reihe von
Absorptionsapparaten geleitet, wo es mit Wasser
in Berührung kommt und S. bildet. Oder man leitet
die Dämpfe von unten nach oben durch Türme, in
denen Wasser über teergetränkte Ziegelsteine oder
Steinplatten oder über eine Koksfüllung herab-
riefelt. Außer dem Sulfatofen sind noch andere
Konstruktionen, zum Teil für kontinuierlichen Ve-
trieb (Iones und Walfh z. V.), in Benutzung.
Auch bei der Sulfatdarstellung nach Hargreaves
und Robinson durch Einwirkung von Schweflig-
säure (Pyrit-Röstgase), Luft und Wasserdampf auf
Kochsalz entsteht als Nebenprodukt S., die in Koks-
türmen durch Wasser absorbiert wird.
Die rohe S. des Handels ist stets durch Eisen-
chlorid gelb gefärbt, ferner enthält sie meist Arsen,
Schwefelsäure und andere Verunreinigungen. Man
reinigt sie durch Destillation, und zwar, wenn es sich
um Befreiung von Arsen handelt, unter Zusatz von
etwas Eisenchlorür. Das Arsen geht dabei mit den
ersten Anteilen über, um so leichter, je konzentrierter
die Säure ist.
S. dient zur Darstellung des Chlorkalks, des
Kaliumchlorats, des Salmiaks aus Gaswasser, des
Antimonchlorürs; ferner findet sie Anwendung bei
der Fabrikation des Chloralhydrats, Chloroforms,
Chlormethyls, Venzylchlorids, des Leims und des
Phosphors, zur Herstellung der Kohlensänre aus
Calciumcarbonat, die ihrerseits wieder zur Fabrika-
tion von Alizarin, Nesorcin, Salicylsäure, Natrium-
bicarbonat und der künstlichen Mineralwässer ge-
braucht wird. Ferner dient sie zum Reinigen der
Tierkohle in den Zuckerfabriken, zur Invertierung
von Rohrzucker behufs Verarbeitung der Rübcn-
melasse auf Spiritus, zur Herstellung von Ammoniak
und Chlormethyl aus Melassenschlempe, zur Kupfer-,
Nickel-, Kadmium- und Wismutgewinnung, zur Dar-
stellung von Zinnchlorür, zur Vereitung des Königs-
wassers, zum Reinigen des eisenhaltigen Sandes
für die Glasfabrikation, beim Entfetten von Wolle
und Baumwolle u. s. w. In den Handel kommt die
^>. in Glasballons oder Stcinzeuggefäßen, zuweilen
auch in Fäsfern, die inwendig mit Guttapercha über-
zogen sind. Der Preis der S. ist niedrig; 100 K3
roher Säure kosten 7 M.
Oxydierte S. ist die alte Bezeichnung für Chlor.
Salzschlirf, Dorf und Badeort im Kreis Fulda
des preuß. Neg.-Bez. Cassel, an der Altfell, am
Nordostfuß des Vogelgebirges und an der Linie
Gieften-Fulda der Oberhess. Eisenbahn, hat (1890)
1027 kath. E., Post, Telegraph, ein Solbad mit
lithion-, jod- und bromhaltigen Kochsalzquellen
(Vonifacius-, Tempel- und Kinderbrunnen), eine
kochsalzhaltige Schwefelquelle, Bitterwasserquelle
und Moorbäder. - Vgl. S., seine Heilquellen und
seine Moorbäder (Cass.1881); Wolffberg, Valneo-
logisches aus Bad S. (in der "Deutschen mediz.
Wochenschrift", 1882).
Salzsee, See in Utah, s. SaWLake.
Salzseen, s. Seen.
Salzsole, s. Salz.
Salzspindel, Gradierwage, ein Aräometer
(s. d.) zur Bestimmung des Salzgehaltes einer Sole.
Salzsteppen, s. Steppe.
Salzfteuer. Bei der Allgemeinheit des Salz-
verbrauchs ist es erklärlich, daß das Salz von jeher
ein beliebter Steuergegenstand gewesen ist. Schon
im jüd., griech. und röm. Altertum finden sich S.
Die finanzielle Ergiebigkeit der S. hat ihr auch im
Mittelalter und in der Neuzeit eine große Verbrei-
tung verfchafft. Hierbei war eine Zeit lang dieSalz -
konfkription ein sehr beliebtes Mittel, den Ertrag
der Steuer, die vielfach in Gestalt des Salzmono-
pols erschien, zu sichern; die Salzkonskription be-
stand darin, daß jedes Haus genötigt wurde, nach
der Kopfzahl seiner Mitglieder eine gewisse Menge
Salz von den Staatsnicderlagen zu kaufen unter
Verbot des Weiterverkaufs. Diefe Konfkription,
die in Frankreich schon früh auftrat, wurde in Preu-
ßen 1719 eingeführt und erst 1816 aufgehoben. In
Sachfen bestand sie sogar bis 1840. In Frankreich
siel sie mit dem Salzmonopol 1790. Diese Maß-
regel wirkte wie eine Kopfsteuer in krassester Form.
Ganz läßt sich freilich die kopfsteuerartige Wirkung
der S. überhaupt nicht vermeiden; eine Milderung
ist aber bei geeigneter Ausgestaltung der Sleuer
möglich. Ebenso läßt sich eine Ermäßigung der Be-
lastung oder gänzliche Freiheit für das Gewerbe-,
Vieh- und Düngesalz mit Hilfe der Denaturierung
(s. Denaturieren) erreichen.
Die S. wird in verschiedenen Formen erhoben.
Die früher beliebteste und mit dem Vergwerksregal
in Verbindung gebrachte, auch noch heute zeitweise
vorhandene Form ist die des Monopols (s. d.) und
zwar sowohl des Handelsmonopols (früher in Preu-
ßen, Sachsen, Nassau, Luxemburg) als auch des
Produktionsmonopols (früher in Hessen, in den süd-
deutschen Staaten, zur Zeit noch in Osterreich). Die
andere Erhebungsform ist die der Produktionssteuer.
Das Monopol wurde in Frankreich 1790, in Ruß-
land 1863, in Deutschland, wo nur die Staaten
Hannover, Oldenburg, Bremen und Braunschweig
vor 1867 nicht die Form des Monopols, sondern
die der Verbrauchssteuer hatten, durch Vundesgesetz
vom 12. Okt. 1867 abgeschafft. Das Monopol be-
steht noch in Osterreich, Serbien, Italien, Griechen-
land, Rumänien, China, Tunis, Vritisch-Ostindien,
in der Türkei und in den Kantonen der Schweiz.
England hat seit 1825, Norwegen seit 1844, Portu-
gal seit 1886, Belgien seit 1871 überhaupt keine S.;
auch in Dänemark, Schweden, Rußland, Spanien,
Japan, Canada und in den Vereinigten Staaten
von Amerika besteht keine S. England, Schweden,
Japan und Belgien erheben auch keinen Salzzoll,
während in Holland, Frankreich und Deutschland zur
Zeit Produktionssteuern neben Salzzöllen erhoben
werden. Der deutsche Steuersatz ist 12 M. für 100 K3,