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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmaltier - Schmarotzertum
Sa'id-Ismailia am Sueskanal und die Kongobahn
(s. d.) schmale Spur; in Algerien und Tunis sind S.
vorhanden und vielfach geplant. In Australien
giebt es zahlreicheS. mit einer Spurweitevon 1,06? m.
Über leicht verlegbare S. sür industrielle land-
und forstwirtschaftliche, bauliche u. s. w. Zwecke s.
Transportable Eisenbahnen. - Über die Spurweite
der S. vgl. auch den Artikel Spurweite. - Vgl.
Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, hg.
von Roll (Wien 1890 fg.).
Schmaltier, ein weibliches Stück Edelwild vom
1. Jan. nach der Geburt bis zur ersten Brunft.
Schmalwafsergrund, s. Dietharz.
Schmalz, Gesamtbezeichnung der in der Haus-
wirtschaft angewendeten animalischen Fette, deren
Konsistenz weich ist, und zwar weicher als die des
Talgs (Unschlitts); daher wird das Schweinefett
häufig auch Schweineschmalz genannt. In Süd-
deutschland dagegen versteht man unter S. durch
Schmelzen (Auslassen) gereinigte ungesalzene Butter
und zwar vorzugsweise diejenige, die längere Zcit
konserviert werden soll und in den Handel geht.
Pflanzenschmalz ist soviel wie Kokosbutter,
s. Kokosnußöl. Unter Schmalz öl oder Kunst-
schmalz versteht man Kunstbutter (s. d.).
Schmalz, Theodor Ant. Heinr., Staatsrechts'
lehrer und Publizist, geb. 17. Febr. 1760 zu Han-
nover, studierte zu Göttingen erst Theologie, dann
Rechtswissenschaften, habilitierte sich 1785, wurde
1787 Professor der Rechte zu Rinteln, 1789 zu Kö-
nigsberg, dort 1798 zugleich Konsistorialrat, 1801
Kanzler und Direktor der Universität, 1803 Direk-
tor der Universität zu Halle. Als diese Stadt an
das Königreich Westfalen siel, ging er nach Berlin
und trat 1809 in den Oberappellationssenat des
Kammergerichts. Bei der Gründung der Universi-
tät zu Berlin 1810 wurde er zum ersten Rektor und
zum Ordinarius der Iuristenfakultät ernannt. Er
starb daselbst 20. Mai 1831. In seiner Schrift
"Berichtigung einer Stelle in der Venturinischen
Chronik für das I. 1808" (Berl. 1815) verdächtigte
er den Tugendbund (s. d.). Ferner schrieb er unter
andern "Das Recht der Natur" (3 Bde., Königsb.
1795; neu bearbeitet u. d. T. "Die Wissenschaft des
natürlichen Rechts" von Iarcke, Lpz. 1831), "Ency-
klopädie der Kameralwissenschaften" (Königsb. 1797;
2. Aufl. 1819), "Handbuch des kanonischen Rechts"
(Berl. 1815; 3. Aufl. 1834), "Das europ. Völker-
recht" (ebd. 1817), "Lehrbuch des deutschen Privat-
rechts" (ebd. 1818), "Das deutsche Staatsrecht"
(ebd. 1825).
Schmalzbirnen, 10. Klasse des Lucasschen
Birnensystems (s. Birne, Bd. 3, S. 32d).
Schmalzöl, soviel wie Kunstbutter (s. d.).
Schmant, soviel wie Nahm (s. d.).
Schmantlöffel, s. Bergbohrer.
Schmarda, Lndw. Karl, Naturforscher und
Reisender, geb. 23. Aug. 1819 zu Olmütz, studierte
daselbst und in Wien Medizin und Naturwissen-
schaften, wurde dann Assistent bei der Lehrkanzel der
speciellen Naturgeschichte an der Iosephs-Akademic
zu Wien, 1847 Lehrer an der Landesrealschule zu
Graz. Von 1850 bis 1852 war er ord. Professor
an der Universität zu Graz und machte 1853-57
mit dem Ritter von Fridau eine Reise um die Welt,
auf der er namentlich in Südamerika sich längere
Zeit aushielt. Die folgenden Jahre lebte er teils in
Eteiermark, teils in Paris und Berlin. Im Jan.
