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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Scheinwerfer - Schelde
versuchen. - Vgl. Rasselt, Die Lehre vom Tod und
S., Bd. 1 (Vraunschw. 1802); G. Le Von, I^
<Par.1^6); Esmarch, Die erste Hilfe bei plötzlichen
Unglücksfällen (11. Aufl., Lpz. 1893).
Scheinwerfer, sehr starke elektrische Bogen-
lichter, die, mit Parabelspiegel verschen und nach
allen Richtungen hin leicht beweglich, mittels kon-
zentrierter Lichtstrahlenbündel das Vorgelände einer
Festung, die Umgebung eines Schiffs auf große
Entfernungen hin grell zu beleuchten geeignet sind,
durch in bestimmter Folge über das Gelände ge-
worfene Scheine aber auch zu Signalisicrungszwecken
benutzt werden können. Der große E., der von
Schuckcrt H Co. für die Chicago er Weltausstellung
1893 gefertigt war, hat I V2 m Durchmesser; der
Lichtbogen entwickelt eine Lichtstärke von 47 000 Nor-
malkerzen, die durch den Spiegel auf 194 Mill.
Kerzen verstärkt wird.
Scheinzwitter, s. Hermaphroditismus.
Scheitanoglu, Beiname von Michael Kantaku-
zenos (s. d.).
Scheitel (Vertex), der mittlere obere Teil des
menschlichen Kopfes, von dessen böchster Stelle
(Wirbel) die Haare sich nach verschiedenen Seiten
teilen und dessen knöcherne Grundlage die beiden
glatten, nach außen konvexen, hinten und seitlich
am Schädel liegenden Scheitelbeine (033a pai-ie-
talia) bilden; dann überhaupt der obere Teil eines
Gegenstandes, z. V. eines Berges, eines Bogens.
In der Mathematik nennt man S. einer Linie
die Endpunkte derselben; S. einer Kurve die
Endpunkte einer Achse oder eines Durchmessers;
S. eines Winkels die Spitze desselben.
Scheitelaffen, s. Affcnfelle.
Scheitelauge, Parietalauge, Parieral-
organ. An dem Schädel zahlreicher Echsen findet
sich in der Mitte der Scheitelbeine ein die Schädcl-
decke durchsetzendes Loch, das I^oi-Hmon Mi-i^ale,
in das eine Fortsetzung dcr Zirbeldrüse eindringt.
In der Regel ist diese Fortsetzung ein bindegewe-
bigcr Pfropf, in andern Fällen'(Warane, echte
Eidechsen und besonders bei der altertümlichen
Vrückcnechse, s. die betreffenden Artikel) zeigt sie
einen sehr merkwürdigen Bau. Ihr freies Ende bil-
det nämlich eine Blase, deren Vordcrende die Be-
schaffenheit einer primitiven Linse hat, während in
den Eeitenwänden und der Hinterwand eigenartige
gestreckte, von Pigment umgebene Zellen liegen, die
lebhaft in ihrer Gesamtheit an eine Netzhaut erinnern.
Der Nest der Zirbeldrüse verbindet diese Kapsel mit
dem Gehnn und ist als Sehnerv des S. aufgefaßt
worden, doch soll er nach Lcydig keine nervösen Ele-
mente enthalten, sondern rein bindegewebiger Natur
sein. Oft ist die Stelle des I^oi-ümsn parietlüe auch
äußerlich durch eine besonders beschaffene, durch-
scheinende Schuppe markiert, die sich über dasselbe
weg legt. Interessant ist es, daß manche fossile Echsen
und Amphibien an der nämlichen Stelle ein im
Verhältnis zu ihrer Größe weit ansehnlicheres Loch
haben, und sie mögen in der That ein leistungs-
fähiges S. gehabt haben, das bei den lebenden
Formen zu einem mehr oder weniger rückgebildc-
ten, rudimentären Organ ohne nachweisbare Funk-
tion geworden ist.
Scheitelbein, s. Schädel und Scheitel.
Scheitelgebirge, s. Gebirge.
Scheitelkreis, in der Astrouomie soviel wie
tzöhenkreis (s. d.).
