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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Samarinda - Samaritervereine

Gouvernementsbehörde für die Bauernangelegenheiten in Samara. 1868 erschienen im Ausland die zwei ersten Teile seiner "Grenzmarken Rußlands", über die Lage der Letten in den Ostseeprovinzen (Tl. 3, 1871; Tl. 4, 1873; Tl. 5, 1876), die wegen ihrer Deutschfeindlichkeit großes Aufsehen erregten. (Gegenschriften: C. Schirren, "Livländ. Antwort an Herrn J. S."; W. von Bock, "Livländ. Beiträge"; J.^[Julius] Eckart, "S.s Anklage gegen die Ostseeprovinzen"; E. von Sternberg, "Livländ. Bekehrungen".) 1870-71 war S. Präsident der Kommission (der Moskauer Zemstwo) zur Revision des Abgabensystems und verfaßte eine Denkschrift darüber. Er starb 31. März 1876 in Schöneberg bei Berlin. - Vgl. Briefwechsel S.s mit der Baronesse Edith Rahden (russ., Moskau 1893).

Samarinda, Hauptort von Kutei (s. d.) auf Borneo.

Samaritāner, bei Luther Samariter (nach dem Griechischen), die Bewohner des nach der Stadt Samaria (s. d.) benannten Landes in Palästina, die eine der jüd. Gemeinde feindlich gegenüber stehende Kultgenossenschaft bildeten. Die Entstehung der samaritanischen Gemeinde fällt in die Zeit nach Esra und Nehemia. Die von Sargon in den Jahren nach 720 nach Ephraim deportierten Kolonisten aus Babel und Kutha (s. d., daher Kuthäer) hatten unter der Überzahl der altisrael. Bevölkerung ihre Eigenart nicht aufrecht erhalten können, sondern waren unter Annahme des Jahweglaubens in sie aufgegangen. Nach Wiedererbauung des Tempels und Wiedererrichtung des Kultes durch die unter Cyrus zurückgewanderten Judäer und Benjaminiten suchte die im Lande vorhandene altisrael. Bevölkerung Anschluß an die Jerusalemer Gemeinde und Zulassung zu ihrem Kult. Beides ist vielen altisrael. Familien bewilligt worden. Im Zusammenhange damit stand es, daß viele Jerusalemer aller Stände, selbst Priester, Töchter aus diesen altisrael. Familien heirateten, deren Reichtum und Einfluß wahrscheinlich größer war als der der Jerusalemer. In dieser Vermischung der neuentstandenen Jerusalemer Gemeinde mit den Nachkommen der altisrael. Bevölkerung lag für die erstere die Gefahr des Zurücksinkens in das altisrael. Wesen, da ihr Elemente zugeführt wurden, die die eigentümliche religiöse Entwicklung des Exils nicht mit durchlebt hatten. Daher wandten sich die strenger Gesinnten dagegen. Die Rettung von dieser Gefahr kam der Gemeinde aus Babylonien durch Esra (s. d.). Dieser setzte 458 einen Beschluß der Jerusalemer Gemeinde durch, daß die Mischehen getrennt werden sollten. Doch scheinen sich die Umwohner hiergegen mit den Waffen erhoben, Jerusalem erobert, die Mauer teilweise zerstört und die Nichtausführung, wo nicht Zurücknahme des Beschlusses erzwungen zu haben. Erst Nehemia (s. d.), der von 444 an als Statthalter des Artaxerxes den Bezirk Jerusalem verwaltete, führte Esras Bestrebungen durch, nachdem es ihm gelungen war, trotz der Verhinderungsversuche der Nachbarn die Mauern Jerusalems wiederherzustellen. Den Fremden wurde die Teilnahme am Kult entzogen, die Auflösung der Mischehen erzwungen. Nun trat die Bevölkerung des mittlern Landes zu einer eigenen, die Jerusalemer Gemeinde kopierenden Kultgenossenschaft zusammen. Von dort entlehnte sie ihr Gesetzbuch, den damals zum Abschluß kommenden Pentateuch (s. d.), von dort erhielt sie ihren Hohenpriester Manasse, ein Glied der hohenpriesterlichen Familie der Jerusalemer Gemeinde, den Schwiegersohn Sanballats aus Beth Horon, eines der Hauptgegner Nehemias. Derselbe weigerte sich, sein Weib zu entlassen, wurde daher aus der Jerusalemer Gemeinde wegen Entweihung des Priestertums ausgestoßen und errichtete mit Hilfe seines Schwiegervaters auf dem Berge Garizim (s. d.) eine Kultstätte. Dort erhob sich später ein Tempel, das Gegenstück des Jerusalemer Tempels. Dieser Tempel wurde 129 v. Chr. von Johannes Hyrkanus zerstört; aber die Stelle, wo er gestanden, blieb den S. die heilige Stätte der Anbetung. Sie berufen sich dafür auf 5 Mos. 27, 4, wo in ihrem Texte Garizim steht statt Ebal.

