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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Shunt - Siam (Königreich)
Seidlitz, Ioukosssky. Ein russ. Dichterleben (Mitau
1872; russ. Ausg., Petersb. 1883).
Shunt (fpr. fchönnt), engl. Bezeichnung für den
Nebenfchlußkreis einer Dynamomaschine (von to
sliunt, ^auf einNebengleis^j schieben); daher Shunt-
Dynanio mitunter gebraucht für Nebenschluß-
maschincn. ^Liu-kiu (s. d.).
Shnri, Stadt auf Okinawa-fhima des Archipels
Shushtvap oder Shuswap, Indianerstamm
im südl. Britisch-Columbia, nennen sich selbst Koö -
limo, d. h. Volk, Menschen, wohnen in zahlreichen
Dorfgemcinschaftenund zerfallen in fünf, im Dialekt
verschiedene Unterabteilungen.
>8/t?,tti., hinter den lat. Benennungen von
Tieren, namentlich Mollusken, Abkürzung für Ro-
bert James Shuttleworth.
8. k. v., bei Verweisungen auf ein Wörterbuch
für 8nd Iillo V0C6 (lat., d. h. unter diesem Worte).
F/iN'., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für
Georg Shaw l^fpr. schah), engl. Naturforscher und
Arzt, geb. 1751, gest. 1815 zu London als Biblio-
thekar und Konservator am Britischen Museum.
Von ihm u. a.: "^iis Katuralizt'Z ^liäcelilui^"
(mit Nodder, 24 Bde., Lond. 1789-18 l3).
Shylock (spr. schei-), Charakter aus Shakespeares
"Kaufmann von Venedig", ein jüd. Wucherer. Sprich-
wörtlich geworden ist dessen Ausspruck) "18tav iiei-6
on m^ donä" ("Ich steh' hier auf meinen Schein",
4. Akt). Die Geschichte von der Forderung auf ein
Stück Fleisch des Schuldners von seiten des Gläu-
bigers ist sehr alt, ging in die "(^63tH Ivomknoi-um"
und in den "I^cm-ons" des Giovanni Fiorcntino
über und wurde wahrscheinlich zuerst in dein 1579
erwähnten, aber verloren gegangenen Stück von:
"Juden, ein Bild der Gier in weltlichen Freiern und
des Blutdurstes in Wucherern" mit der Wuchcrer-
frage und mit der ebenfalls aus den "(^68ta Ilomii-
ncilum" stammenden Kästchengeschichte verbunden.
Dieses Stück hat Shakespeare sicherlich benutzt.
3i, chem. Zeichen für Silicium (s. d.).
Siak, Fluß in der östl. Hälfte der Insel Sumatra,
mündet in den südöstl. Eingang der Straße von
Malaka. Das Stromgebiet bildet den niederländ.
Vasallenstaat des Sultans von Siak, welcher zur
Residentschaft Ostküste gehört.
Sialagoga (grch.),speicheltreibende Mittel; Sia -
lolnh, Speichelstcin; Sialorrhöe, Speichelfluß.
3ia.1ia, Vogel, s. Hüttensänger.
3ia.1iclNo, s. Schlammflicgen.
Siam, Scjem, Sayam oder Muang Tha'i,
Königreich in Hinterindien, seit 1893 in verminder-
tem Umfang, liegt zwifchen Französisch-Indochina
im O. und SO., dem engl. Virma und Tenasserim
im W. und erstreckt sich nach Süden bis in die Halb-
insel Malaka. S. bedeckt etwa 520000 ^m. (S.
Karte OstindienII: Hinterindien.) Die nördl.
Hälfte besteht zum Teil nur aus bergigem Lande,
in dem sich zwei von N. gegen <^. verlaufende Haupt-
ketten unterscheiden lassen, die eine unweit der Grenze
zwischen S. und Vritisch-Virma, die andere mehr in
der Mitte des Reichs, ostwärts von dem Flusse Me-
nam, zum Teil aus niedrigen Diluvial- und Alluvial-
ebenen. Die westl. Kette steigt bis zur Höhe von
2400 in empor. Im O. des Me-nam, dessen Über-
schwemmungen die Fruchtbarkeit bewirken, senkt es
sich zum Me-kong (s. d.), der bis Stung-treng die
Grenze bildet; ihm stießt vor allem der Nam-mun
oder Se-mun zu. Die Gebirge enthalten Gold, Eisen,
Blei, Kupfer und andere Metalle. Zinn und Kohlen
enthält Malaka. Große Teile sind mit Wald bedeckt,
der Teakholz und andere wertvolle Hölzer erzeugt,
sowie Harze, wie Kardamomen, Gummigutti und
Benzoe. Das Klima ist sehr heiß, ungesund aber
nur in den mittlern sumpfigen Gebieten. Regen
fallen von Mai bis Oktober, der April ist der heißeste
Monat. Die Bevölkerung sehte sich vor der Gebiets-
abtretung an Frankreich zusammen aus 2,5 Mill.
