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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sewenkalk - Sextant
wurde im Orientkrieg gänzlich zerstört, hob sich aber
dann allmählich wieder als Handelshafen. Die Be-
schränkungen des Pariser Friedens von 1856 wur-
den 1871 durch den Londoner Vertrag beseitigt, und
seitdem wurde S. wieder als Kriegshafen eingerich-
tet und befestigt. 1890 ist beschlossen worden, S.
ausschließlich in einen Kriegshafen zu verwandeln,
den.Handelshafen nach Feodosia zu verlegen und für
die Küstenschiffahrt die Schützenducht einzurichten.
Die Belagerung von S. während des Orient-
krieges (s. d.) gehört zu den merkwürdigsten der
Kriegsgeschichte überhaupt. Am 28. Sept. 1854
kamen die verbündeten Heere unter Canrobert und
Lord Raglan vor S. an. Die Franzosen besetzten
die Halbinsel des Chersones; die Engländer nahmen
ihr Hauptquartier in Valaklawa, wo auch die engl.
Flotte einlief, während die französische in der Bucht
von Kamysch ankerte. Die Besatzung von S. konnte,
da die Verbindung nach Norden und Osten offen
blieb, jederzeit durch die russ. Feldarmee unter Fürst
Menfchikow verstärkt oder von frischen Truppen ab-
gelöst werden. Zwar waren von den Werken der
Verteidigungslinie, die seit der Landung der Ver-
bündeten in Angriff genommen worden waren, nur
acht vollendet, darunter der Turm auf dem Malakow-
hügel, der Große Nedan und die isolierte Mast-
bastion; aber die Befestigungsarbeiten wurden unter
der Leitung des Oberstlieutenants Totleben (s. d.)
unermüdlich betrieben. Am 9. Okt. begann die eigent-
liche Belagerung; 17. Okt. fand unter Mitwirkung
der Flotten ein ziemlich unwirksames Bombardement
statt. Menschikow versuchte zweimal, S. zu entsetzen
(25. Okt. bei Balaklawa, 5. Nov. bei Inkerman),
jedoch ohne Erfolg. Die Velagerungsarbeiten, durch
den Felsgrund erschwert, schritten nur langsam vor.
Dagegen verstärkten und vermehrten die Nüssen ihre
Werke zu einer doppelten, ost dreifachen Verteidi-
gungslinie. General Osten-Sacken wurde Komman-
dant von S. und führte eine aktive Verteidigung
durch nächtliche Ausfälle. Der franz. General Niel
überzeugte endlich die Feldherren, daß der Angriff
hauptfüchlich auf die Schiffervorstadt, die das Arse-
nal und alle Mannewerkstätten enthielt, gerichtet
werden müßte. Während der Vorbereitungen hierzu
fand in der Nacht zum 23. März 1855 wieder ein
bedeutender Ausfall statt, der stärkste während der
ganzen Belagerung. Die Armee der Verbündeten
war durch neue Verstärkungen auf 174000 Mann
gestiegen; auch die russ. Streitmacht war ansehnlich
gewachsen und Fürst Gortschakow zum Oberbefehls-
haber ernannt worden. Am 9. April begann das all-
gemeine Bombardement, das 14 Tage dauerte. Am
7. Juni erstürmten die Franzosen (Bosquet), unter-
stützt von einer engl. und türk. Division, die sog.
Weißen Werke (zwei vorgeschobeneRedouten) und den
Grünen Hügel. Gegen den Malakow wurde 18. Juni
ein Sturm unternommen, jedoch nach dreistündigem
heftigem Kampfe auf allen Punkten abgefchlagen.
