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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Serampore - Serawak
Katholische und 2618Israeliten, in Garnison 1 Ba-
taillon des 53. Infanterieregiments "Erzherzog Leo-
pold", 3 Bataillone des 64. Infanterieregiments
"Karl Alexander, Großherzog von Sachsen", 1 Ba-
taillon des bosn.-herzegow. Infanterieregiments
Nr. 1 (außer der 1. Compagnie), 1 Eskadron des
13. Iazygier- und Kumanier-Husarenregiments und
2 Compagnien des 3. Festungsartillcriebataillons.
Die hervorragendsten Gebäude sind die neue kath.
Kathedrale, die griech. Metropolitankirche, die von
dem ersten Vezier Bosniens Ghazi-Husrev Pascha im
15. Jahrh, gegründete größte Mosckee des Landes,
die Begova Dzamia, die Careva Dzamia (Kaiser-
Moschee), der Konak, Wohnung des Landeschcfs
und Korpskommandanten, das neue Regierungs-
gebäude, das neue Rathaus im maur. Stil, Offizier-
tasino und die neuen großen Hotels. Die Stadt hat
ein Obergymnasium und Fabrikation von Kupfer-
und Eisenwaren. Den Mittelpunkt des Handels
bildet der große Vazar (Ls^eätau) sowie der aus
hölzernen Häusern bestehende Stadtteil Carschija.
Die Wohnungen der Türken und Serben lehnen sich
an die Bergabhänge an, während der vordere Teil
sich an den Ufern der Miljacka ausbreitet. Oberhalb
der Stadt erhebt sich das Kastell. Unterhalb desselben
führt eins der ältesten türk. Denkmäler, die "Xo-
2^3. önpi'i^H", d. i. Ziegenbrücke, in einem einzigen
Bogen über die Miljacka.
Serampore, englisck statt Srirampur (s. d.).
Serang, Ceram, Hauptort der Residentschaft
Vantam (s. d.); auch eine der Molukken, s. Ceram.
Serangapatam, s. Srirangapattan(am).
Seramn, ein Sprengstoff, der zu den Dyna-
miten (s. d.), speciell zu den Nobeliten zu zäh-
len ist, noch vor dem Kieselgur-Dynamit 186? in
Schweden erfunden; er besteht aus 25 Teilen Nitro-
glycerin, 100 Teilen salpetersaurem Ammoniak,
12 Teilen Kohle oder Sägespäne und 1 Teil Benzin
oder Kreosot.
Serao, Mathilde, ital. Romanschriftstellerin,
geb. 7. März 1856 in Patras, lebte lange in Rom,
vermählte sich mit Edoardo Scarfoglio, gründete
mit ihm den "^ori-isre äi I^oinll." und wohnt jetzt
in Neapel, wo sie mit ihrem Gatten den "lüorriei-s
äi Napoli" leitet. Ihre Romane und Novellen, die
großen Beifall fanden, zeichnen sich durch scharfe
Beobachtung der Realität, originelle Situationen
und lebhaften Stil aus. Ihre bedeutendsten Werke
sind: "II V6ntr6 äi I^poli", "I^a concMLta. äi
Roina" (Flor. 1885), "?anw3ia" (übersetzt von H.
Meister als "Märtyrer der Phantasie", Jena 1886),
"Vita. 6 9<vv6ntur6 äi Iliccaräo ^oannH" und die
Novellensammlungen "^.11' 6i-ta äentweila" und
tt^ior äi M3310N6" (1883; deutsch von Friedmann
als "Blüte der Leidenschaft", Vrcsl. 1890), "Ouoi-6
wloi-uio" (2. Aufl., Tur. 1883).
Serapeum, ein Tempel des Sarapis. In der
Regel bezeichnet man mit S. schlechtweg die be-
rühmte, von Mariette 1850 bei Sakkara (s. d.) frei-
gelegte Anlage, die die Gräber der Apisstiere und
einen griech. Sarapistempel enthielt; die zahlreichen
dort gefundenen Inschriften sind besonders für die
Chronologie von großer Wichtigkeit geworden. Aus
einem griech. Papyrus geht hervor, daß bei dem
S. in späterer Zeit eine Art heidn. Mönche von
der Welt abgeschlossen lebte.
