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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schneeprimel - Schneezäune
für Räumung von 1 km Gleis betragen in hart-
gefrorenem Schnee von 1,2 bis 4,75 m Tiefe für
einen gewöhnlichen Schneepflug etwa 7 M., für einen
Leslicschaufler etwa 1,5 M. In 1 Stunde können ge-
räumt werden: mit dem Schneepflug 6,6 km, mit
dem Schaufler 19,2 km.
Andere Gestalt haben die S. für Straßen und
Fußwege. Für fchmale Steige und ^chienenstränge
auf Straften wird der einfache Handschneepflug be-
nutzt, für Strahendämme der Strahensämeepflug,
der Breiten von 3 bis 4 in vom Schnee reinigt. Einen
günstigern Effekt hat der Schneepflug von Türkoop,
eigentlich eine Straßenkchrmaschinc, welche anstatt
der Bürstenwalze eine Anzahl einzeln um eine ge-
meinsame Achfe drehbarer, gekrümmter Schaufeln
besitzt, die den Schnee seitwärts schieben.
Zum Freihalten derStraßenbahngleise wer-
den Wagen gebaut, welche zwei von den Wagen-
achsen aus bewegte Vürstenwalzen besitzen. Beim
Fahren arbeitet stets die Bürste, welche vor der er-
sten Achse liegt, währeud die andere ausgerückt ist;
auf diese Weise wird durch Hin- und Nücksahren ein
Streifen von 2 m Breite frei gehalten. Mit Erfolg
sind elektrische Strahenwagen, mit Schaufelrädern
am Motor verfehen, zur Freibaltung der Gleise von
Schnee verwendet worden. Für besonders heftige
Schneestürme baut die "Union, Elektricitätsgesell-
schaft" (Berlin) nach dem System Thomson Houston
elektrische S., welche im stände sind, selbst fußbohen
Schnee von den Gleisen zu entfernen. Der 8,5 iu
lange und 2,6 m breite Wagen hat vier Motoren,
von denen zwei zur Bewegung des Wagens felbfl
und zwei zur Drehung der Walzen dienen.
Schneeprimel, f. Primel (Bd. 13, ^. 440a).
Schneeregionen, besser Regionen des
ewigen Schnees, Gegenden, in denen so viel
Schnee fällt, daß die die Schmelzung desselben be-
wirkenden Ursachen, als Sonnenstrahlung, Wind
und Regen, nicht vermögen, ihn in den Zeiten zwi-
schen den einzelnen Schneefüllcn hinwegzuschmelzen.
Die S. sind begrenzt durch die Schncclinien (s. Firn).
Schneereifen, s. Schneeschuhe.
Schneerofe, s. IieUedornä; auch soviel wie
Alpenrose (s. I^iioäollLiiäroQ).
Schneefchaufler, s. Schncepflüge.
Schneeschimmel, f. Ulii^ocwnia..
Schneeschuhe, im weitern Sinne alle schuharti-
gcn Vorrichtungen, die dazu dienen, das Einsinken
im Schnee zu verhindern, zu welchem Zweck ibre
Sohlcufläche im Verhältnis zum Fuß beträchtlich
vergrößert ist. Es gehören hierher der besonders in
den Alpcnländcrn gebräuchliche Schneereifen,
ein runder oder ovaler Holzreifen, der mit Schnü-
ren übcrsponnen ist und auf diesem Geflecht ein
Stück Lcder oder Gurt als Unterlage für den Fuß
trägt; dernorweg. Truge, ein ovaler und geschweif-
ter Holzreifen mit Netz aus Weiden- u. s. w.) Ge-
flecht, später Drahtgitterwerk, und Riemen zur Be-
festigung, und der indianische und canadische
Schneeschuh, aus Nahmen, zwei Querleisten, Netz
und Riemcnzug bestehend, von großer Formver-
schiedenheit. Während die genannten Formen der
E. wie beim gewöhnlichen Gehen (stapfend) benutzt
werden (wobei sich jedoch das Laufen auf cana-
dischcn S. dem Gleiten oder Schlürfen sehr nähert),
dient der Schneeschuh im engern Sinne, der aus
