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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schnepfendreck - Schnierlach

den Vögel haben ein mehr oder weniger braunes, teils licht, teils dunkel gefärbtes, geflocktes oder gebändertes Gefieder, sie sind teils Zug-, teils Strichvögel. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Mollusken, Würmern, die sie aus sumpfigem und schlammigem Boden hervorholen. Die S. sind zum Teil nächtliche Tiere, leben paarweise, sind Bodennister und legen vier gelblich- oder grünlichbraune dunkler gefleckte Eier.

Die hauptsächlichsten in Deutschland vorkommenden Arten dieser Familie sind: 1) Waldschnepfe (Scolopax rusticola L., s. Tafel: Stelzvögel IV, Fig. 1). Der schmutzig fleischfarbene Oberschnabel ist etwas länger als der grünlichgelbe untere, biegsam, vorn kolbenartig erweitert, am Vorderende höchst nervenreich und daher sehr empfindlich. Der Oberrücken ist rotbraun, teilweise fein punktiert mit feinen schwarzen Querbinden, der Bauch gelblichweiß, dunkelbraun, leicht durchwellt. Diese S. wird 28-32 cm lang, zieht im Frühjahr aus dem Süden (Schnepfenstrich) nach Nordeuropa, wo sie am häufigsten brütet, und kehrt im Herbst wieder in die wärmern Länder, vorzüglich nach Südeuropa, zurück. Sie ziehen meistens nur nachts, vorzüglich bei Mondenschein, und halten sich tags über in feuchten lichten Waldungen, jungen Birkenbeständen u. dgl. auf. Da das Wildbret der S. sehr fein und wohlschmeckend ist, so wird ihnen eifrig sowohl mit Flinten als mit Schlingen und Netzen nachgestellt. Die Gedärme der S. enthalten in der Regel eine große Menge von Eingeweidewürmern, mit denen sie zusammengehackt und mit Gewürzen versetzt, auf Brotschnitten gebacken, als Leckerbissen (Schnepfendreck) genossen werden. 2) Sumpfschnepfen oder Becassinen (s. d.). 3) Pfuhlschnepfen (Limosa), von denen in Deutschland zwei Arten vorkommen. Die größere, Limosa aegocephala L., ist besonders im Sommer häufig in Holland zu finden, wo ihre Eier als Leckerbissen gelten. Nach Deutschland kommt sie im Herbst in geringzähligen Flügen. Zur Familie der S. gehören auch die Gattungen: Brachvogel (s. d., Numenius), Avocette (Recurvirostra), die Strandreuter (Himantopus), Wasserläufer (Totanus), Strandläufer (s. d., Tringa), Kampfläufer (s. d., Machetes), die alle in Deutschland vorkommen, u. a. m.

Schnepfendreck, s. Schnepfe.

Schnepfenstrauß, soviel wie Apteryx (s. d.).

Schnepfenthal, eine Erziehungsanstalt für Knaben im Landratsamt Waltershausen des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, zum Dorfe Rödichen gehörig, 12 km südwestlich von Gotha. Die Anstalt wurde von Christian Gotthilf Salzmann (s. d.) 1784 begründet. Die Zahl der Zöglinge beträgt durchschnittlich 70 Knaben im Alter von 9 bis 16 J., die meist für die Untersekunda einer höhern Schule vorbereitet werden. Die Leitung der Anstalt übernahm nach dem Tode des Begründers (1811) dessen Sohn Hofrat Karl Salzmann. Seit 1848 war die Anstalt im Besitz und unter der Leitung des Schulrats Wilh. Ausfeld, eines Enkels des Stifters; nach seinem Tode (1880) übernahm sie sein ältester Sohn Schulrat Dr. Wilh. Ausfeld, unter dessen Direktorat das 100jährige Bestehen der Anstalt gefeiert wurde. Die eigentümliche Salzmannsche Erziehungsweise der gleichmäßig geistigen und körperlichen Ausbildung der Knaben, die sich seit einem Jahrhundert bewährt hat, wird auch jetzt noch, wenn auch von Geschlecht zu Geschlecht den veränderten Anforderungen der Gegenwart angepaßt, befolgt und sichert S. eine der ersten Stellen unter den Erziehungsanstalten Deutschlands. - Vgl. Festschrift zur 100-jährigen Jubelfeier der Erziehungsanstalt S. (Schnepfenthal 1884).

