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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schnigge - Schnitzler
2212 E., darunter 36 Evangelische, Postagentur, !
Telegraph, kath. Dekanat, Spital; Baumwollspin- !
nerei und -Weberei, Holzstofffabrik, Käse- und Kirsch- !
wasscrbereitung. Es wird als Luftkurort besucht.
Schnigge, einmastiges Fischerfahrzeug auf Wan-
geroog und Helgoland, namentlich für den Austern-
fang bestimmt. Auch die kleinern Kauffabrer der
alten Hansa hießen S.
Schnin, Stadt, f. Znin.
Schnippe, s. Abzeichen (der Zaustiere).
Schnirkelschnecken (^ßliciäas), die arten-
reichste (über 10000) landbewohnende Familie der
Lungenschnecken (s. d.). Man unterscheidet sie am
gerippten Kiefer und der sehr dichten und gleich-
mäßigen Radulabezahnung. (S. Weichtiere.) Ihre
Gehäuse sind sehr verschieden, bald langgestreckt
und mit einem Schließknöchelchen verseben, wie bei
den Schließmundschnecken (s. d.), bald spindelförmig
ohne Verschlußstück, wie bei den Pupen, von denen
die kleine Moosschraubschnecke (?upa. musco-
rum ^.) die gemeinste ist, bald und am häusigsten
mehr kuglig oder etwas abgeplattet, wie bei den
eigentlichen S. (llslix), welche Gattung allein in
Deutschland durch mehr als 40 Arten vertreten ist,
die kleinsten von der Größe eines Insektennadel-
köpfchens, die größte, die Weinbergschnecke
(Ilslix poinatiH ^>.), mit 4 cm hohem und ebenso
weitem Haus. Dadurch, daß viele Gehäuse, wie
bei der Garten- und Hainschnirkelschnecke
(Itßlix iiortenFig MÄl^T' und nsiuoi-aliZ _^.),
0-5 dunkle Bänder auf gelbem oder rötlichem
Grunde wechseln lassen, entsteht ein großer Varie-
tätenreichtum. Allein die Hainschnecke bringt es
auf 82 Verschiedenheiten. Die HeliceZ lassen der
Begattung längere Liebesspiele vorhergehen, wobei
von beiden Tieren ein zierlicher, kalkiger Liebespfeil
herausgestreckt und zum Anreiz in die Haut des
Partners hineingestoßen wird, worauf er abbricht.
Bis zur nächsten Brunstzeit wird im Pfeilsack ein
neuer Pfeil erzeugt. Alle S. haben in hohem Grade
das Vermögen, lange Zeiten der Trocknis in ihrem
Gehäuse, das sie durch eine erhärtende Schleim-
membrane verschließen, zu überstehen, bis der
nächste Regen sie erweckt. Die Weinbergschnecke
bildet sich für die Überwinterung einen dicken Kalk-
deckel, den sie im Frühjahr wieder abstößt. Ver-
loren gegangene Körperteile wachsen in sehr voll-
kommener Weise wieder, Fühler, Augen u. s. w.
Die Garten- und Hainschnirkelschnecke richtet durch
ihre Gefräßigkeit in Gärten oft vielen Schaden an,
bisweilen auch die gesprenkelte Busch schnecke
(Ü6iix ai-duZtoruui ^.).
Den Schaden, den die Kalkboden bevorzugende
große Weinbergschnecke thut, könnte sie leicht mit
ihrer eigenen Haut ersetzen, da sie ein ausgezeich-
netes Nahrungsmittel ist, das man in Süd/
deutschland recht zu schätzen weiß, das aber im Nor-
den der Menschheit verloren geht. In Schwaben,
namentlich um Ulm, werden sie massenhaft in sog.
Schneckengärten gehegt und gehen in Fässern zu
10000 Stück als Handelsartikel donauabwärts bis
Wien. Tausend Stück gemästeter und eingedecketer
kosten durchschnittlich 12 M. Am besten sind sie im
Anfang des Winters, wenn sie ihre Gehäusöffnnng
mit dem Kalkdeckel geschlossen haben. Die Schnecken
sind nicht bloß eine Fastenspeise, denn auch bei den
alten Römern waren sie sehr beliebt, die sie in
eigenen Behältern (eoekißai-ia.) mästeten. In Süd-
europa werden viele Arten gern verzehrt. Die S.
sind kosmopolitisch. - Vgl. Pfeiffer, NonoFi-aMa.
d6lic60lum vivLQtinm (8 Bde., Lpz. 1848-77).
