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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Signalballon - Signalbuch
den Truppen vom Herannahen feindlicher Reiterei.
Außer den bisher besprochenen S. giebt es S. von
besonderer Bedeutung, wie z. V. "Alarm", "Feuer-
lärm", "Zapfenstreich", "Wecken". Zu den S. gehört
auch der Pfiff der Offiziere oder Unteroffiziere in
der Schützenlinie, als Befehl zum Einstellen des
Feuers und zur Achtsamkeit auf die weitern Wei-
suugen der Führer. Um besonders wichtige Mo-
mente, z. V. den Anmarsch des Feindes, die Alar-
mieruug und Vereiuiguug der Truppen, zu signali-
sieren, können Lärmzeichen verabredet werden,
wie z. B. Signalschüsse durch Geschütze oder
Kanonenschläge, Aufsteigen von Naketen, Abbren-
nen von Fanalen, Glockenläuten.
In der österr. und der franz. Armee ist der Si-
gnaldienst für den Feldkrieg besonders vorbereitet
und den Truppenkörpern werden Signalabtei-
luugen beigegeben. Wo der Verkehr durch Tele-
graphen oder Telephon möglich ist, kann der Si-
gnaldienst ganz entbehrt werden.
Die S. der Marinen sind teils optiscke (Blick-
signale), teils akustische (Schallsignale). Zu erstern
rechnen die Tag-, Fern- und Nachtsignale, zu
letztern die Nebelsignale. Nach dem internatio-
nalen Signalbuch (s. d.) können nur Tag- und Fern-
signale (ebenfalls bei Tage) gemacht werden; erstere
beruhen auf der Zusammenstellung verschiedenfar-
biger Signalzeichen, letztere auf der Zusammen-
stellung verfchicdcn gestalteter Zeicben. Über die
Signalflaggen und Fcrnsignale s. Flaggen und die
Tafel daselbst.
Nachtsignale sind fast nur auf Kriegsschiffen
gebräuchlich, sie werden durch kurze und lange Licht-
blicke mit entsprechenden Pausen dargestellt und er-
geben so die Punkte und Striche des Morseschen
Signalsystems. Hergestellt werden diese E. entweder
durch die sog. Vlitzbüchse, bei der eine bohc Flamme
dadurch erzielt wird, daß mittels Lustdruck Petro-
lcumstaubregcn durch eiue Spiritusflamme gespritzt
wird, oder durch die elektrischen Scheinwerfer (s. d.),
die zu diesem Zweck mit cmer jalousicartigen Ver-
dunkclungst'lappe versehen werden, die nach Bedarf
geöffnet und geschlossen wird. In neuester Zeit ist
in der deutschen Marine zur Ausführung von Nacbt-
fignalcn der Kafelowskysche elektrische Si-
gnalapparat eingeführt, der in der Zusammen-
stellung von drei roten und drei weißen Laternen
lGlüblampen) besteht, die an einer Nahe oder Gaffel
geheißt werden. Vermöge einer äußerst sinnreichen
Umschaltcvorrichtung ist man im stände, vierzehn
verschiedenartige Zusammenstellungen mit 1 - 3
gleichzeitig leuchtenden weißen oder roten Lichtern
herzustellen, die völlig genügen, um alle Zahlen
schnell und sicher signalisieren zu können sowie noch
vier Kombinationen für besondere Hilfssignale fest-
zustellen. Der Signalisierende stellt auf einer Kla-
viatur die Zahl ein, wodurch unmittelbar das S.
zur Erscheinung gelangt. