Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

580
Schön (Martin) - Schönbach
Verfassung. Nicht ohne seine Mitwirkung geschah es,
daß nach dem Thronwechsel von 1840 die preuß.
Stände aus Verleihung einer reichsständischen Ver-
sassung antrugen; er wirkte dafür auch durch seine
Denkschrift: "Woher und wohin?" Bei der Hul-
digung in Königsberg ward S. unter Beibehaltung
des Oberpräsidentenpostens zum Staatsminister er-
nannt; indessen stimmten seine Ansichten zu wenig
mit der maßgebenden Politik überein, so daß er
1842 aus dem Staatsdienst schied. Ein Verein ost-
prcuß. Männer verehrte ihm bei dieser Gelegenheit
einen wertvollen Grundbesitz als Eigentum, während
ihm der König wegen seiner Verdienste um die Wie-
derherstellung der alten Ordensburg den Titel eines
Burggrafen von Marienburg verlieh. S. lebte seit-
dem auf seinem Gute Arnau bei Königsberg, wo er
23. Juli 1850 starb. Durch seine Mitteilungen an
Gelehrte beeinflußte er stark die histor. Überlieferung
der Befreiungskriege; fein Sohn gab dann im gleichen
Sinne des Vaters Denkwürdigkeiten und Briefe
heraus u. d. T. "Aus den Papieren des Ministers
und Burggrafen von Marienburg Theodor von S."
(6 Bde., Verl. 1875-83; Ergänzungen dazu bilden:
"Studienreisen eines jungen Staatswirts in Deutsch-
land", Lpz. 1879; "Weitere Beiträge und Nachträge
zu den Papieren des Ministers von S.", ebd. 1881;
"Studienreisen eines jungen Staatsmannes in Eng-
land", ebd. 1891). Die dagegen sich richtenden For-
schungen M. Lehmanns ("Knesebeck und S.", Lpz.
1875, und "Stein, Scharnhorst und S.", ebd. 1877),
die von ostpreusi. Seite mit der Schrift "Zu Schutz
und Trutz am Grabe S.s" (Berl. 1876) beantwortet
wurden, sind durch die 1889-90 erfchienenen "Er-
innerungen aus dem Leben des General-Feldmar-
fchalls von Boyen" (3 Bde.) in wesentlichen Punkten
bestätigt worden. Über S.s Anteil an der Stein-
Hardenbergschen Gesetzgebung vgl. E. Meier, Die
Neform der Verwaltungsorganisation unter Stein
und Hardenberg (Lpz. 1881).
Schön, Martin, Maler, s. Schongauer.
Schönaich, Adelsfamilie, s. Carolath-Beuthen.
Schönaich, Christoph Otto, Freiherr von, Dich-
ter, geb. 11. Juni 1725 zu Amtitz bei Guben, trat
1745 in kursä'chs. Kriegsdienste, nahm aber schon
1747 seinen Abschied und lebte seitdem in Amtitz.
Gottsched gab sein gewandtes, aber poesieloses Epos
"Hermann oder das befreite Deutschland" (Lpz. 1751;
4. Aufl. 1805) mit einer anpreifenden Vorrede her-
aus, fpielte S. gegen Klopstock und dessen Freunde
aus und ließ ihn 1752 zum Dichter krönen. S.
schrieb noch ein schwaches Heldengedicht: ".Heinrich
der Vogler" (Berl. 1757), mehrere Trauerspiele,
Oden u. dgl., und eine anonyme, nicht ganz witzlose
Satire gegen die neuern Dichter, besonders gegen
Bodmer und Klopstock: "Die ganze Ästhetik in einer
Nuß" (1794). Er starb, seit mehr als 30 Jahren er-
blindet, 15. Nov. 1807 in Amtitz.
Schönaich-Carolath, Prinz, s. Carolath.
