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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schopenhauer (Johanna) - Schöpfrad

struieren, bemüht sich S., die gegebene Welt zu entziffern, ihren Sinn und ihre Bedeutung zu ergreifen. Daher beruhen seine Sätze nicht auf langen Schlußketten, sondern sind unmittelbar aus der anschaulichen Welt selbst, aus der äußern und innern Erfahrung, geschöpft. Nächst dem reichen Inhalt seiner Werke ist auch die sprachliche Darstellung höchst anziehend, so daß er zu den besten deutschen Prosaikern gezählt werden darf. Trotzdem fand S. erst in den letzten Lebensjahren die verdiente Beachtung, wozu wesentlich die Schriften seines Schülers Frauenstädt (s. d.) beitrugen.

Ein Verzeichnis der sehr umfangreichen Litteratur über S. wurde veröffentlicht von Laban ("Die Schopenhauer-Litteratur", Lpz. 1880) und Grisebach ("Edita und Inedita Schopenhaueriana", ebd. 1888). Hervorzuheben ist: Seydel, S.s philos. System (Lpz. 1857); Gwinner, S. aus persönlichem Umgange dargestellt (ebd. 1862; in neuer, umgearbeiteter Auflage u. d. T. "S.s Leben", ebd. 1878); ders., S. und seine Freunde (ebd. 1863); Foucher de Careil, Hegel et S. (Par. 1862); Haym, Arthur S. (Berl. 1864); Asher, Arthur S. Neues von ihm und über ihn (ebd. 1871); Th. Ribot, La philosophie de S. (Par. 1874; 2. Ausg. 1885); O. Busch, Arthur S. (2. Aufl., Münch. 1878); Koeber, Die Philosophie Arthur S.s (Heidelb. 1888); Kuno Fischer, Arthur S. Leben, Charakter und Lehre (ebd. 1893); Rud. Lehmann, S., ein Beitrag zur Psychologie der Metaphysik (Berl. 1894).

Schopenhauer, Johanna, geborene Trosiener, Schriftstellerin, geb. 9. Juli 1766 zu Danzig, verheiratete sich mit dem Bankier Heinr. Floris S., lebte seit 1793 mit ihrem Gatten in Hamburg, nahm 1806 nach dessen Tode ihren Wohnsitz in Weimar; 1832-37 lebte sie in Bonn, dann in Jena, wo sie 16. April 1838 starb. Erst spät erwachte ihre Lust zum Schriftstellern. Auf Cottas Wunsch schrieb sie Fernows Leben (Tüb. 1810), dem Beschreibungen ihrer zahlreichen Reisen, auch ein Band "Novellen, fremd und eigen" (Rudolst. 1816) folgten. Feine Beobachtung, verbunden mit einer leichten und eleganten Darstellung, erwarben ihren Schriften namentlich bei weiblichen Lesern Beifall. Die Liebhaberei wurde zur bittern Notwendigkeit, da sie den größten Teil ihres Vermögens verlor. Jetzt wandte sie sich der Romanschriftstellerei zu. Ihre "Gabriele" (3 Bde., Lpz. 1819-21; 2. Aufl. 1826) ist eine tüchtige, auch von Goethe anerkannte Leistung; die folgenden Werke, z. B. "Die Tante" (2 Bde., ebd. 1823), "Sidonia" (3 Bde., ebd. 1828; neue Ausg., 2 Bde., ebd. 1837), sind von geringerm Werte. Ihren "Sämtlichen Schriften" (24 Bde., ebd. 1830-31) schließt sich ihr litterar. "Nachlaß" (2 Bde., Braunschw. 1839; 2. Ausg. 1847) an. Ihr Sohn war der Philosoph Arthur S.

Ihre Tochter, Luise Adelheid S., geb. 12. Juni 1797 zu Hamburg, bewies sich in "Haus-, Wald- und Feldmärchen" (2 Bde., Lpz. 1844) und im Roman "Anna" (2 Bde., ebd. 1845) als gewandte Erzählerin. Sie starb 25. Aug. 1849 in Bonn.