1862 wurde er als Professor der Zoologie nach
Wien berufen. Von dem Marineministerium mit
der Berichterstattung über den Zustand der See-
fischerei an den österr. Küsten beauftragt, bereifte er
diese wiederholt während der Sommermonate der I.
1863-65. Im Austrag des Ackerbauministeriums
ging er 1868 an die franz. Küsten, um über die
Zuchtanstalten für Seetiere zu berichten. Er trat
1883 in den Ruhestand; 1884, 1886 und 1887 be-
reiste er Spanien, Algerien und Tunis und andere
Gegenden am westl. Mittelmeer. Als Zoolog be-
schäftigte er sich vorzugsweise mit den wirbellosen
Tieren. Unter seinen Schriften sind zu nennen:
"Kleine Beiträge zur Naturgeschichte der Infusorien"
(Wien 1846), "Andeutungen aus dem Seelenleben
der Tiere" (ebd. 1846), "Reise um die Erde in den
1.1853-57" (3 Bde., Vraunschw. 1861), "Die geogr.
Verbreitung der Tiere" (Wien 1853), "Zur Natur-
geschichte der Adria" (ebd. 1852), "Zur Natur-
geschichte Ägyptens" (ebd. 1854), "Neue wirbellose
Tiere" (1. Bd. in 2 Hälften, Lpz. 1859-61, mit
37 Tafeln). Als Lehrbuch für höhere Unterrichts-
anstalten verfaßte er "Grundzüge der Zoologie"
(Wien 1853) und "Zoologie" (2. Aufl., 2 Bde., ebd.
1877-78). Md. 8, S. 905 d).
Schmarotzende Hautflügler, f. Hautflügler
Schmarotzer, Tiere, die als Außenschmarotzer
auf oder als Binnenschmarotzer oder Einmieter in
andern Tieren beständig wohnen und sich auf ihre
Kosten ernähren. (S. Schmarotzertum.) - über
schmarotzende Pflanzen f. Parasiten.
Schmarotzerbienen, s. Bienen.
Schmarotzergewächse, s. Parasiten.
Schmarotzerhummeln, s. Hummeln.
Schmarotzerkrebfe, s. Copepoden.
Schmarotzertum oder Parasitismus,
eine in der Tierwelt weit verbreitete Erscheinung,
bei der gewisse Tiere zeitweilig oder immer in
oder auf dem Leibe anderer Tiere und meist zu-
gleich auf ihre Kosten leben. Es ist wahrschein-
lich, daß es keine Tierart giebt, die nicht ge-
legentlich zum Wirt wird, d. h. einen oder den
andern Schmarotzer( Parasiten) beherbergt,
manche, namentlich gewisse Fische, haben fast aus-
nahmslos Parasiten, andererseits finden sich über-
all bis zu den Wirbeltieren hinauf Arten, Gattun-
gen, Familien und ganze Ordnungen, die auf das
i^. angewiesen sind. Im allgemeinen kann man
sagen, daß der Schmarotzer einer niederern Tier-
ordnung angehört als der Wirt, doch erleidet diese
Regel mannigfache Ausnahmen, indem Tiere bei
Angehörigen gleicher Ordnung (z. B. Insekten bei
Insekten, Krebse bei Krebsen) oder selbst bei solchen
aus niederern Klassen (Krebse in Quallen, Mol-
lusken und Fische in Echinodermen) als Parasiten
vorkommen. Das S. selbst ist verschiedenartig.
In gewissem Sinne ist selbst die Frucht im Mut-
terleibe ein Parasit und bei manchen Würmern
(Lonklija) und Krebsen (Asseln, Rankenfüßer) sind
die Männchen entschiedene Schmarotzer bei den
Weibchen. Es können sich aber auch zwei verschie-
dene Tierarten (z. B. Krebse und Seeanemonen) zum
gegenseitigen Vorteil zusammenthun (s. Mutualis-
mus), oder es suchen die einen bei andern Schutz
und Unterschlupf, so namentlich Würmer und Krebse
bei Seeschwämmen. Diese, als Inquilinismus
bezeichnete Erscheinung kann auf die Gestalt des
Wirtes verändernd einwirken, ohne ihn sonst zu
schädigen (gallenbildende Krabben auf Korallen),
dürfte aber unter Umständen (Degeneration der