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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Selim II; Selim III; Selīnus; Selisch; Seljvi; Selke; Selkirk

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Selim II. - Selkirk (Grafschaft)

Krieg gegen Persien vor, starb aber 22. Sept. 1520 auf dem Wege von Konstantinopel nach Adrianopel. Obwohl er durch die Janitscharen auf den Thron gehoben war, so stellte er doch die gelockerte Disciplin dieser Truppe mit Strenge wieder her. Auch die Seemacht des Reichs förderte er, indem er an der Nordseite des Goldenen Horns von Konstantinopel ein großartiges Arsenal (Tersaneh) anlegte. Ihm folgte sein einziger Sohn Suleiman II.

Selim II., mit dem Beinamen Mest, «der Säufer», Sultan der Osmanen (1566–74), geb. 1524, bestieg den Thron, nachdem sein Vater Suleiman II. 6. Sept. 1566 im Heerlager vor Szigeth gestorben war. S., ein schwacher, dem Trunk ergebener Fürst, überließ die Regierung völlig seinem Großwesir Sokolly, und diesem ist es beizumessen, daß der 7. Okt. 1571 von den vereinten christl. Mittelmeermächten über die Pforte gewonnene große Seesieg von Lepanto (s. d.) politisch ohne Folgen blieb. Sowohl gegen Ungarn wie gegen Persien und Venedig waren unter S. die türk. Waffen siegreich, und Cypern wurde den Venetianern entrissen. Er starb 12. Dez. 1574 und hatte seinen Sohn Murad III. zum Nachfolger.

Selim III., Sultan der Osmanen (1789–1807), geb. 24. Dez. 1761 als Sohn Mustaphas III., folgte 1789 seinem Oheim Abd ul-Hamid I. Von der Notwendigkeit umfassender Reformen überzeugt, schloß er zunächst 1791 mit Österreich den Frieden von Sistova, dem wenige Mouatc später der Frieden zu Jassy mit Rußland folgte. Durch den Einfall Bonapartes in Ägypten (s. Ägyptische Expedition der Franzosen) wurde S. wider seine Neigung 1798 in das russ.-engl. Bündnis gegen Frankreich hineingezogen. 1802 schloß er Frieden mit Frankreich und begann dann unter dem Beirat des franz. Gesandten Sebastiani eine Ära der Reformen. S. gründete einen neuen Staatsrat, an dessen Spitze er den Minister des Äußern mit dem Titel Reis-Efendi stellte, richtete eine eigene Kriegskasse ein, legte eine Militärschule und Stückgießerei nach franz. Muster an und ließ die großartige Kaserne Selimieh auf dem anatol. Ufer der Hauptstadt bauen. Seine militär. Reformpläne, die Errichtung eines aus der türk. Jugend berufenen, nach den Regeln der europ. Taktik einexerzierten Heers, das den Namen Nizami Dschedid (neue Ordnung) führte, erregten den Haß der in ihren Privilegien bedrohten Janitscharen, die sich 29. Mai 1807 empörten und die Hauptstadt in ihre Gewalt brachten. Von allen Seiten umstellt, suchte S. sich umsonst durch Auflösung der Nizam den Thron zu retten. Ein Fetwa des Großmufti entkleidete ihn 31. Mai seiner Würde und berief seinen Vetter Mustapha IV. zur Regierung. S. wurde in die Prinzenhaft gebracht, wo er sich mit seines Nachfolgers jüngerm Bruder, dem spätern Sultan Mahmud II. (s. d.), zusammenfand, den er in seine Reformideen eingeweiht haben soll. Als im folgenden Jahre ein begeisterter Anhänger S.s, Mustapha Bairaktar (s. d.), sich für ihn erhob und von Rustschuk mit einer Armee nach der Hauptstadt vorrückte, ließ Mustapha IV. S. Mai 1808 erdrosseln. Bairaktar rächte seinen Tod, indem er Mustapha IV. absetzte und Mahmud II. als Sultan proklamierte.