Seraph (hebr. Lai-apii, "Schlange", Mehrzahl
86rap1iiin), der Name von übermenschlichen We-
sen, die Iahwe begleiten. Sie begegnen im Alten
Testament bei der Berufungsvision des Iesaias
(Kap. 6). Nach Iesaias' Vision umstehen sie den im
Heiligen des Salomonischen Tempels dem Pro-
pheten erscheinenden Iahwe. Jeder hat sechs Flügel.
Einer fliegt zum Vrandopferaltar und entsühnt
(weiht) mit einer von dort geholten Kohle die Lippen
des Propbeten. Zu deuten ist diese Figur, die später
unter die Engel eingeordnet worden ist, als Wolken-
schlange, d. h. als der aus der Wolke zuckende Blitz.
Geflügelt sind sie, weil der Blitz die Luft durch-
eilt. In der Entfühnung des Propheten verrät sich
ibre ursprüngliche Feuernatur. - Die Franziskaner
(s. d.) nannten ihren Stifter Seraphisch er Va -
ter (I^tei- Loi-apliicuä), sich selbst Orden der
Seraphischen Brüder.
Seraphlnenorden, das sog. Blaue Band,
erster und ältester Ritterorden Schwedens, augeblich
1285 von König Magnus I. gestiftet, nachweisbar
feit 1336. Verfallen und bei Einführung der Refor-
mation aufgehoben, wurde der S. 1748 vom König
Friedrich I. erneuert. Er hat nur eine Klasse. Die
Zahl seiner Ritter, die manche Privilegien genießen
und mindestens den Rang von Gcnerallieutenants
bekleiden, ist beschränkt. Das Ordenszeichen ist ein
an seinen acht Spitzen mit Kugeln besetztes weiß-
emailliertes Kreuz, belegt mit einem auf die Spitze
gestellten quadratischen, von vier goldenen Pa-
triarchenkreuzcn und vier goldenen Serapbsköpfen
wechselsweise eingefaßten blauen Mittclfckild, darin
die weißen Buchstaben ^s. H. 3. (<I68U3 Ilominuin,
8a1vHt0r) überhöht von einem weißen Kreuz zwi-
schen drei goldenen Kronen erscheinen. Unter der
untersten Krone stehen fächerartig drei goldene Nägel
(diejenigen des Kreuzes Christi darstellend). Das an
goldener Krone hängende Kreuz wird an hellblauem
gewässertem Bande von der rechten Schulter nach
der linken Seite getragen.
Seraphische Brüder, Seraphischer Or-
den, s. Seraph und Franziskaner.
Serapion, Name verschiedener Bischöfe, Ere-
miten und Märtyrer des kirchlichen Altertums,
^erapionsbrüder nannte E. Th. A. Hoffmann
seinen bekannten Roman, weil darin ein zur Ver-
ebrung des (ungeschichtlichen) Eremiten S. ge-
stifteter Bund den Mittelpunkt bildet.
Serapis, ägypt. Gott, f. Sarapis.
Seraskier (aus dem pcrs. 86i-i - aäkLi-, d. i.
Haupt des Heers), in der Türkei der Titel der höch-
sten militär. Würdenträger, den der in Konstanti-
nopel residierende Kriegsminister unbedingt, ge-
legentlich aber auch der Öberfeldherr größerer Trup-
penmassen führt. So spricht man z. B. von einem
S. von Anatolien, von Rumelien. Ungefähr gleich-
bedeutend mit S. ist Serdar oder Serdari-
ekrem (der gnädigste Scrdar), Fcldmarschall, wel-
cher Titel bis jetzt nur den Höchstkommandierenden
im Felde operierender Truppen gewährt worden ist.
Seravalle, Stadt in Oberitalien, s. Vittorio.
Seravezza oder Serrav ezz a, Ortschaft in der
ital. Provinz und im Kreis Lucca, am gleichnami-
gen Flüßchen in einem Thale der Apuanischen Alpen,
an der Bahnlinie Genua-Pisa, hat (1881) als Ge-
meinde 9326 E., Marmorbrüche, welche 1517 Michel-
angelo im Auftrage Papst Leos X. anlegte. Bei
dem Dorfe Nipa Quecksilber- und Zinnobergruben.
Serawak, Sarawak, brit. Protektorat (seit
1889) an dcr Nordwcstküste von Vorneo (s. d.),
erstreckt sich vom Kap Datu bis zum Kap Varram auf
eine Länge von 520 kia an der Küste und auf 150