Scheitelpunkt, in der Astronomie soviel wie
Zcnith (s. d.).
Scheitelwinkel, zwei Winkel, bei denen die
Schenkel des einen die RückVerlängerung der andern
sind; die beiden S. sind einander gleich.
Scheitelzelle, eine dnrch die Form nno Funk-
tion besonders charakterisierte Zelle an den fort-
wachsendcn Organen sehr vieler Pflanzen. Durch
häufig und regelmäßig aufciuanderfolgende Teilun-
gen in dcr S. werden nene Zellen und Zellgruppen
gebildet, aus denen dann durch weitere Differen-
zierung die Gewebe der betreffenden Organe sich
entwickeln. Derartige S. finden sich bei den meisten
Kryptogamen, aber nur bei wenigen Phanerogamen.
Scheitern, s. Schiffbruch.
Scheitholt, s. Trnmscheit.
Schcki, türk. Gewicht, s. Cheky.
Scheksna, linker Nebenfluß der Wolga in den
russ. Gouvernements Nowgo od und Iaroslaw,
Abfluß des Bjelo-osero, 440 km lang, bildet einen
Teil des Marien - Kanalsystems (s. d.) und des
Herzog-Alexander-von-Württemberg-Kanalsystems
(s.d.).
Schelam, ostind. Stadt, s. Salem.
Schelch, s. Niesenhirsch.
Schclde (frz. Näc^ut, bei den Alten 8^1äig),
Fluß in Nordostfrankreich und Belgien, entspringt
im franz. Depart. Aisne in der Picardie, bei Ca-
telct, 18 Km im NNO. von St. Quentin. We-
nige Kilometer unterhalb Catelet endet der Kanal
von St. Quentin, welcher die S. fahrbar macht.
Sie fließt über Cambrai, Denain an der Mündung
der Selle, Valenciennes an der Mündung der Rho-
nclle, Condi, wo sie durch die Haine (Henne) ver-
stärkt wird, über Chateau-l'Abbaye, wo sie links
die Scarpe aufnimmt. Kurz darauf tritt sie in die
belg. Provinz Hcnnegau, berührt Tournai, in
Flandern Oudenaarde und Gent, wo sie links die
schiffbare Lys (s. d.) aufnimmt und außerdem durch
zwei große Kanäle mit Brügge und Terncnzen ver-
bunden ist. Von Gent wendet sich die S. ostwärts
nach Dcndermonde, wo sie die Dender, dann nach
Nupclmonde, wo sie die Rüpel aufnimmt. Bei Ant-
werpen zeigt sie während der Flut eine Breite von
520 m und eine Tiefe von 14,6 m. Etwa 26 km im
NW. von Antwerpen, in den Niederlanden, teilt sie
sich bei dem Fort Bath in die Westerschelde,
Hont oder Hond, und die Oosterschelde. Die
erstere, der Hauptarm, stießt zwischen Staats- oder
Holländisch-Flandern und den Inseln Süd-Beve-
land und Nalchcrcn hindurch und mündet bei
Vlissingen in die Nordsee, während die Oosterschelde
sich zwischen den genannten und andern Inseln der
Provinz Seeland hindurchwindet. Die Oosterschelde
wurde im S. von Vergen-op-Zoom durch einen
Damm, über welchen die Eisenbahn nach Vlissingen
führt, gesperrt, zugleich aber wurde zur Ausrechthal-
tung der Verbindung der S. mit der Maas und dem
Nhein ein Kanal durch Süd-Veveland gegraben.
Die Stromlänge beträgt 400 lim, wovon 120 auf
Frankreich, 221 auf Belgien und, nur den einen der
beiden Mündungsarme gerechnet, 59 auf die Nieder-
lande kommen. Die schiffbare Länge ist 333 lim.
In den I. K548-1792 führten die Holländer die
Schließung der Scheldemündung durch und nahmen
dies Recht nach der Trennung Belgiens wieder in
Anspruch. Auf Andringen der Großmächte wurde
jedoch in dem Vertrage vom 19. April 1839 die
Freiheit der Scheldeschiffahrt anerkannt. Die Ab-