Holz (am besten Esche oder Buche) gefertigte nor-
dische Schneeschuh oder Ski zum Gleiten und
ist zu diesem Zweck auf Kosten der Breite bedeutend
verlängert. Das wechselnde Verhältnis zwischen
Breite und Länge (bis 1:27 und selbst 1:32) neben
Modifikationen in der fonstigen Bauart bedingt ver-
schiedene Typen des Skis, so besonders den Dal-,
Lappen-, Finnen- und Telemarktypus, von
denen sich der Telemarktypus als der für deutfche
Verbültnisse zweckmäßigste erwiesen hat. Die Länge
der S., die die Tragfähigkeit bedingt, richtet sich nach
dem Körpergewicht. Durchschnittsmaß ist 2,i5 bis
2,30 in. Die Tclemarkschuhe (s. nachstehende Abbil-
dung; a Seitenansicht, d von oben gesehen) sind
in der Mitte wellenförmig nach oben gebogen;
beim Gebrauch jedoch müssen sie sich infolge der Be-
lastung gerade so weit dnrchbiegen, daß sie horizontal
auf der Sckneeflüchc aufliegen, also federn, ein Um-
stand, der für die Erleichterung des Lanfens von
größter Bedeutung ist. Das vordere Ende ist auf-
wärts gebogen und spitz, das hintere beim Telemark-
ski stumpf, beim Lappen- und Finnenschuh ebenfalls
spitz und ausstrebend. An der Sohle verlaust zum
Zweck besserer Steuerung eine Rille. Die S. werden
am zweckmäßigsten mittels eines Zehenriemcns und
ledernen Fcrsenbügels an der Fußbekleidung (am
besten sog. Laufschuben) befestigt. Das Fortbewegen
gesckicbt mit möglichst genäherten Füßen, also nicht
durch Ausschreiten, wie beim Schlittschuhlauf, son-
dern so, daß die Spuren der S. zwei ununterbrochene
Parallelen bilden. Der (^tab, dessen man sich beim
Laufen bedient, soll möglichst wenig benutzt werden
und nur das Bremsen und Lenken unterstützen. Die
Scheibe an ältern Stäben hat gegenwärtig keine
Berechtigung mehr. Sie stammt aus der Zeit, in
der der ^tab von den Echneeschuhläufern zur Jagd
verwendet wurde.
S. find schon seit den ältesten Zeiten in Gebrauch.
Allgemein verbreitet ist ihre Anwendung besonders
ausser Skandinavischen Halbinsel, in Finland, Nord-
rußland, Kamtschatka, dem nö'rdl. Amerika und Ca-
nada. In Teutschland sind die S. seit einiger Zeit
mit großem Erfolg eingeführt; ihre praktische Ver-
wendbarkeit beim Militär, im Postwesen und im
Forstwesen ist erwiesen, und auch im Volk bricht sich
der gesunde Sport des Schnceschuhlaufens von
Jahr zu Jahr mehr Bahn. - Vgl. Nansen, Auf
S. durch Grönland (deutsch, 2 Bde., Hamb. 1890
-91); Das Schneeschuhlaufcn. Eine Darstellung,
der Gescbichte und der Bedeutung des Schneeschuh-
laufcus für Militär-, Jagd-, Sport- und Verkehrs-
wesen (hg. von der Redaktion der Zeitschrift "Tou-
rist", 2. Aufl., Verl. 1892); Schollmayer, Auf S.
iKlagenf. 1893); Max Schneider, Katechismus des
Wintersports (Lpz. 1894).
Schneetröpfchen, s. 6^antdu8.
Schneeweiß, Amalie, s. Joachim, Ios.
Schneewürmer, die weichen, sammetschwarzen
Larven der Gattung iLle^lioi-nä aus der Käfer-
familie der Weichhäutcr (s. d.), die unter Laub,
Moos, zwiscbcn Wurzeln u. s. w. überwintern und
durch plötzliches Tauwettcr oder durch Sturm aus
ihren Winterquartieren vertrieben werden, erschei-
nen bisweilen in großen Massen auf dem Schnee
und babcn dadurch Veranlassung zu der Sage vom
Inscktcnrcgen gegeben.
Schneezäune, s. Eisenbahnbau (Bd. 5, S.839a).