Im Mittelalter gab es noch S. in Ägypten, in Damaskus, Askalon, Gaza, Cäsarea und andern Orten. Jetzt finden sich nur noch welche in Nabulus, wo sie bis auf ungefähr 130 Köpfe zusammengeschmolzen sind, aber immer noch streng an ihrem Glauben festhalten. Der Pentateuch, den sie von den Juden entlehnt haben und in althebr. Sprache, aber in einer etwas abweichenden Recension überliefern, ist ihnen das einzige heilige Buch und Moses der einzige wahre Prophet; alle andern Bücher der jüd. Bibel verwerfen sie, alle übrigen Propheten gelten ihnen als falsche Propheten. Sie haben an dem althebr. Alphabet festgehalten, doch ist auch bei ihnen die hebr. Sprache durch einen aramäischen Dialekt verdrängt worden. In diesem Idiom sind ihre Liturgien und Ritualien, eine Übersetzung (Targum) des Pentateuchs, sowie eine Anzahl religiöser Lieder oder Psalmen verfaßt. Seit das Arabische ihre Umgangssprache geworden ist, haben sie sich dieser bedient. In arab. Sprache besitzen sie noch ein wahrscheinlich erst im 13. Jahrh. verfaßtes sog. Buch Josua, d. i. eine Chronik von Josuas Zeit bis auf Konstantin d. Gr. (Chronicon Samaritanum, hg. von Juynboll, Leid. 1848), eine andere Chronik von Abu’l-Fatch, die bis ins 14. Jahrh. hinabreicht (Abulfathi annales Samaritani, hg. von Ed. Vilmar, Gotha 1865) und einige dogmatische und exegetische Schriften. - Vgl. Silvestre de Sacy in den "Notices et extraits des manuscrits de la bibliothèque du roi", Bd. 12 (Par. 1831); Juynboll, Commentarii in historiam gentis Samaritanae (Leid. 1846); Bargès, Les Samaritains de Naplouse (Par. 1855); Kohn, Samaritanische Studien (Bresl. 1868); Appel, Quaestiones de rebus Samaritanorum (Gött. 1874); Kohn, Zur Sprache, Litteratur und Dogmatik der S. (Lpz. 1876).

Samarīter, bei Luther Name der Samaritaner.

Samariterschulen, s. Samaritervereine.

Samaritervereine, Vereine, die den Zweck haben, zur ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen vorzubilden. Der Name ist nach dem barmherzigen Samariter des Gleichnisses Jesu (Luk. 10, 30 fg.) gegeben. Der Deutsche Samariterverein wurde durch einen Vortrag des Professors von Esmarch 1881 in Kiel nach dem Muster der bereits 1878 wirkenden engl. St. John’s Ambulance Association ins Leben gerufen und sucht den Zweck durch regelmäßigen Unterricht in Samariterschulen zu erreichen. 1882 übernahm Prinz Heinrich von Preußen das Ehrenpräsidium und die Kaiserin Augusta (nach deren Tode die Kaiserin Friedrich) das Protektorat des Vereins. Die Satzungen des Samaritervereins stellen als erste Aufgabe hin, daß der Laie die von dem Verein erhaltene Kenntnis der ersten Hilfe bei Unglücksfällen nur bis zur Ankunft des Arztes anwenden soll, und daß es seine erste Pflicht ist, möglichst bald für das Eintreffen eines