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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Shakespeare Cliff; Shaku; Shamokin; Shampoo; Shamrock; Shang-hai

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Shakespeare Cliff – Shang-hai

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Shakespeare'

Aufführung der sog. «Königsdramen» S.s zusammen, einem in der Geschichte des deutschen Theaters epochemachenden Ereignis. Protektorin und eifrigste Förderin des Vereins ist die Großherzogin Sophie von Weimar; das erste Präsidium ward gebildet von H. Ulrici, Öchelhäuser und Dingelstedt. Sitz der Gesellschaft ist Weimar. Ihre wesentlichsten Leistungen bestanden bisher

  • 1) in der fortlaufenden, gegenwärtig bis zum 30. Bande gediehenen Herausgabe des «Jahrbuchs der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft», das seit 1864 Mittelpunkt der deutschen philol. und ästhetischen Shakespeare-Kritik geworden ist;
  • 2) in der durchgesehenen, mit Einleitungen und kritischen Noten versehenen Ausgabe der Schlegel-Tieckschen Übersetzung S.s, und
  • 3) in der Begründung einer Shakespeare-Bibliothek, die gegenwärtig die reichhaltigste in Deutschland ist.

Aus der indirekten Anregung der Gesellschaft sind auch die Übersetzungen von Dingelstedt, Bodenstedt u.a., sowie das Bühnenbearbeitungswerk von Öchelhäuser entstanden.

Vgl. über die Shakespeare-Litteratur außer Lowndes die bibliographischen Arbeiten von Halliwell, Thimm (Shakespeareana, 2 Tle., Lond. 1866; 2. Aufl. 1872) und Sillig (Die Shakespeare-Litteratur bis Mitte 1854, Lpz. 1854), sowie für die neueste Zeit die Übersichten von Cohn im erwähnten «Jahrbuch», endlich die vollständigste Bibliographie der neuesten Shakespeare-Litteratur in Allibones Critical Dictionary of English literature and British and American authors (3 Bde., Philad. 1859–72; Supplement, 2 Bde., 1891).

Shakespeare-Bacon-Frage. Ausgehend namentlich davon, daß es sich schwer erklären läßt, wie der geschichtliche S., der kaum die dürftigste Schulbildung genossen haben soll, diejenige Fülle und Allgemeinheit des Wissens besessen haben kann, das in seinen Dramen zu Tage tritt, hat man seit Mitte der fünfziger Jahre besonders in Nordamerika lebhaft die Frage erörtert, ob S. wirklich der Verfasser der unter seinem Namen gehenden Dichtungen sei. Von vielen Seiten ist ihm die Autorschaft abgesprochen und Lord Francis Bacon als der eigentliche Verfasser bezeichnet worden, während S.s Mitwirkung an den Dramen sich darauf beschränkt habe, sie bühnengerecht zu machen. Die Litteratur darüber ist, besonders in Amerika, außerordentlich groß, aber auch außerordentlich wertlos, der Tummelplatz phantastischer Kombinationen. Die ganze Fragestellung ist falsch. S.s Dichtungen zeigen einen Gebildeten, keinen Gelehrten, und unser Wissen von seinem Leben ist so gering, daß wir nicht den leisesten Grund haben, zu bezweifeln, daß der geniale Mann sich jene Bildung erwerben konnte. Die geistigen Physiognomien Bacons und S.s aber sind so grundverschieden, daß man ihre Identität bezweifeln müßte, selbst wenn sie bezeugt wäre. – Vgl. Wyman, Bibliography of the Bacon-Shakespeare controversy (Cincinnati 1884). Die Hauptwerke auf Seite der Baconianer sind: N. Holmes, Authorship of S. (Neuyork 1866); Appleton Morgan, The Shakespearean myth (Cincinnati 1881; deutsch von Müller-Mylius, Lpz. 1885); H. Pott, The Promus (Lond. und Bost. 1883); J. Donnelly, The great cryptogram (2 Bde., Lond. 1888); Graf Vitzthum von Eckstädt, S. und Shakspere (Stuttg. 1888); Wigston, Bacon, S. and the Rosicrucians (Lond. 1888), und E. Bormann, Das Shakespeare-Geheimnis (Lpz. 1894); ders., Der Anekdotenschatz Bacon-Shakespeares (ebd. 1895); auf der der Gegner: ↔ C. Stopes, The Bacon-Shakespeare question answered (Lond. 1889); J. Schipper, Zur Kritik der Shakespeare-Bacon-Frage (Wien 1889); R. Wülker, Die Shakespeare-Bacon-Theorie (in den «Berichten» der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1889), und Anglia, Beiblatt, 1894, Nr. 3.