Selīnus (jetzt ital. Selinunte), die westlichste griech. Kolonie in Sicilien, wurde von den Doriern des sicil. Megara 628 v. Chr. gegründet, östlich von der Mündung eines Flüßchens, das nach dem dort wachsenden Eppich (grch. sélinon) gleich der Stadt den Namen S. erhielt, jetzt Modione heißt und 22 km im OSO. von Mazara, westlich vom Flusse Hypsas (jetzt Bellici) mündet. Die Stadt wurde bald reich und mächtig und blühte, bis die Einwohner von Segesta (s. d.), durch S. und Syrakus bedrängt, die Karthager gegen sie zu Hilfe riefen. Diese sendeten ein starkes Heer unter Hannibal Gisgon, der 409–408 v. Chr. S. eroberte und mit Mord und Brand furchtbar heimsuchte. Im ersten Punischen Kriege um 249 v. Chr. verpflanzten die Karthager die Bewohner der heruntergekommenen Stadt von S. nach Lilybäum und gaben den Platz auf. Es finden sich hier (in der Nähe von Castelvetrano) die gewaltigen Trümmer von sieben wahrscheinlich durch Erdbeben zusammengestürzten Tempeln, worunter sechs große, drei in der auf dem östl. Hügel gelegenen Vorstadt und drei auf der sog. Akropolis, dem westl. Hügel. Der nördl. Tempel des Osthügels (113 m lang, 54 m breit), nach einer dort gefundenen alten griech. Inschrift dem Apollo gewidmet, war 409 v. Chr. noch nicht vollendet und ist nie fertig geworden. Ein anderer Tempel desselben Osthügels war, wie eine andere Inschrift darthut, der Hera geweiht. Der mittlere Tempel der sog. Akropolis ist der älteste von allen. Dieser sowie die beiden südl. Tempel des Osthügels enthielten die merkwürdigen, jetzt im Museum zu Palermo befindlichen Metopen aus dem letzten Viertel des 7. Jahrh. v. Chr. (S. Tafel: Griechische Kunst II, Fig. 5.) Ausgrabungen sind seit 1883 von der ital. Regierung wieder angestellt worden und haben zu neuen wichtigen Funden geführt. - Vgl. Hittorf, Restitution du temple d' Empédocle à S. (Par. 1851); Schubring, Die Topographie der Stadt S. (in den «Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaft», 1865); Benndorf, Metopen von Selinunt (Berl. 1873); Solinas, Notizie degli scavi (1888); Mazzoleni, Le rovine di Selinunte (Catania 1890). (S. auch Segesta.)

Selisch (spr. ßihl-), Indianerstamm, s. Flatheads.

Seljvi, bulg. Sevlijevo, Hauptort des Kreises S. im Fürstentum Bulgarien, an der Rušica, einem Zufluß der Jantra, in den nördl. Vorhöhen des Balkan, an der geplanten Bahnlinie Sofia-Tirnova, im NW. von Gabrovo, hat (1888) 8859 E.

Selke, Fluß des Unterharzes, entsteht aus dem Güntersberger Teiche im anhalt. Kreis Ballenstedt, treibt Mühlen, Pochwerke und Eisenhüttenwerke, fließt, nachdem er das Gebirge verlassen, gegen NNW. und mündet 11 km im NNO. von Quedlinburg rechts in die Bode. Die S. bildet in ihrem obern Laufe bis Meisdorf das 22 km lange, liebliche Selkethal. Die Hauptanziehungspunkte sind die Burgen Falkenstein und Anhalt, das Jagdhaus Meiseberg, Mägdesprung und Alexisbad.

Selkirk (spr. ßéllkörk), Grafschaft im südl. Schottland, zwischen Edinburgh, Berwick, Roxburgh, Dumfries und Peebles, zählt auf 673,9 qkm (1891) 27712 (12909 männl., 14803 weibl.) E., d. i. 41 E. auf 1 qkm. Das Land ist gebirgig. Die Cheviot-Hills (s. d.), die hier im Ettrick-Pen 688 m aufsteigen, bilden eine Menge schmaler Thäler. Der Tweed, verstärkt durch den Ettrick mit dem Yarrow, folgt der Hauptabdachung gegen Osten zur Nordsee. Das Klima ist rauh, der Boden, von dem nur 12 Proz. dem Pflug unterworfen sind, wenig fruchtbar, der Ackerbau auf Hafer und Kartoffeln beschränkt. Die Schafe der Selkirk– und Cheviotrasse sind berühmt durch ihre feine, lange Wolle und bilden nebst Lämmern und Hammeln den Hauptausfuhrgegenstand.