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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schura - Schuscha
gras als Bevollmächtigten zu den Friedensverhand-
iungen nach Osnabrück. Im folgenden Jahre wnrde
S. als Pastor zu St. Iakobi nach Hamburg berufen,
wo er 26. Okt. 1661 starb. Er verfaßte lebendige,
temperamentvolle, durch realistische Sittenbilder ge-
würzte Satiren, die großenteils aus seiner volkstüm-
lichen Predigt erwuchsen. Seine "Schriften" (tzanau
1663; 6. Aufl., Frankf. 1719) sind einfach und ge-
meinverständlich geschrieben und frei von aller steifen
Gelehrsamkeit. Sein "Freund in der Not" wurde
.halle 1878 neu gedruckt. - Vgl. Ölze, V. S. Ein
Veitrag zur Geschichte des christl. Lebens in der
ersten Hälfte des 17. Jahrh. (Hamb. 1885); Vaur,
S. als Prediger (Programm, Lpz. 1888); Bischoff,
I. V. S. (Nürnb. 1890); Stotzner, Beiträge zur
Würdigung von S.' lehrreichen Schriften (Lpz.1891).
Schura, russ. Stadt, s. Temir-Chan-Schura.
Schürer, Emil, prot. Theolog, geb. 2. Mai
1844 zu Augsburg, studierte in Erlangen, Berlin
und Heidelberg, habilitierte sich 1869 in Leipzig,
wurde daselbst 1873 außerord. Professor, 1878 ord.
Professor in Gießen, 1890 in Kiel, 1895 in Göttin-
gen. Er schrieb das bedeutende "Lehrbuch der neu-
testamentlichen Zeitgeschichte" (Lpz. 1874), das in
zweiter Auflage u. d. T. "Geschichte des jüd. Volks
im Zeitalter Jesu Christi" (2 Bde., ebd. 1886-90)
erschien. S. redigiert die von ihm 1876 begründete
"Tbeol. Littcraturzeitung" (seit 1881 mit Harnack).
Schürfen, das Aufsuchen von Erzgängen, La-
gern und Flözen mittels Schurfgraben, Schürfstollen
oder Schmffchächten. Am Comstock in Nevada hat
man auch Versuche gemacht, Erze mit Hilfe des
elektrischen Stroms zu erschürfen. - Das S.
im rechtlichen Sinne schließt indes nicht notwendig
mit dem Finden des Minerals ab, sondern es
können, je nach dem Inhalt der Berggesetze, auch
diejenigen Arbeiten darunter verstanden werden,
welche nach eingelegter Mutung die Ausrichtung
und Ausschließung der Lagerstätte behufs Erlangung
der Vergbauberechtiguug zum Zwecke haben. So
die Ioachimsthaler Vergordnung vom I. 1548,
Tl. II, Art. 1; das Österr. Verggesetz vom 23. Mai
1854, ß. 13. Das Preuß. Mg. Verggesetz vom
24. Juni 1865, F. 13, unterwirft die Versuchsarbei-
ten, welche der Muter noch vor der Verleihung aus-
führt, den Bestimmungen, die über das S. gegeben
sind. Über das Rechtsverhältuis des S. zum Grund-
eigentümer s. Vergwerkseigentum (Bd. 2, S. 784,d)
sowie Freischurf. Md. 7, S. 555a).
Schürfhacke, Wegeschaufel, s. Gartengerüte
Schurgast, Stadt im Kreis Falkenberg des
preuß. Neg.-Bez. Oppeln, rechts an der Glatzer
Neisse, hat (1890) 650 E., darunter 309 Katholiken,
infolge Einverleibung (1892) des Dorfes Schloß
S. mit Rittergut 1037 E., Post, Telegraph, evang.
und kath. Kirche. ^merin, f. Labadie, Jean de.
Schürman, Anna Maria von, religiöse Schwär-
Schürmann, Aug., Buchhändler und Fach-
schriftstellcr, geb. 7. Aug. 1828 in Iülich, lebte
1858-76 in Leipzig und ist seit 1877 Administrator
der Buchhandlung des Waisenhauses und der von
Cansteinschen Vibelanstalt in Halle. Seine Schrif-
ten: "Usancen des Deutschen Buchhandels" (Lpz.
