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Schooner - Schopenhauer (Arthur)
nannt und ging 1822 als Indianeragent nach Michigan. Hier heiratete er die Enkelin eines Indianerhäuptlings, wurde 1839 zum Hauptagenten der Indianer des nördl. Departements ernannt und zog 1847 nach Washington, wo er 10. Dez. 1864 starb. Sein Hauptwerk ist die infolge einer Kongreßakte (1847) unternommene und auf Kosten der Regierung herausgegebene "Historical and statistical information respecting the history, condition, and prospects of the Indian tribes of the United States" (6 Bde., mit 336 Kupfern, Philad. 1851-57). Andere bedeutende Werke sind: "Travels in the central portions of the Mississippi valley" (1825), "Narrative of an expedition through the Upper Mississippi to Itasca Lake" (1834, erweitert 1853), "Algic researches" (2 Bde., Neuyork 1839), "The myth of Hiawatha and other oral legends" (Philad. 1856), "Oneota, or characteristics of the red race of America" (Neuyork 1844; neue Aufl. u. d. T. "The Indian in his wigwam", 1848), "Notes on the Iroquois" (Albany 1846; mit Fortsetzungen 1847 u. 1848), "The red race of America" (1847), "Personal memoires of a residence of thirty years with the Indian tribes" (Philad. 1851), "Scenes and adventures in the semi-alpine regions of the Ozark Mountains" (ebd. 1853).
Schooner, soviel wie Schoner (s. d.).
Schoonhoven (spr. schohn-), Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, am rechten Ufer des Lek, mit Salmfischerei, Silber- und Kupferwarenindustrie, hat 4303 E. und Bartholomäikirche.
Schooreel, Schoorl, Jan van, Maler, s. Scorel.
Schopenhauer, Arthur, Philosoph, geb. 22. Febr. 1788 in Danzig, Sohn des Bankiers Heinr. Floris S. und der als Schriftstellerin bekannten Johanna Schopenhauer (s. d.), hielt sich in seiner Jugend mit den Eltern längere Zeit in Frankreich und England auf und erlangte so eine ausgezeichnete Bekanntschaft mit der Sprache und Litteratur beider Länder. 1809 bezog er die Universität Göttingen, widmete sich zuerst den Naturwissenschaften und der Geschichte, wurde aber durch Gottlob Ernst Schulze der Philosophie zugeführt und namentlich auf Plato und Kant hingewiesen. 1811 ging er nach Berlin, um Fichte zu hören, fand sich jedoch in seinen Erwartungen getäuscht. 1813 promovierte er in Jena mit der Abhandlung "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" (Rudolst. 1813; 5. Aufl., Lpz. 1891). Darauf brachte er den Winter in Weimar zu, wo er Goethes nähern Umgang genoß und durch den Orientalisten Fr. Majer in das ind. Altertum eingeführt wurde. In den J. 1814-18 privatisierte er in Dresden. Im Herbst 1818 reiste S. nach Rom und Neapel. Nach der Rückkehr habilitierte er sich 1820 an der Universität zu Berlin, hielt aber nur ein Semester hindurch Vorlesungen. 1822 wandte er sich wieder nach Italien, kehrte 1825 nach Berlin zurück und siedelte 1831 nach Frankfurt a. M. über, wo er seitdem lebte und 21. Sept. 1860 starb. Sein philos. System legte S. in seinem Hauptwerke "Die Welt als Wille und Vorstellung" (Lpz. 1819; 8. Aufl., 2 Bde., ebd. 1891) dar. Vorher noch veröffentlichte er die Abhandlung "Über das Sehn und die Farben" (Lpz. 1816; 3. Aufl. 1870; in lat. Bearbeitung in Radius’ "Scriptores ophthalmologici minores", Tl. 3, ebd. 1830). In günstiger äußerer Lage und ohne Amt, konnte S. seine Zeit ganz der Ausbildung seines Systems widmen. Nach einem vieljährigen Schweigen der Indignation