Schnepfenvögel, s. Schnepfe.

Schnepff, Erhard, schwäb. Reformator, geb. 1. Nov. 1493 zu Heilbronn, studierte in Erfurt und Heidelberg Rechtswissenschaft und Theologie, wurde 1520 evang. Prediger in Weinsberg, 1524 in Wimpfen, half 1526 dem Grafen Philipp von Nassau bei der Reformation von Weilburg, wurde 1528 Professor und Prediger in Marburg, wo er dem Landgrafen Philipp von Hessen ein geschätzter Ratgeber war. S. kehrte 1534 nach Württemberg zurück, wo ihm und A. Blaurer (s. d.) von dem Herzog Ulrich die Reformation Württembergs übertragen wurde. 1544 wurde S. Professor in Tübingen, mußte aber 1548 als Vertreter der streng luth. Richtung sein Amt niederlegen und wurde 1549 Professor, Prediger und Superintendent in Jena. Er starb 1. Nov. 1558. - Vgl. J.^[Julius] Hartmann, S., der Reformator in Schwaben, Nassau, Hessen und Thüringen (Tüb. 1870).

Schnepper, eine kleinere Form der Armbrust (s. d.). Der S. wurde durch die Wippe gespannt, eine Art Hebel, der mit der Hand geleitet wurde.

Schnepper oder Schnäpper, ein chirurg. Instrument, dessen wesentliche Einrichtung darin besteht, daß mittels einer Stahlfeder eine oder mehrere meist kreuzweise gestellte, vorher in einer Kapsel verborgene, scharfe Klingen hervorgeschnellt werden. Die beiden Hauptarten dieses Instruments sind der Aderlaßschnepper (Phlebotomus), an dem nur eine Klinge befindlich ist, und der Schröpfschnepper (Scarificatorium), mit dem man mehrere, aber seichte Einschnitte in die Haut auf einmal macht. (S. Schröpfen.)

Schnepperer, s. Rosenblut, Hans.

Schnefel, eine Art der Bernsteinstücke (s. Bernsteinindustrie, Bd. 2, S. 842 a).

Schnetz, Jean Victor, franz. Maler, geb. 15. Mai 1787 in Versailles, gehörte zur Schule der Klassizisten, deren Hauptvertreter L. David ihn unterrichtete. Zuerst schuf er Kirchenbilder, wie den Barmherzigen Samariter für Valence (1819), ging dann nach Italien und widmete sich fortan der religiösen, histor. und Genremalerei. Seine Bedeutung tritt besonders in den Darstellungen aus dem ital. Volksleben hervor: Dem nachmaligen Papst Sixtus V. wird als Hirtenknabe seine künftige Größe gewahrsagt, Campagnolen vor der Tiberüberschwemmung flüchtend, Das Madonnengelübde, Der Mönch als Arzt u. a. Für die histor. Galerie zu Versailles malte er unter anderm: Prozession der Kreuzfahrer um Jerusalem, Schlacht bei Askalon 1099, Schlacht bei Cérisoles 1544; das Bild Attila erobert Aquileja befindet sich im Museum zu Amiens. Auch in Schilderungen des Alltagslebens hatte er Glück. S. wurde 1840 Direktor der Französischen Akademie in Rom, welche Stelle er 18 Jahre behielt. Er starb 17. März 1870 in Paris.

Schneuß, in der Baukunst, s. Fischblase.

Schneußen, in der Forstwissenschaft, s. Schneisen.

Schnierlach, franz. La Poutroye, Dorf und Hauptort des Kantons S. (11275 E.) im Kreis Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, an der Bechine und der Kaysersberger Thalbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Colmar), hat (1890)