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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sankt Cassian - Sankt Gallen

dem Vorbild des Pantheons in Rom erbaut und nach dem Brande von 1874 wiederhergestellt, ein Kurhaus mit großartiger Wasserheilanstalt und ein Sanatorium; Baumwollspinnerei im ehemaligen Klostergebäude. S. B. wird als Sommerfrische und Luftkurort viel besucht. - Die ehemalige Benediktinerabtei ist im 10. Jahrh. gegründet, erhielt aber erst später von den Gebeinen des heil. Blasius den Namen S. B. Durch Schenkungen (zuerst von Otto I. 963) erlangte die Abtei bedeutenden Länderbesitz. Sie stand ursprünglich unmittelbar unter dem Kaiser, nach 1361 wußte Österreich diese Würde erblich zu machen. Schon 1405 erhielt der Abt vom Papste den Rang eines infulierten Prälaten. Um die frühere Unabhängigkeit wiederzuerlangen, kaufte Abt Martin I. 1609 die Grafschaft Bonndorf, welche ihn zum Mitstand des Reichs machte und ihm einen Sitz im schwäb. Grafenkollegium gewährte. Österreich aber erhob, um die reiche Abtei an sein Haus zu fesseln, 1746 den damaligen Abt Franz II. sowie seine Nachfolger in den Reichsfürstenstand, mit dem Titel eines kaiserl. Erberzhofkaplans. Die Abtei brannte seit 1322 wiederholt ab, zuletzt 1768, wobei die kostbare Bibliothek zum Teil verloren ging, wurde aber durch den Abt Gerbert glänzend wieder aufgebaut und 1783 geweiht. Im Preßburger Frieden von 1805 wurde S. B. an Baden abgetreten und 25. Juni 1807 aufgehoben. - Vgl. Bader, Das ehemalige Kloster S. B. (Freib. i. Br. 1874); Oertel, Über Terrainkurorte zur Behandlung von Kranken mit Kreislaufstörungen (Lpz. 1886); Buisson, S. B. in seiner Vergangenheit und Gegenwart als Kurort (2. Aufl., Freib. i. Br. 1888).

Sankt Cassian, Ort im Enneberg (s. d.) in Tirol.

Sankt Christoph, eine der kleinen Antillen, s. Saint Christopher.

Sankt Davidinseln oder Freewillinseln, kleiner Archipel von Koralleninseln im Großen Ocean in 0° 57' nördl. Br. und 134° östl. L. von Greenwich, 1537 von Hernando de Grijalva entdeckt und Guedes benannt, 25. Sept. 1737 von dem Engländer Carteret besucht.

Sankt Diez, franz. Stadt, s. Saint Dié.

Sankt Eustatĭus, Insel, s. Saint Eustache.

Sankt Florĭan, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Linz in Oberösterreich, am Ipfbache, in dem durch seine Bodenkultur berühmten Hügellande südlich der Donau, Sitz eines Bezirksgerichts (138,11 qkm, 10424 E.), hat (1890) 1289, als Gemeinde 3661 E. Das Augustiner-Chorherrenstift S. F. gehört zu den ältesten Klöstern in Österreich. Die Kirche des Stifts, unter der sich Überreste der alten Krypta (13. Jahrh.) befinden, im neuern ital. Stil 1686-1700 vom Baumeister Carlone aus Mailand gebaut, ist durch ihre Orgel, von Abbate Chrisman, berühmt. Das prächtige Stiftsgebäude enthält eine Reihe von Kaiserzimmern mit prächtiger Ausstattung, den großen Marmorsaal mit Fresken von Altomonte, eine Gemäldegalerie, Münzen-, Kunst- und naturhistor. Sammlungen, eine Bibliothek (72000 Bände) sowie eine theol. Lehranstalt. - Vgl. Stülz, Geschichte des regulierten Chorherrenstifts S. F. (Linz 1835); Czerny, Bibliothek S. F. (ebd. 1874); ders., Kunst und Kunstgewerbe im Stifte S. F. (ebd. 1886).

Sankt Francissee, s. Sankt Lorenzstrom.

