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Sapientia – Saporoger
Aus der ersten Linie stammt Lew S., geb. 1557, der, auf der Universität zu Leipzig gebildet, unter Stephan Báthory an dem Kriege gegen Rußland teilnahm und dann mit Rußland einen zehnjährigen Frieden schloß. In Litauen führte S. zuerst ordentliche Gerichte ein, auch sammelte und veröffentlichte er das litauische Statut (Krakau 1614). Nach Ablauf des Friedens mit Rußland begab er sich wieder nach Moskau zu Boris Godunow, den er zur Verlängerung des Friedens auf 20 Jahre vermochte. Als dennoch Sigismund Ⅲ. Rußland angriff, um die Ansprüche des falschen Demetrius geltend zu machen, gelang es S., trotz des unglücklichen Ausgangs dieses Krieges, Rußland zur Abtretung von Smolensk zu vermögen. Als Großkronhetman wurde er 1625 gegen Gustav Adolf, der in Litauen eingefallen war, gesendet, ohne jedoch dessen Fortschritte aufhalten zu können. Er starb 7. Juli 1633.
Jan Piotr S., Starost von Uswiat, geb. 1569, nahm an dem Zuge teil, den die Polen zur Unterstützung des falschen Demetrius gegen Moskau unternahmen, und erwarb sich durch sein Vordringen bis Moskau einen gefürchteten Namen. Er starb 1611.
Unter Johann Sobieski gelangte die Familie S. zu dem größten Ansehen und den höchsten Staatswürden. Kasimir S., geb. 1750, wurde Großhetman von Litauen und Woiwode von Wilna. Da er die Freigüter der Geistlichkeit mit Truppen belegte, that ihn der Bischof von Wilna in den Bann, wodurch große Verwirrungen in Polen herbeigeführt wurden. Er starb 1797 in Wien.
Alexander S., geb. 1770 zu Paris, wohin seine Eltern während der Unruhen in Polen sich begeben hatten, unternahm eine Reise durch die slaw. Länder Österreichs, die er in einem 1811 erschienenen poln. Werke beschrieb, und widmete sich dann dem Studium der Naturwissenschaften. Er starb 1812.
Leo S., aus der zweiten Linie Sapieha-Kodenski, geb. 18. Sept. 1802, trat 1831 in das poln. Heer, verlor seine Güter in Rußland und lieh sich in Galizien nieder. Er wurde erblicher Reichsrat und 1861 Landtagsmarschall für Galizien, welche Würde er jedoch bald niederlegte. Als Vorsteher von landwirtschaftlichen Vereinen und durch Einrichtung von Musterwirtschaften auf seinen Besitzungen sowie durch Förderung der galiz. Eisenbahnen erwarb er sich Verdienste um die Landeskultur. Er starb 10. Sept. 1878 in Krasiczyn. – Sein Sohn Adam S., geb. 4. Dez. 1828 zu Warschau, ist jetzt das Haupt dieser Linie. Er ist erbliches Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrats.
Sapiéntia, der 275. Planetoid.
Sapiéntia sat (lat.), «dem Weisen (ist es) genug», d. h. für den Verständigen bedarf es keiner weitern Ausführung, Citat aus Plautus’ «Persa» (Ⅳ, 7, 19).
Sapĭenza, Insel der Önusen (s. d.).
Sapindacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Äsculinen (s. d.) mit gegen 600 über die ganze Erde, besonders in den Tropen, verbreiteten Arten, hohe Bäume, seltener Sträucher oder kletternde und windende Gewächse, mit meist immergrünen zerteilten Blättern und kleinen unansehnlichen Blüten, die aus vier bis fünf Kelchblättern, ebensoviel Blumenblättern, acht bis zehn Staubgefäßen und einem gewöhnlich dreifächerigen Fruchtknoten mit einem Griffel bestehen. Die Frucht ist sehr verschieden ausgebildet.
