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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seetang - Seetaucher
schütz, Sporn und Torpedo, bedingen die moderne S.
Zum Kampfe mit der blanken- Waffe wird es nur in
den seltensten Fällen kommen; das frühere Enter-
gefccht ist unmöglich geworden. Ist aber die Ma-
schine des Feindes verletzt und zum Stillstand ge-
zwungen, fo wird stets das Rammen durch den
eigenen Sporn auf die sicherste Weise die Vernich-
tung herbeiführen. Auch ein Torpedotrcsfer kann
unter Umständen ein Schiff zum Sinken bringen,
doch ist der Schuh nur innerhalb 300 ni sicher und
kann meist nur in ganz bestimmter Richtung, infolge
des fest eingebauten Rohrs, abgegeben werden. So-
mit werden Sporn und Torpedo nur Gclegenhcits-
wäffen für kurze güustige Momente fein und die
Artillerie die eigentliche Waffe der Sccfchlacht blei-
ben. Deshalb gründen sich auch die Formationen,
die die S. für den Angrisf von Flotten oder Ge-
schwadern lehrt, darauf, den Geschützen der einzel-
nen Schiffe einen möglichst großen Wirkungskreis
zu überlassen. An: besten erreicht wird dies durch
Keil- (f. nachstehende Fig. 1) oder Etaffelformen
(Fig. 2), wobei das Flaggschiff (s. d.) die Führung
ß
Fig. 1.
ß
Fig. 2.
übernimmt. Andere Formen sind die Kielwasser-
linie (f.d.) und die Dwarslinie (s.d.). Die taktische
(5'inbeit wird bierbei ein Geschwader von etwa vier
Schiffen fein muffen, da es im Kampfe für größere
Flottenverbände fchwerfcin wird, sich zu verständigen
und gleichzeitig zu manövrieren.
Die Seesch lacht, d. h. der Kampf von Schlacht-
flotten, wird sich derart entwickeln, daß die feind-
lichen Panzergeschwader in der vom Admiral ge-
wühlten Form mit größter gleichmäßiger Geschwin-
digkeit Bug gegen Bug auseinander zudampfen, mit
den Buggcschützen das Feuer auf etwa 1500 in er-
öffnen, während die Vreitfeitgefchütze zu konzen-
trifchcm Feuer eingestellt sind. Die Gegner werden
sich schnell nähern und mit entgegengesetzten Kursen
durch die Lücken ihrer Formationen hindurch einander
passieren, wobei sich wohl noch wenig Gelegenheit zum
Rammstoß ohne Gcfabr, selbst vom .Hintermann
des Gegners gerammt zu werden, bieten wird.
Vrcitscittorpcdoschüsse werden einzeln abgegeben
werden können, und im Moment des Pafsierens
wird der Vattcrieoffizier auf clektrifchcm Wege die
Geschütze einer Breitseite auf einmal felbst abfeuern.
Damit wird die Wirkung der fchweren Gefchützc,
deren Laden febr viel Zeit (beim 30,5 cm-Geschütz eine
Viertelstunde, beim 40 <^n- etwa eine halbe Stunde)
erfordert, fürs erste beendet sein. Nur das Schnell-
feuer der leichten Kanonen und der Revolverkanonen
auf die ungepanzcrtcn Schissstcile wird uoch fortge-
setzt. Während die den Flotten bcigcgebenen Kreuzer
einander in ähnlicher Weise auf den Flügeln der
Schlachtlinie passieren, werden die hinter den Flü-
geln folgenden Torpedobootsdivisionen, gedeckt durch
den Pulvcrdampf, die Gelegenheit benutzen, einzelne
Vanzer mit Übermacht überrafchcnd anzugreifen.
Nach der ersten Durchfahrt werden die fämtlichcn
schiffe auf Signal ihrer Führer drehen und sich
möglichst in der anfänglichen taktifchen Ordnung
dem Feinde wieder zuwenden. Der Admiral muß
es versuchen, die weitere Leitung des Gefechts in
der Hand zu behalten; dabei wird jeder Kom-
mandant auf eigene Hand die sich bietenden Ge-
legenheiten ausnützen müssen, einen Gegner zu
überwinden oder einem Kameraden beizustehen.