Sankt Gabriēla (Gabrielen Eisenwerk), Eisenwerk bei Beneschau (s. d.) in Böhmen.

Sankt Gallen (frz. Saint Gall). 1) In der histor. Rangordnung der 14., dem Flächeninhalt nach der 6., der Einwohnerzahl nach der 4. Kanton der schweiz. Eidgenossenschaft, grenzt, den Kanton Appenzell einschließend, im N. an Thurgau und den Bodensee, im O. an Vorarlberg, Liechtenstein und Graubünden, von welchen er durch den Rhein getrennt wird, im S. an Graubünden, im W. an Glarus, Schwyz und Zürich und hat einen Flächenraum von 2019 qkm.

Oberflächengestaltung. Der Süden des Kantons wird von den östlichsten Ausläufern der Glarner Alpen (s. Westalpen) durchzogen und trägt, obwohl nur wenige Gipfel die Höhe von 3000 m übersteigen (Ringelspitz 3249 m) und die Gletscherfläche nur 7,4 qkm beträgt, den Charakter der Hochalpen. In der Mitte erheben sich, durch die Ebene von Sargans und den Walensee von den Glarner Alpen geschieden, zwischen den Thälern des Rheins und der Linth die Thuralpen (s. Westalpen), welche durch das obere Thal der Thur (Toggenburg) in die Sentisgruppe und die Kette der Churfirsten geteilt werden. Der Norden ist ein fruchtbares Hügelland (Tannenberg 901 m). Die Gewässer des Kantons fließen teils direkt dem Rhein (Tamina vom Sardonagletscher, Simmi von der Sentisgruppe) und dem Bodensee, teils der Thur (Glatt und Sitter aus dem Appenzellerland), dem Walensee (Seez aus dem Weißtannenthale, Mur, Linth) und dem Züricher See (Jona) zu.

Das Klima ist nach Höhe und Lage der Gegenden verschieden, im Hauptthal des obern Toggenburg jedoch weniger rauh, um die Hauptstadt kalt und unbeständig, in den Bezirken Wyl, Rorschach und Unterrheinthal weit milder, im Bezirk Sargans in den niedern Gegenden verhältnismäßig warm.

Bevölkerung. Der Kanton hatte 1880: 210491, 1888: 229441 (111521 männl., 117920 weibl.) E., d. i. 114 E. auf 1 qkm und eine Zunahme (1880-88) von 3,5 Proz., darunter 135796 Katholiken, 92705 Evangelische, 575 Israeliten und 365 andere oder ohne Konfession; ferner 34169 bewohnte Gebäude mit 50849 Haushaltungen in 93 polit. Gemeinden. Im Kanton geboren sind 177506, in der übrigen Eidgenossenschaft 36059, im Ausland 15876; Bürger ihrer Zählgemeinde sind 95778, einer andern Gemeinde des Kantons 66369, eines andern Kantons 48755, Ausländer 18539. Der Muttersprache nach sind 226836 Deutsche, 475 Franzosen, 1513 Italiener, 339 Romanen und 278 andere.

Der Kanton zerfällt in 15 Bezirke:

Bezirke Einwohner Evangelische Katholiken Israeliten Andere

Gaster 7218 197 7017 4 -

Gossau 17413 4189 13129 16 79

Oberheinthal 17574 5643 11925 1 5

Unterrheinthal 15676 8626 7012 4 34

Rorschach 14815 3501 11253 49 12

St.Gallen 27842 15764 11542 415 121

Sargans 18223 1679 16522 2 20

See 14079 1850 12175 35 19

Tablat 13670 4033 9610 8 19

Alttoggenburg 11721 1765 9955 - 1

Neutoggenburg 12022 8871 3140 7 4

Obertoggenburg 11977 9075 2895 - 7

Untertoggenburg 19888 11497 8346 21 24

Werdenberg 17325 14743 2563 1 18

Wyl 9998 1272 8712 12 2

Die Zahl der Geburten betrug (1891) 6807, der Eheschließungen 1644, der Sterbefälle 4679.