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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schlesien (Preußisch-)

und einigen Dörfern. Die Provinz grenzt im N. an die preuß. Provinzen Brandenburg und Posen, im O. an Posen, Russisch-Polen und Galizien, im S. an Österreichisch-Schlesien, Mähren und Böhmen, im W. an Böhmen und Sachsen (Königreich und Provinz) und hat einen Flächenraum von 40307,06 qkm. (Hierzu Karte: Schlesien.) Als S. an Preußen kam, unterschied man: 1) Niederschlesien oder die sog. neun alten Fürstentümer Glogau, Sagan, Jauer, Liegnitz, Wohlau, Schweidnitz, Breslau, Öls und Brieg nebst den Standesherrschaften Drachenberg, Beuthen, Carolath, Wartenberg, Militsch und Goschütz; 2) Oberschlesien oder die Fürstentümer Münsterberg, Neisse, Oppeln, Ratibor und Teile der Fürstentümer Bielitz, Teschen, Troppau und Jägerndorf, sowie die Standesherrschaften Pleß und Beuthen (ungefähr der jetzige Reg.-Bez. Oppeln); 3) die Grafschaft Glatz (s. d.).

Oberflächengestaltung. Die Provinz besteht aus Bergland und Flachland. Das Bergland umfaßt die kleinere Hälfte und wird durch eine flache Thalsenkung, das schles. Längenthal, welches die Provinz in der ganzen Länge von dem Ursprung der Malapane im O. bis zum Austritt der Schwarzen Elster im W. durchzieht, in ein südwestl. und ein nordöstl. Bergsystem geschieden. Die nördl. Grenze des südwestlichen, sog. Schlesischen Berglandes bezeichnet etwa die Linie, welche Niesky mit Hainau, Kanth, Grottkau und der obern Malapane verbindet und in einer Höbe von 155 bis 180 m liegt. Ein Busen des Tieflandes erstreckt sich hier zwischen der Glatzer Neisse und der Oder in das Bergland hinein, fast bis an die österr. Grenze. Von jener Grenzlinie erhebt sich das Land allmählich südwärts, bis es etwa 315 m Höhe erreicht. Sodann entwickelt sich nahe der Grenze das Schlesische Gebirge, das nur den mittlern, aber bedeutendsten Teil der Sudeten (s. d.) umfaßt und die höchsten Erhebungen Norddeutschlands, teilweise mit ausgebildetem Hochgebirgscharakter und reichen landschaftlichen Reizen, enthält, während die Provinz weder im NW. noch im SO. bis an den Gebirgszug dieses Systems selbst heranreicht. Im NW. gehören davon der Provinz nur wenige einzelne, vom Lausitzer Gebirge abgerückte Berge (Landeskrone 429 m) und Berggruppen an. Ebenso ziehen im SO. nur einzelne Ausläufer des Mährisch-Schlesischen Gebirges, welches Mähren von Österreichisch-Schlesien scheidet, über die preuß. Grenze herüber. Es gehören zur Provinz das Isergebirge (s. d.) mit der Tafelfichte (1123 m) und seine nördl. Vorstufe, weiter das Riesengebirge (s. d.) mit der Schneekoppe (1605 m), das Katzbachgebirge (s. d.) und das Waldenburger oder Niederschlesische Steinkohlengebirge mit den Porphyrmassen des Hochwaldes (830 m) und dem zerrissenen Neuroder Gebirge; das Glatzer Gebirge (s. d.) mit dem Eulengebirge (s. d., Hohe Eule 1014 m) und Reichensteiner Gebirge (Heidelberg 902 m), dem Glatzer Schneegebirge (Großer Schneeberg 1422 m), dem Habelschwerdter Gebirge (Hohe Mense 1085 m) und Heuscheuergebirge (920 m); die Vorstufe des Eulengebirges mit dem Zobten (718 m) und die Vorstufe des Mährisch-Schlesischen Gebirges mit der Bischofskoppe (886 m) im NO. des Altvaters und dem Plateau von Leobschütz. Im O. der Oder ist das Bergland nicht gebirgig und umfaßt nur ausgedehnte Plateaulandschaften mit welliger oder hügeliger Oberfläche. Hier liegt zunächst im S. der Malapane das Oberschlesische Steinkohlengebirge (s. Oberschlesisches Steinkohlenbecken), das im S. an die Weichsel, im O. an die Przemsza und Brinitza stößt und, nebst dem Polnischen Berglande, als Vorstufe der nördl. Vorkarpaten (Beskiden) zu betrachten ist. Dasselbe nähert sich zweimal der Oder, bei Ratibor und im Annaberg (406 m) bei Krappitz. Zwischen beiden Vorsprüngen befindet sich eine von der Ruda, Birawka und Klodnitz durchflossene Thalsenkung, die sich kreisförmig im O. bei Gleiwitz schließt, etwa 220 m hoch und wellig und reich an Eisenstein ist. Im N. dieser Einsenkung werden die Vorsprünge zum Plateau von Tarnowitz verbunden, welches eine mittlere Höhe von fast 315 m erreicht und nordwärts zur Malapane abfällt. Von ähnlicher Beschaffenheit ist seine südöstl. Fortsetzung, das Plateau von Nikolai, das sich südostwärts zur Weichsel und deren Nebenflüssen abdacht. Weiter von der Oder abgerückt, aber ihrer Strombahn parallel zieht sich, vom Quellbezirk der Malapane an, längs der Grenze von Polen und Posen, das Oberschlesische Juragebirge, das bis zu 350 m emporsteigt. Kaum in Verbindung mit diesem steht der Trebnitzer Landrücken (s. Katzengebirge), der als Wasserscheide zwischen Weide und Bartsch fast in gerader Linie von der Quelle der Weide bei Groß-Wartenberg westwärts bis Leubus zieht und bei Trebnitz im Weinberg 217 m Höhe erreicht. Durch das Thal der Oder von ihm getrennt, erstrecken sich von dieser bis zum Bober, das Tiefland Niederschlesiens durchlängend, die sog. Katzenberge, deren höchste Punkte nur noch 188-228 m erreichen und die sich in dem Märkischen Landrücken gegen NW. fortsetzen.

