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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schuschter - Schußwunden
Schufchter, bei Plinius Sostra, im arab.
Mittelaltcr Tuster, Stadt in der pers. Provinz
Chusistan oder Arabistan, am Abhang des Gebirges
und am Karun, hat 20000 E., verfallene Straßen,
Ruinen, eine Masdsched (Moschee) i Dschumaa mit
prächtiger Halle; Verfertigung baumwollener Tep-
piche und Filzwaren. Durch Schisfbarmachung der
Karun wird ein Aufschwung erwartet, da S. am
Teilungspunkt der Straßen nach Ispahan und
Schuß, s. Schießen. Murudschird liegt.
Schußbremse, s. Rücklaufbremsen.
Schußbrett, s. Wagen.
Schüfselflechte, s. I^canoi-Ä und ^ai-m^iia.
Schüsselpfennig, s. Vrakteatcn.
Schusse", 50 Km langer Zufluß des Voden-
secs im württemb. Donaukreis, entspringt bei
Schussenried, nimmt die Steinach, die Wolfegger
Ach und die Schwarzach auf, berührt südlich Ravens-
burg und mündet im SO. von Friedrichshafen.
Schussenried, Dorf im Oberamt Waldsee des
württemd. Donaukreises, nahe der Schnsscnquclle,
an der Linie Ulm-Friedrichshafen der Württemb.
Staatsbahnen, hat (1890) 2791 E., darunter 370
Evangelische, Post, Telegraph, kath. Kirche, Schloß,
ehemals Prämonstratenserabtci (1183), jetzt Staats-
irrenanstalt und ein königl. Eiscnschmclzwerk (Wil-
helmshütte). Im nahen Moor war eine Pfahlbau-
station, die reichhaltige Funde ergab.
Schusser, steinerne Spielkugeln, s. Klickcr.
Schufserbaum, Pflanzenart, s. (^'innocwäuL.
Schußfäden, s. Weberei.
Schußfraktur, s. Schuhwunden.
Schußriegel, s. Gerüste.
Schußspulmafchine, s. Flachsspinnerei (Bd. 6,
S. 861 d und Taf. I, Fig. 4).
Schußwaffen, soviel wie Handfeuerwaffen (s.d.).
Schußwasser, s. Arkebusade.
Schußweite, s. Flugbahn.
Schußwunden (Vuwei-a Lciopßtaria), Wunden
(s.d.), die vermittelst der Feuerwaffen hervorgebracht
werden; sie haben im allgemeinen die Bedeutung
der gequctfchten und gerissenen Wunden. Das me-
tallene Geschoß (s. d.) trennt nicht bloß die Gewebe-
teile, wie z. B. ein Schnitt mit einem Messer oder
ein Hieb mit einem scharfen Säbel, sondern es zer-
malmt die Teile und zerrt sie auseinander <s. Hy-
draulische Pressung). Die quetschende und reißende
Wirkung des Geschosses beschränkt sich aber wegen
der Schnelligkeit desselben in den weichen Teilen
meist auf die nächste Umgebung des Wundkanals;
nur an den Knochen bewirkt das Geschoß meist
ausgedehnte Zersplitterung (Schußfraktur). Die
Schwere der S. richtet sich nach dem verletzten Organ.
S., welche wichtige Körperteile (das Gehirn, Rücken-
mark, große Blutgefäße, Brust- oder Baucheinge-
weide) getroffen haben, sind meist schnell tödlich,
weshalb wenig Verletzte dieser Art in die Lazarette
kommen. Schußverletzungen größerer Blutgefäße
verraten sich nicht immer sogleich durch starke Blu-
tung; denn die Häute der zerschossenen Gefäße sind
oft so unregelmäßig getrennt, daß sie sich nach innen
einrollen und das Gefäß verstopfen. Nach einigen
Tagen Pflegt dann eine Nachblutung einzutreten.