1867; 2. Aufl., Halle 1881), "Die Entwicklung des
Deutschen Buchhandels zum Stande der Gegenwart"
(Halle 1880), "Die Rechtsverhältnisse der Autoren
und Verleger sachlich-historisch" (ebd. 1889) u.a.,
sind geschätzt als Quelle zur Beurteilung der Rechts-
verhältnisse im Buchhandel. S. gab auch das "Ma-
gazin für den Deutschen Buchhandel" (Lpz. 1874
-76) heraus.
Schurwald, Schlichterwald, ein dem Schwä-
bischen Jura vorgelagertes Plateau zwischen Neckar,
Fils und Rems im O. von Cannstatt, erreicht im
Kappelberg 468 m Höhe.
Schurz, Teil der Rüstung, der zum Schutz des
Unterleibes als Vorder- und Hinterschurz die untere
Fortsetzung des Harnisches bildete.
Schurz, Karl, nordamerik. Staatsmann, geb.
2. März 1829 in Liblar bei Köln, studierte seit 1847
in Bonn Philologie und Geschichte. Hier trat er in
Beziehungen zu Kinkel, beteiligte sich im Frühjahr
1849 an dem Siegburger Zeughaussturm und
schloß sich den Aufständischen in der Pfalz und in
Baden an. In Nastatt gefangen genommen, ent-
kam er in die Schweiz, von wo er im Sommer 1850
unter falschem Namen als Student nach Berlin gina,
um die Flucht Kiukels (s. d.) aus Spandau herbei-
zuführen, was ihm Nov. 1850 gelang. S. wandte
sicy dann über Paris nach London, von wo er sich
1852 nach Amerika einschiffte. Anfangs in Phila-
delphia wohnhaft, siedelte er 1855 nach Watertown
(Wisconsin) über. Von hier aus griff er hauptsäch-
lich als Volksredner in die polit. Bewegung der
Zeit ein und bewährte sich als einer der begabtesten
und einflußreichsten Führer der jungen republikani-
schen Partei, zu deren Siege 1860 er wesentlich mit
beitrug. 1859 ließ er sich als Advokat in Milwaukee
nieder, wurde 1861 von Lincoln zum Gesandten in
Spanien ernannt, resignierte aber noch in demsel-
ben Jahre, um gegen die Secession zu kämpfen.
1862 wurde er Brigadegeneral, 1863 Generalmajor,
kommandierte eine Division in der zweiten Schlacht
bei Bull-Run und bei Chancellorsvillc und nahm
an den Schlachten bei Gettysburg, Chattanooga
u. s. w. teil. Nach dem Kriege ernannte ihn der
Präsident Johnson zum Specialkommissar, um die
südl. Staaten zu besuchen. 1869 wurde er von Mis-
souri zum Vundessenator gewählt, 1877-81 war er
unter Hayes Minister des Innern und zeichnete sich
in dieser Stellung durch seinen Eifer für Verbesse-
rung des öffentlichen Wohls aus. 1884 und 1892
beteiligte er sich als Mitglied der Civildienstreform-
liga lebhaft an der Agitation für die Wahl Cleve-
lands. Wiederholt war er als Journalist thätig.
1865 - 66 war er Korrespondent der "^^v^oi-Ic
1ridun6", 1866 gab er in Detroit (Michigan) die
"Detroit I>o8t" heraus, 1867 wurde er Miteigen-
tümer und Redacteur der "Westl. Post" in St. Louis
(Missouri), 1883 Redacteur der "LvoninF I>o3t" in
Neuyork und 1885 Redacteur der "üoZton ?03t" in
Boston. Von seinen zahlreichen Reden sind zwölf
("8p66c1i68 ok Oari 8.v) in Philadelphia (1865),
eine ("Il0N68t IQ0N0^ and Icldor") in Neuyork (1879)
erschienen. Außerdem verfaßte er ein "I^ils okllLni-/
01^7" (2 Bde., Vost. 1887) und einen Essay über
"^dr^Iiani I^incow" (Lond. 1892).
Schürzengeld, s. Vedemund.
Schus, Stadt in Persien, s. Susa.
Schuscha. 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gou-
vernements Ielisawetpol in Transkaukasien, hat
4911,3 ykin, 126269 E., Tataren und Armenier;
Getreide-, Wein-, Seidenbau, Viehzucht. - 2) Kreis-
stadt im Kreis S., 1550 ni hoch, auf einem felsigen,
steilen Berge, am Fluß S., hat (1891) 32002 E.,
meist Armenier, 1 russ., 5 armenisch-gregorianische
Kirchen, 2 schiitische Moscheen, Realschule, Seiden-
und Baumwollweberei, bedeutenden Handel.