Schöpf, Peter, Bildhauer, geb. 1804 zu München, wo er sich als Schüler der Akademie heranbildete. Seit 1832 entfaltete sich sein Talent unter Führung Thorwaldsens in Rom, und es entstanden im Sinne antiker Plastik eine Reihe hervorragender Marmorbildwerke: Hirtenknabe, Ödipus und die Sphinx, Sappho, eine Venus, Büsten für die Walhalla und die Ruhmeshalle bei Kelheim, der Vulkan in einer der Frontnischen der Glyptothek in München, Relief eines Amor, Merkur u. a. Nach den Modellen Martin Wagners führte S. Reliefs für die Walhalla aus; die Konradin-Statue Thorwaldsens für Sta. Maria del Carmine zu Neapel hat er vollendet (1847). Er starb 13. Sept 1875 in Rom.

Schöpfbuhnen, s. Buhne.

Schopfheim. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Lörrach, hat (1890) 20955 E. in 28 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks S., an der Wiese, im Schwarzwald, an der Linie Basel-Säckingen und der Nebenlinie S.-Zell (7,2 km) der Bad. Staatsbahnen, mit Tunnel (2800 m lang), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Waldshut) und einer Handelskammer, hat (1890) 3133 E., darunter 899 Katholiken und 17 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche (1892), Realschule, Gewerbeschule, Gasanstalt; Baumwollspinnerei und -Weberei, Bleicherei, Färbereien, Gerberei, Töpfereien, Papier- und Thonwarenfabrikation, Ziegeleien, Mühlen, Holzbearbeitungsanstalten und Holzhandel. Nahebei die Hebelshöhe mit Bronzebüste des Dichters Hebel. Am südl. Ende des Tunnels das Dorf Hasel mit 702 E. und berühmter Tropfsteinhöhle; in der Nähe Lustkurort Schweigmatt mit großem Kurhotel.

Schöpfkelle, s. Kelle.

Schöpflin, Joh. Dan., Geschichts- und Altertumsforscher, geb. 6. Sept. 1694 zu Sulzburg im Breisgau, studierte in Basel und Straßburg prot. Theologie, Geschichte und Altertumskunde und wurde 1720 Professor der Geschichte und Beredsamkeit an der Universität Straßburg. 1726 bereiste er Frankreich, Italien und England. Nach seiner Rückkehr erhielt er ein Kanonikat zu St. Thomas und wurde 1740 durch Ludwig XV. zum Historiographe du Roi ernannt. Er starb 7. Aug. 1771 in Straßburg. S. schrieb mit großem Fleiß und großer Gelehrsamkeit: "Alsatia illustrata" (das "Erläuterte Elsaß", 2 Bde., Colmar 1751-61). Die Fortsetzung dazu erschien nach seinem Tode (hg. von Lamey) u. d. T. "Alsatia diplomatica" (2 Bde., Mannh. 1772-75). Die letzte große Arbeit S.s war die "Historia Zaringo-Badensis" (7 Bde., Karlsr. 1763-66). S. ist der Begründer der kurpfälz. Akademie der Wissenschaften von Mannheim und der Akademie von Brüssel. Seine reiche Bibliothek und sein Museum vermachte er der Stadt Straßburg; beim Bombardement Straßburgs 24. Aug. 1870 gingen beide zu Grunde. - Vgl. Pfister, Jean Dan. S. (in den "Annales de l’Est", Bd. 1 u. 2.

Schopfpavian (Cynocephalus niger Desm.), so genannt wegen seines Kopfschmuckes, wegen seiner Färbung auch schwarzer Pavian genannt; der einzige nicht afrik. Pavian, in Celebes heimisch.

Schöpfrad, eine Wasserhebemaschine, bestehend aus einem sich um eine horizontale Achse drehenden Rad, welches auf seinem Umfange mit Gefäßen besetzt ist, die ins Wasser tauchen, sich mit Wasser füllen und dasselbe in eine Rinne ausgießen, sobald sie ihren höchsten Stand erreicht haben. Die Gefäße können beweglich sein; sie hängen dann in Scharnieren und kippen um, wenn sie mittels eines seitlich an ihnen angebrachten Bügels an die Rinne streifen. Sind dieselben fest, so müssen sie derart angeordnet sein, daß sie in der höchsten Stellung das Wasser von selbst ausfließen lassen. Ein Zellenrad ist ein S., dessen Radkranz durch Scheidewände in Zellen geteilt ist, welche auf ihrem Umfang oder seitlich die zum Schöpfen und Ausgießen