Auch hier wird die Artillerie die wichtigste Wasie
sein; doch muß sie nicht nur sparsam, sondern auch
mit großer Vorsicht gebraucht werden, da im Ge-
tümmel ein schlecht gezielter Schuß sehr leicht einen
Freund treffen kann. Die Verwendung der Torpedos,
die die Schiffe bindert, sich einander zu nähern,
wird den Gebrauch des Sporns viel seltener machen
und den großen mit wirksamer Artillerie ver-
sehenen Schiffen ibre ganze Überlegenheit so lange
sichern, als man kein Schutzmittel gegen die Tor-
pedos besitzt. Die Torpedoschutznetze (f. d<) sind nur
geeignet, vor Anker liegende oder ganz langsame
Fahrt laufende Schiffe zu decken. Die feindlichen
Torpedoboote werden, um die Panzerfchiffe vor
ihnen zu fchützen, durch die Torpedobootsjäger (s. d.)
während der Schlacht in Schach gehalten werden
muffen. Je mehr folcher fchnellen und manövrier-
fähigen Fahrzeuge eine Flotte besitzt, um so weniger
werden die weit schwächern Torpedoboote zur Gel-
tung kommen können. Ein entscheidender Sieg be-
deutet zugleich die Vernichtung des Gegners; auch
ohne diese wird die Seeschlacht schon erfolgreich fein,
wenn der Gegner wesentlich mehr Schaden erlitten
batte als die eigenen Streitkräfte; zur Verfolgung
eines fich zurückziehenden Feindes wird man nur
fclten im stände fein. Der am^rik. Seestratege Ka-
pitän Mahan lehrt, daß ein Admiral, der seiner
selbst sicher ist und eine taktisch gut ausgebildete
Flotte mit tüchtigen Kommandanten hat, besser
thut, gegen einen gleichstarken Gegner das Melöe
zu vermeiden, weil beim ordnungsloscn Durch-
einanderfahren der Schiffe der Zufall allein regiert.
- Vgl. Vourde' de Villchuet, 1^6 inünwiivi'iei', on
688Ä1 8Ur ^ tli601'i6 6t Ia prati^UO (168 M0NV6-
IQ6Nt3 (In nnvir6 6t (loL 6vo1ution8 navai68 (Par.
1769; 2. Aufl. 1814); Attlmayr, Studien über S.
und den Seekrieg mit dcn Kriegsnntteln der Neuzeit
(2 Bde., 1875 u. 1878); Farret, ^Wä68 comMi-ii-
tiv68 (16 tactiliu6 UNV<TI6 (Par. 1883); Hoff, NxHln-
pi68, cttiic1u8ion3 and inaxiin8 ol moäöi-n niiv^I
Wctic3 (Washington 1884); Aube, I^a gu6i-r6 in^-
iitim6 6t 168 ^)Olt3 ini1it^il63 ä6 ^1'HNC6 (Par.
1882); Charmes, 1^ i^loi-mo äs 1^ in^rinE (ebd.
1886); C'lliot, ^ ti'6lUi86 on luwi'6 naval datt!62
(Lond. 1885); Colomb, ^33^73 on nav^I älcknco
(ebd. 1893); Montöchaut, 1.68 ^ii6i-i'68 nklval68 ä6
ä6in3.in (Par. und Nancy 1891); 5>unier, Du navii-6
66 comdlU (ebd. 1892); Stenzel, 'Der kürzeste Weg
nach Konftantinopel (Kiel 1894).
Seetang, f. ^ncnz.
Seetaucher, Eistaucher (^oi^mdiä^), eine
aus 1 Gattung und 5 Arten bestehende Familie
großer, fchlank gebauter Scevögel, die durch den
geraden, langen, harten und spitzen Schnabel mit
ritzenförmigcn Nasenlöchern, die ganz nach hinten
gestellten ^chwimmfüße, deren drei nach vorn ge-
stellte Zehen durch ganze Schwimmhäute verbunden
und mit krallenförmigen Nägeln versehen sind,
während die ganz kleine Hinterzehe den Boden nicht
erreicht, und durch die lebhafte Färbung sich von den
übrigen Tauchern unterscheiden. Sie brüten im
Norden der Alten und Neuen Welt, meist am Ufer
von Vinnenfeen, legen in ein liederlich aus Schilf
und Gräsern zusammengeworfenes Nest zwei auf-
fallend gestreckte, dunkel olivengrünlichbraune,