Schönau. 1) Kreis im preuß. Neg.-Vez. Liegnitz,
hat 348,54 ywn und (1890) 24081 (11291 männl.,
12 790 weibl.) E., 2 Städte, 34 Landgemeinden und
33Gutsbczirke. -2) S. in Schlesien, Kreisstadt
im Kreis S., rechts an der Katzbach und der Neben-
linie Goldberg-Merzdorf (im Bau) der Preuh.Staats-
bahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amts-
gerichts (Landgericht Hirschberg), hat (1890) 1497 E.,
darunter 246 Katholiken, Postamt zweiter Klasse,
Telegraph, Fcrnsprecheinrichtung, evang. und zwei
kath. Kirchen, höhere Mädchenschule, städtische und
Kreissparkasse, städtisches Hospital, Kreiskranken-
haus. Südöstlich liegt Dorf Alt-Schönau mit
917 E., Schloß und Rittergut. - 3) Amtsbezirk
im bad. Kreis Lörrach, hat (1890) 15 266 E. in
26Gemeinden. -4) S. im Wiesenthal, Bezirks-
stadt im Bezirk S., rechts an der Wiese, im Schwarz-
wald, am südöstl. Fuß des Belchen, an der Linie
Zell-Todtnau der Süddeutschen Nebenbahn, Sitz des
Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
Waldshut), hat (1890) 1342 E., darunter 65 Evan-
gelische, Post, Telegraph, Baumwollspinnereien und
-Webereien sowie eine Bürstenholzfabrik. - 5) S.
beiHeidelberg, Stadt im bad. Kreis und Amts-
bezirk Heidelberg, im Odenwald, an der Stcinack,
hat (1890) 1980 E., darunter 346 Katholiken, Post,
Telegraph, evang. und kath. Kirche, Wasserleitung;
Fabriken für Leder und Schulbänke, Kunstwollfär-
berei und -Bleicherei, Bürstenfabrikation, Mühlen,
Ziegelei, Perlensifcherei und in der Nähe Forellen-
zucht. Das 1136 hier gegründete Cistercienserkloster,
dessen Refektorium jetzt als evang. Kirche dient,
wurde vom Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz
1560 franz. Flüchtlingen überlassen, welche den Ort
erbauten. - 6) S. bei Chemnitz, Dorf mit Ritter-
gut in der Amtshauptmannschast Chemnitz der sächs.
Kreishauptmannschaft Zwickau, im SW. von Chem-
nitz, hat (1890) 3155 E., darunter 73 Katholiken,
Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung; Fabrikation
von Strumpfwaren, Handfchuhen, Seife, Maschinen
und Fahrrädern, Mühlenbau und Färbereien.
Schönau. 1) Dorf im Gerichtsbezirk Hains-
pach der österr. Vezirksbauptmannschast Schluckenau
in Böhmen, an der Linie Rumburg - Nvz'do^ der
Böhm. Nordbahn, hat (1890) 2912, als Gemeinde
4120 deutsche E., Fabrikation von Stahl-, Po-
samentier- und Vandwaren, Wäsche- und Metall-
knöpfen, Borten, Gurten und Thürdrückern ans Vüf-
felhorn, Vernickelungsanstalt und Kunstblumen-
herstellung. - 2) Kurort, s. Teplitz.
Schönbach, Stadt im Gerichtsbezirk Wildstein
der österr. Bezirkshauptmannschaft Eger in Böhmen,
nahe der sächs. Grenze, an dem zur Eger gehenden
S., an der Lokalbahn Tirschnitz-S. (im Bau),
hat (1890) 3639 deutsche E., Schloß, Fachschule
sür Musikinstrumentenbau und bedeutende Instru-
menten- und Saitenfabrikation. Es giebt etwa 600
Instrumentenmacher mit 400 männlichen und 200
weidlichen Hilfsarbeitern, die jährlich herstellen etwa
91000 Geigen, 1930 Bratschen, 1200 Baßgeigen,
14200 Guitarren, Zithern und Mandolinen, 87000
Schachteln und 137 500 Hälse und Böden für Bässe,
Cellos und Geigen, 4800 Violinbogen, 105 800
Dutzend übersponnene Saiten, 72 600 Dutzend Stege,
56000 Dutzend Wirbel, ferner 2000 Blechinstru-
mente, 2000 Signalhörner, 3000 Klarinetten und
Flöten, fowie 3000 Etuis für Geigen und Zithern.
Seit 1885 besteht eine Accordeon- und Harmonika-
fabrik, und 1892 ist die vom Staate subventionierte
Darmsaitenherstellung eingeführt.
Schönbach, Ant., Germanist, geb. 29. Mai 1848
zu Rumburg in Böhmen, studierte in Wien und
Berlin bei Müllenhoff und Scherer, wurde 1872
Privatdocent in Wien, 1873 auherord., 1876 ord.
Professor der deutschen Sprache und Litteratur in
Graz. S. hat sich namentlich durch Ausgaben alt-
deutscher geistlicher Poesie und Prosa und Unter-
suchungen über ihre theol. Quellen verdient gemacht
("Über die Marienklagen", Graz 1874; "Mitteilun-
gen aus altdeutschen Handschriften", 5 Tle., Wien