Gewässer, Klima. Der weitaus größte Teil der Provinz gehört zum Gebiet der Oder, kleinere Teile zu dem der Weichsel (im SO.) und der Elbe (Spree, Elster). Die Oder, der Hauptfluß der Provinz, gehört derselben auf 507 km an, 30 km weit als Grenzscheide gegen Österreichisch-Schlesien, dann flößbar bis Ratibor 27,4 km, von dort abwärts 450 km schiffbar. Die Oder nimmt innerhalb der Provinz rechts die Olsa, Ruda, Birawka, Klodnitz, Malapane, Stober, Weide und Bartsch, links die Oppa, Zinna, Stradune, Hotzenplotz, Glatzer Neisse mit der Steinau, die Ohlau, Lohe, Weistritz, Katzbach mit der Wütenden Neisse und der Schnellen Deichsel sowie außerhalb der Provinz den ihr größtenteils angehörigen und hier durch den Queiß verstärkten Bober und die Lausitzer Neisse auf. Die Weichsel, auf der Grenze fließend und auf 5 km schiffbar, empfängt links den Korzynicz und die Gostine, sowie die Przemsza, die von der Mündung der Brinitza bei Myslowitz abwärts 32 km schiffbar ist. Der einzige Schiffahrtskanal ist der Klodnitzkanal (s. d.) im oberschles. Berg- und Hüttenrevier. Von Landseen ist der bedeutendste der fischreiche Schlawersee im Kreis Freistadt an der Grenze von Posen, der 11 km lang und 2,7 km breit ist; bemerkenswert ist ferner die Militsch-Drachenberger Seengruppe. An Mineralquellen ist S. sehr reich: von den 16 Gesundbrunnen sind die besuchtesten Warmbrunn und Salzbrunn, ferner Charlottenbrunn, Flinsberg, Kudowa, Landeck, Langenau, Reinerz und Königsdorff-Jastrzemb.

Das Klima ist je nach der Höhenlage verschieden, gemäßigt und ziemlich günstig in den ackerbautreibenden Thälern, rauh auf den Höhen, namentlich in Oberschlesien und in den Gebirgslandschaften. Breslau hat ein Jahrestemperaturmittel von nur