Schnitt, in einer Zeichnung, s. Aufriß; S. der
Bücher (farbiger, marmorierter, gespritzter
u. s. w.), s. Buchbinderei (Bd. 3, S. 650 d). S. oder
Durchschnitt ist auch soviel wie Lochmaschine
ss. d. und Vlechbearbeitung, Bd. 3, S. 105d). Bei
Edelsteinen ist S. soviel wie Schliffform (s. Edel-
steinschleiferei); mugeligerS. s. Cabochon.
Schnittapparat, s. Gasdruckmesser.
Schnittbrenner, s. Gasbeleuchtung (Bd. 7,
S. 567d).
Schnitter, Joh., prot. Theolog, s. Agricola.
Schnitthölzer, s. Holzwaren.
Schnittkohl, s. Blattkohl.
Schnittlauch (^Iiwm ZckoLnoprNZUlli 1^.), be-
kannte, im Gemüsegarten kultivierte, als Zuthat zu
verschiedenen Speisen benutzte Art der Gattung
^Nium (s. d.). Der S. gedeiht in jedem Boden,
wird durch Teilung vermehrt und gegen Ende des
Winters im Gewächshause, Mistbeet oder auch in
der Küche in Töpfen gepflanzt angetrieben.
Schnittlinge, soviel wie Stecklinge (s. d.).
Schnittsalat, s. Gartensalat.
Schnittftanze, soviel wie Lochmaschine (s. d.);
s. auch Blechbearbeitung (Bd. 3, S. 105d).
Schnitttarife, s. Eisenbahntarife (Bd. 5,
Schnittzwiebel, s. Iakobslauch. lS. 888 d).
Schnitzel, Rübenschnitzel, s. Zuckerrübe.
Schnitzeljagd, diejenige Form der Parforce-
jagd (s. d.), bei der die Hunde sowie das Wild (der
Fuchs) durch Herren der Jagdgesellschaft (des Fel-
des), die Fährte aber durch Papierschnitzel darge-
stellt werden. Zu diesem Zweck reitet derjenige Rei-
ter, welcher die Stelle des Fuchses übernimmt, der
Jagdgesellschaft voraus und streut die Fährte; die
Herren, welche die Hunde vorstellen und von dem
Nl<3t6r oder Huntßiukm geleitet werden, suchen die
Fährte auf. Die übrigen Reiter dürfen, wie bei der
wirklichen Parforcejagd, den Hunden nicht vorbei-
reiten. Sobald der Fuchs in Sicht (2. vue) ist, hat
jeder Reiter das Recht, ihn frei zu jagen und da-
durch Halali zu machen, daß ihm entweder ein auf
den Rücken gebundener Fuchsschwanz entrissen oder
ein Schlag auf die linke Schulter versetzt wird.
Schnitzer, Eduard, Forschungsreisender, s. Emin
Pascha.
Schnitzerei, s. Bildschnitzerei, Elfenbeinarbeiten,
Holzbildhauerei, Holzschnitzerei. ^Chromoxyd.
Schnitzergrün, grüne Farbe, besteht aus
Fe/inNsi., hinter lat. Pflanzennamen Abkür-
zung für Adalbert Schnitzlein, geb. 1813, gest.
1868 als Professor der Botanik und Direktor >es
Votanischen Gartens zu Erlangen.
Schnitzler, Joh., Mediziner, geb. 10. April 1835
zu Groh-Kanizsa in Ungarn, studierte in Budapest
und Wien Medizin, war 1863-67 klinischer Assi-
stent von Oppolzer, habilitierte sich während dieser
Zeit als Privatdocent und wurde 1878 zum außer-
ord. Professor an der Wiener Universität, 1883 zum
k. k. Regierungsrat ernannt. Er starb 2. Mai 1893
in Wien. S. hat sich namentlich um die Lehre von
den Krankheiten der Atmungs- und Kreislaufs-
organe, insbesondere um die Techyik der Laryngo-
skopie und Rhinoskopie sowie um die örtliche Be-
bandluna der Kehlkopf- und Lungenkrankheiten große
Verdienste erworben. Unter seinen Schriften sind
hervorzuheben: "Die pneumat. Behandlung der Lun-
gen- und Herzkrankheiten" (Wien 1875 u. ö.), "Zur