Am 16. Aug. unternahmen die Russen noch einen
letzten Entsatzversuch, der jedoch zu einer Niederlage
an der Tschernaja führte. Am 5. Sept. sollte nun der
Sturm von allen Batterien vorbereitet werden. In
Erwartung desselben verstärkte Gortschakow die Be-
satzung auf 71000 Mann, und Totleben ließ hinter
der vordern Verteidigungslinie starke Abschnitte
bauen. 5. Sept. begannen die Batterien das Feuer,
welches drei Tage dauerte und die Stadt in einen
Trümmerhaufen verwandelte. Um 12 Uhr am
8. Scpt. begann dcr Sturm, und nach einem drei-
stündigen furchtbaren Kampfe wurde der Malakow
von den Franzofen genommen und behauptet, wäh-
rend der engl. Angriff abgeschlagen ward. Der Ver-
lust des Malakow, des Schlüssels von S., bewog
Gortschakow zum Rückzüge; in der Nacht wurde die
Südseite geräumt, die Befestigung an der Seefeite
mit ihren Bastionen und Batterien 9. Scpt. ge-
sprengt und ein Teil der Schiffe auf der Reede ver-
senkt; 11. Sept. sanken zuletzt die Dampfer, nachdem
die Verbündeten am 10. in S. eingerückt waren.
Der Sturm hatte den Verbündeten mehr als 10000,
den Russen nahezu 13000 Mann gekostet. Die
Nordseite von S< war noch unbezwungen und wurde
zur hartnäckigsten Verteidigung eingerichtet; doch
lieh es der unerwartet abgeschlossene^Friede hier zu
keinem Kampfe mehr kommen.
Vgl. Niel, 8iöF6 äs ^dagtopol (Par. 1858);
Weigelt, Die Belagerungen S.s (Berl. 1861); Tot-
leben, Die Verteidigung von S. (deutsch, 4 Bde.,
Petersb. und Berl. 1864-72); C. Rousset, lliätoiro
äs 1a< ßiielrö ä6 Oini66 (2 Bde., 1877).
Sewenkalk, soviel wie Hippuritenkalk (s. d.).
Sewerzolv (spr.ß^werzoff),Nikolaj Alexejewitsch,
russ. Zoolog, s. Sjewerzow.
Sewrüga (russ.), s. Stör.
3oxaSS8iin2. (lat.), in der Kirchensprache der
die nächsten 60 Tage vor Ostern umfassende Zeit-
raum; der erste Sonntag derselben, der achte vor
Ostern, heißt Dominica 86x^68ima6 oder kurz 8.
Sexärd, ungar. Stadt, s. Szegszärd.
Sexenmum (lat.), Zeitraum von sechs Jahren.
Sexta (lat., "die Sechste"), die sechste Klasse an
höhern Schulen; Sextaner, Schüler der S.
Sextans,s. As (Münze).
Sextant (lat.), in allgemeiner Bedeutung der
sechste Teil eines Kreises oder ein Sektor von 60°. Ge-
wöhnlich aber versteht man darunter den Spieg el-
sext anten, ein Instrument zum Messen des Win-
kels zwischen zwei Gegenständen. Der Hauptvorteil
des S. besteht darin, daß zu seiner Benutzung keine
feste Aufstelluna. nötig ist. Er wird daher auf See
immer zur Messung der Höhe der Sonne über dem
Meeresspiegel benutzt, um Zeit und Breite zu be-
stimmen. Das Princip des S., von dem die Tafel:
Nautische Instrumente und Sturmsignale,
Fig. 5, eine äußere Ansicht giebt, ist aus der nack-
stehenden Figur ersichtlich. Um den Mittelpunkt
der Teilung eines ^-
Kreissektors von '^<
etwas mehr als X
60" dreht sich eine
Schiene ^, die
im Drehungs-
punkt einen Spie-
qel 3 trägt, dessen
Ebene senkrecht ^~
auf der Ebene der
Teilung steht.
Ein zweiter Spie-
gel K, gleichfalls
auf dieser Ebene
senkrecht, ist mit
dem Teilkreise
selbst fest verbun-
den und zwar so, daß er mit 8 parallel steht, wenn
die Schiene ^ auf den Nullpunkt der Teilung zeigt.
Ein Fernrohr ^ ist ebenfalls fest mit dem Teilkreis
verbunden, jedoch so, daß seine Absehlinie demselben
parallel ist. Vom Spiegel U ist nur die untere Hälfte