über die Nichtbeachtung seines Hauptwerkes und die weite Verbreitung der Hegelschen Philosophie, der er gänzlich abgeneigt war, veröffentlichte er erst 1836 wieder eine kleine Schrift: "Über den Willen in der Natur" (Frankf. a. M. 1836; 5. Aufl., Lpz. 1891), welche die Bestätigung seiner Willensmetaphysik durch die empirischen Wissenschaften erörtert. Die königlich norweg. Societät der Wissenschaften zu Drontheim krönte 1839 eine von ihm eingelieferte Preisabhandlung "Über die Freiheit des menschlichen Willens" und ernannte ihn zu ihrem Mitgliede. Diese Abhandlung gab er, zusammen mit der Schrift "Über das Fundament der Moral", u. d. T. heraus: "Die beiden Grundprobleme der Ethik" (Frankf. a. M. 1841; 4. Aufl., Lpz. 1891). Zu der 1844 erschienenen zweiten Auflage seines Hauptwerkes "Die Welt als Wille und Vorstellung" lieferte er einen ganzen Band "Ergänzungen". Sein letztes Werk: "Parerga und Paralipomena" (Berl. 1851; 7. Aufl., Lpz. 1891), enthält eine Sammlung seiner kleinern philos. Schriften, die wegen ihrer populären Form besonders dazu beitrugen, seine Lehre auch in weitern Kreisen bekannt zu machen. Aus dem Spanischen übersetzte er "Balthazar Gracians Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit" (Lpz. 1862; 4. Aufl. 1891). Seine Werke wurden hg. von Frauenstädt (6 Bde., Lpz. 1873-74; 2. Aufl., neue Ausg., 1891), Grisebach (6 Bde., ebd. in Reclams "Universalbibliothek"), Steiner (Bd. 1-6, Stuttg. 1894, in der "Cottaschen Bibliothek der Weltlitteratur"). Den handschriftlichen Nachlaß S.s gaben Frauenstädt (Lpz. 1864) und Grisebach (Bd. 1-4, ebd., in Reclams "Universalbibliothek") heraus. Ein "Schopenhauer-Register" (Lpz. 1890) veröffentlichte Hertslet. Den "Briefwechsel zwischen Arthur S. und Joh. Aug. Becker" gab J. K.^[Johann Karl] Becker (Lpz. 1883), eine Sammlung "Schopenhauer-Briefe" L. Schemann (ebd. 1893) und "Schopenhauers Briefe" E. Grisebach (ebd.) heraus. Schemann veröffentlichte aus dem Nachlasse K. Bährs, eines Freundes S.s: "Gespräche und Briefwechsel mit Arthur S." (Lpz. 1894).
Das Wesen und der Kern aller Dinge, das "Ding an sich", ist nach S. dasselbe, was in unserm eigenen Innern sich als Wille kundgiebt. Dieser Wille erscheint in der Welt auf verschiedenen Stufen der Objektivation (Wahrnehmbarkeit). Er ist kein Resultat der Erkenntnis, sondern von dieser grundverschieden und völlig unabhängig. Erst auf der Stufe des Tierreichs versieht sich der Wille mit einem Intellekt, und nun erst steht auch die Welt als eine objektive, d. h. vorgestellte, dem erkennenden Subjekt gegenüber. In der gesamten Natur, von der tierischen abwärts, wirkt der Wille erkenntnislos. Im Unorganischen werden seine Äußerungen in Bewegung gesetzt durch bloße Ursachen, im vegetativen Leben der Pflanze und des Tieres durch Reize, erst bei animalischen, d. h. erkennenden Wesen, durch Motive, und zwar bei den Tieren durch anschauliche, bei Menschen überdem durch begriffliche (abstrakte) Motive. Doch dieser Unterschied betrifft bloß die Erscheinung des Willens; an sich ist er auf allen Stufen, von der niedrigsten bis zur höchsten, Einer, ist Wille zum Leben. An diese Grundanschauungen knüpfte S. eine eigentümliche Ästhetik und Ethik, jene auf Platonischer Grundlage, diese vermöge ihres pessimistischen Charakters mit dem Brahmanismus und Buddhismus verwandt. Im Gegensatz zu andern nach, kantischen Systemen, welche die Welt a priori kon-^[folgende Seite]