Sapindus L., Pflanzengattung aus der Familie der Sapindaceen (s. d.) mit gegen 40, fast sämtlich tropischen Arten, meist Bäume oder Sträucher mit paarig oder unpaarig gefiederten Blättern und reichblütigen Rispen. Am bekanntesten ist S. saponaria L., der gemeine Seifenbaum des tropischen Amerikas; er wird fast 10 m hoch und zeichnet sich durch die weißrindigen Äste der weit ausgespreizten Krone, durch die breitgeflügelten Stiele der drei- bis vierpaarigen Blätter, durch seine stachelbeergroßen, glänzenden, wie gefirnißt aussehenden Früchte (nuculae saponariae) und besonders dadurch aus, daß deren mit Wasser schäumendes Fruchtfleisch anstatt Seife zum Reinigen der Wäsche benutzt werden kann.
Sapo (lat.), Seife: auf Rezepten bedeutet: S. jalapīnus Jalapenseife, S. kalīnus Kaliseife, S. kalinus venālis Schmierseife, S. medicātus mediz. Seife.
Sapogenīn, s. Saponin.
Saponarĭa L., Seifenkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Caryophyllaceen (s. d.) mit gegen 30 Arten, besonders in Südeuropa und den Mediterrangegenden, krautartige Gewächse mit gegenständigen und ganzrandigen Blättern und weißen oder roten Zwitterblüten. Die Frucht ist eine einfächerige, vielsamige, mit vier Zähnen aufspringende Kapsel. Am bekanntesten ist das an Flußufern, Hecken und Gebüschen wilde, auch häufig mit gefüllten Blumen kultivierte gemeine Seifenkraut (S. officinalis L.), ein ausdauerndes Kraut mit kriechendem, vielköpfigem Wurzelstock, 30‒60 cm hohem Stengel, lanzettförmigen, dreinervigen Blättern und groben, zu einem endständigen, aus kleinen Trugdolden bestehenden Strauß gruppierten Blüten mit purpurn angehauchtem Kelch und weißen oder rötlichen Blumenblättern. Der Wurzelstock (Seifenwurzel) war als Radix saponariae offizinell und wird jetzt noch zum Waschen von Seiden- und Wollstoffen benutzt. Das seifenartige Schäumen des wässerigen Wurzelaufgusses beruht auf dem Vorhandensein des Saponins (s. d.).
Saponifikation (neulat.), Verseifung.
Saponīn, Struthiin, Quillaiin, Senegin, Polygalin, Githagin, Monesin, C₃₂H₅₄O₁₈, ein Glykosid, das in der Wurzel verschiedener Sileneen, Polygaleen, Spiräaceen, Sapoteen, namentlich in Saponaria officinalis L. und Quillaia saponaria Mol. vorkommt. Es erteilt wässerigen Flüssigkeiten, die nur 0,1 Proz. davon enthalten, die Eigenschaft, wie Seifenwasser zu schäumen. (S. Quillaia) Durch Einwirkung verdünnter Säuren spaltet es sich in Zucker und Sapogenin, C₁₄H₂₂O₂.
Saponīt oder Seifenstein, engl. Soapstone, ein derb und in Trümern auftretendes specksteinähnliches, sehr weiches und mildes, fettig anzufühlendes und im Strich glänzendes Mineral, von weißer oder lichtgrauer, gelblicher, rötlichbrauner, auch grünlicher Farbe, das nach den Analysen eine sehr wechselnde Zusammensetzung hat, der Hauptsache nach aber ein wasserhaltiges Silikat von Magnesia mit sehr wenig Thonerde ist; im Gegensatz zum Speckstein wird S. aber von Schwefelsäure leicht und vollständig zersetzt. Er findet sich in Cornwall.
Sapor (Schapur), pers. Könige, s. Persien (Bd. 12, S. 1036 a).
Saporóger (russ. Zaporožcy [Einzahl: Zaporožec], d. i. die jenseit [südlich der Wasserfälle [porógi] des Dnjepr Wohnenden) hießen die freien Genossenschaften von Fischern und Kriegern, welche sich am untern Lauf des Dnjepr (russ. Zaporožje, auch