Siamesen, 1 Mill. Chinesen, 2 Mill. Lao (s. d.),
1 Mill. Malaien, einigen Negritos und Angehörigen
des Stammes der Kui oder Sui im SO. des Lan-
des und eingewanderten Birmanen, Indern und
Kambodschanern. Jetzt schätzt man 5 Mill. E.; doch
sind diese Zahlen sicher zu niedrig angesetzt. Die
Siamescn sind mongol. Nasse, klein und kräftig, von
kupferbrauner Gesichtsfarbe. Sie schwärzen die
Zähne, lieben leidenschaftlich Spiel, Theater, Musik,
Hahnen- und Hundekämpfe. Industrie und Handel
sind in chines. und europ. Händen. In der Haupt-
stadt Bangkok (s. d.) sind auch Europäer ansässig.
Die Eingeborenen waren früher zu harter Fronarbeit
während 1-3 Monate im Jahre verpflichtet, die alte
Hausfklaverei ist im Aussterben begriffen, ebenso die
Schuldstlaverei, da seit 1874 niemand mehr zum
Sklaven gemacht werden darf und die Kinder von
Sklaven mit dem 20. Jahre frei werden. Da freie
Arbeiter kaum vorhanden sind, sind chines. Kuli in
den Bergwerken und Reismühlen thätig; in den
Wäldern im Norden arbeiten Birmanen u. s. w.
Der Buddhismus ist die herrschende Religion; die
Priester, Talapanen genannt, besitzen eine bedeutende
im Pali verfaßte Litteratur. Berühmt sind die rie-
sigen, reich geschmückten Statuen in den Tempeln.
Im Volke sind zahllose abergläubische Gebräuche
verbreitet. Der weiße Elefant gilt als heilig. E<z
besteht Vielweiberei, aber fast nur bei den Großen
des Reichs und nur die erste Frau hat im Hause
Autorität. Etwa 3000 Nachkommen portug. Kolo-
nisten sind Christen. Das Land ist noch schlecht an-
gebaut, selbst vom Me-nam-Delta stehen erst5 Proz.
unter Kultur. Hauptprodukt ist Reis; daneben wird
Pfeffer, Salz, Sesam, Hanf, Tabak, Zuckerrohr,
Zimmet, Baumwolle und Kaffee gewonnen. Obst
ist im Überfluß vorhanden. Die Ausfuhr betrug
(1893) 4,45 Mill. Pfd. St., darunter Reis für 3,29
Mill. (1892: 0,95 Mill.), gefalzene Fifche für 328000,
getrocknete für 337 000 Pfd. St., Teakholz für 29 750,
Pfeffer für 66000 Pfd. St. Eingeführt wurden
Waren für 2,25 Mill., darunter Baumwollwaren für
319 000, Iutefäcke für 101500, Kleineisenwaren für
75000 Pfd. St. Größtenteils ist der Außenhandel
nach Hong-kong und Singapur gerichtet; außer über
Bangkok zur See findet auch im Norden nach den
brit. Echanstaaten (Virma) und der chines. Provinz
Iün-nan lebhafter Verkehr statt. An Eisenbahnen
bestehen nur die Linien von Bangkok nach Pak-nam
und nach Korat (zur Hälfte fertig); zahlreiche Linien
sind im Bau oder geplant; auch das Telegraphennetz
entwickelt sich rasch, wird aber von den Eingeborenen
gar nicht benutzt, über die Post s. Postwesen (Bd. 13,
S. 331 d). Münzeinheit ist der Tikal oder Bat (s. d.).
Verfassung und Finanzen. Die Staatsverfassung
ist durch Entschluß des Königs vom 8. Mai 1874
beschränkt. S. hat jetzt nur einen König, denn die
Würde des sog. zweiten Königs ist 1885 erloschen.
Der König übt die gesetzgebende Gewalt seit 1874 in
Gemeinschaft mit dem Staatsrat und dem Senabodi
genannten Ministcrkonscil aus. Wichtige Gesetze
bedürfen der Zustimmung beider Faktoren, bei un-