Shakespeare Cliff (spr. schehkspihr), Felsenvorsprung an der Küste der engl. Grafschaft Kent, südlich von Dover, 106 m hoch, von einem Bahntunnel durchbrochen, wird im «König Lear» geschildert.

Shaku, japan. Längenmaß, s. Schaku.

Shamokin (spr. schämmohkĭn), Ort im County Northumberland im nordamerik. Staate Pennsylvanien, in der Anthracitregion nordöstlich von Harrisburg, am Shamokin Creek und an der Philadelphia-Readingbahn, mit (1890) 14403 E., Maschinenbau, Pulverfabrik, Sägemühlen und Brauerei.

Shampoo (engl., spr. schämmpúh), ein aus dem Hindostanischen entlehntes Wort, eigentlich: drücken, massieren, wird aber besonders in der Bedeutung «den Kopf waschen» gebraucht.

Shamrock (engl., spr. schämm-), das Blatt des gemeinen Sauerklees, s. Oxalis.

Shang-hai (Shang-hai-hien), Schang-hai, bedeutendste Handels- und Hafenstadt Chinas, liegt in der Provinz Kiang-su, am tiefen Hwang-pu oder Wusungfluß, 22 km von dessen Mündung in den Jang-tse-kiang (s. umstehenden Plan). Diese Lage in der fruchtbaren und dichtbevölkerten Küstenniederung und ihre Verbindung durch zahllose Flüsse und Kanäle mit den Seen im Innern, dem Kaiserkanal und dem Jang-tse-kiang, trugen wesentlich zum raschen Aufschwunge bei. Die Bevölkerung beträgt 4–500000 E. Seine höchste Blüte erreichte S. 1860–64, nach der Zerstörung der nahegelegenen Stadt Su-tschou und der Einnahme Ning-pos durch die Taiping, als Hunderttausende von Flüchtlingen aus jener Stadt in S., namentlich den fremden Niederlassungen, Sicherheit suchten. Die letztern bestehen aus dem brit., amerik. und dem franz. Stadtteil. In allen sind auch Deutsche und andere Fremde wohnhaft. Am Quai des Hwang-pu, dem sog. «Bund», steht eine Reihe stattlicher Gebäude, in engl.-ind. Baustil aufgeführte Wohnhäuser der reichen Kaufleute, der engl. Gerichtshof, mehrere Konsulate, Banken, das Freimaurerhaus, der engl. Klub u.s.w. Weiter landeinwärts befinden sich mehrere Kirchen. Der Häuserreihe gegenüber an dem Flusse liegt ein öffentlicher Garten. In der franz. «Konzession» sind das franz. Generalkonsulat und das Gemeindehaus erwähnenswert. Unter der Beschirmung der franz. Niederlassung befindet sich das etwa 8 km im Westen von S. liegende, im 17. Jahrh. gegründete Jesuitenkloster Sü-kia-wei. Ganz in der Nähe ist das von Klosterfrauen geleitete Waisenhaus und die Erziehungsanstalt für junge Chinesinnen. Außer der genannten Kirche bestehen in S. noch drei andere katholische und vier protestantische. S. ist Sitz eines kath. und anglikan. Bischofs, einer Abteilung der Royal Asiatic Society, höherer Zollbehörden für In- und Ausland, des Statistischen Amtes der Oberzollbehörde, eines gemischten Gerichtshofs, eines Tao-thai u.s.w. Die eigentliche chines. Stadt ist mit einer Mauer und großen Vorstädten umgeben, hat enge mit Granitblöcken belegte Straßen, besitzt große Warenlager und zahlreiche Tempel, unter denen der des Stadtgottes, wegen des nahen, von einem kleinen See umgebenen Theehauses, aufgesucht zu werden pflegt. S. ward 19. Juni 1842 von den Engländern

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 909.