Ist der Schuß sehr schräg gegen die Körperoberfläche
gerichtet, so reißt das Geschoß eine grabenförmige
Wunde auf (Streifschuh); trifft das Geschoß
mehr senkrecht auf die Körperoberfläche, so macbt es
einen Wundkanal, der blind oder durchgehend
(Haarseilfchttß) sein kann. In blinden Schuß-
kanälen steckt in der Negel noch das Geschoß, es
kann icdock wieder herausgefallen oder durch die
von ihm eingestülpten Kleidungsstücke wieder her-
ausgezogen sein. Auch in durchgehenden Schusi-
kanülen kann sich noch ein Gefchoß finden, wenn die
Ausgangsöffnung von einem Stück des Geschos-
ses oder einem Eiscngcschoh, oder einem Knochen-
splitter u. dgl. herrührt. Am durchgehenden Schuß
unterscheidet man Ein- und Ausgangsöffnung;
erstere sieht mehr wie eine gequetschte, letztere mehr
wie eine gerissene Wunde aus. Bei Schüssen aus
nächster Nähe findet man die Umgebung der Ein-
gangsöffnung von eingedrungenen Pulverkörnern
geschwärzt. Matte Geschosse dringen oft nicht durch
die Haut ein, sondern machen nur eine Quetschung
(Prells ch uß), deren Spuren häufig an der zähen
und elastischen Haut kaum zu entdecken sind, wäh-
rend sich unter der unversehrten Haut erhebliche
Verletzungen (einfache Knochenbrüche, Muskel- und
Eingcwcidezerreißungen) finden. Früher glaubte
man, in solchen Fällen habe das Geschoß den Körper
gar nickt getroffen, und nannte sie Luftstreiffchüsfe.
Die Wirkung eines Schusses ist übrigens sehr
verschieden. Man unterscheidet zunächst direkte und
indirekte Geschosse; erstere kommen aus dem Lauf
der Feuerwaffen, letztere sind von erstern in Be-
wegung gesetzt. Die alten Flintenkugeln wurden
durch Widerstände, namentlich Knochen, leicht von
ihrer Bahn abgelenkt, umzogen dann wohl im Bo-
gen den betreffenden Körperteil, z. V. den Brustkasten
(Contonrsch üsse). Bei den konischen Geschossen
der Büchsen ist dies seltener beobachtet worden; diese
durchdringen den Körperteil meist in gerader Rich-
tung. Alle Vleigeschosse können sich, wenn sie matt
sind, am Knochen abplatten, sie verändern überhaupt
ihre Form. Die modernen Stahlmantelgeschosse
des kleinen Kalibers behalten meist ihre Form und
sind durch eine gewaltige Durchschlagskraft aus-
gezeichnet. Die Schrotschußwunden sind von ge-
ringer Bedeutung, da die Schroten meist nicht tief
eindringen können. Indirekte Geschosse sind die
von den Geschossen fortgeschleuderten Steine, Holz-
splitter, Glasstückchen u. dgl., ferner Knöpfe, Mün-
zen, Ringe und andere Gegenstände, welche die Ver-
letzten an sich getragen haben sowie auch Fetzen der
Kleidungsstücke, endlich von dem Geschoß losgelöste
und fortgeschleuderte Knochensplitter. Indirekte Ge-
schosse können wegen ihrer unregelmäßigen Gestalt
reckt schlimme Zerreißungen anrichten. Metallene
Geschosse von regelmäßiger Form heilen bisweilen
in den Körper ein, besonders leicht Schrotkörner.
Mit und außer dem Geschoß eingedrungene Zeug-
und Holzstückchen veranlassen in der Regel sehr be-
deutende Eiterungen.
DieBehandlungderS. ist antiseptisch oder asep-
tisch. Für den ersten Notverband, bis zum Eintreffen
ärztlicher Hilfe, genügt meist das Bedecken der Wunde
mit Jodoform und einem antiseptischen Verbandstoss
(Mull, Watte), welcher durch eine Mullbinde oder
ein sauberes Tuch befestigt wird. Von besonderer
Wichtigkeit ist die Stillung der Blutung und
die Entfernung des Geschosses und son-
stiger Fremdkörper (Kleiderfetzen, Erdteile
u. s. w.). Allzu langes Suchen nach der Kugel ist
aber verwerflich, sie kann ohne Schaden einheilen
oder nach Bedarf später entfernt werden. Eingeheilte
Kugeln verlassen ost ihren ursprünglichen Sitz, sie
"wandern". Die Behandlung der Komplikationen
der S., z. B. Knochenbrüche, erfolgt nach allgemein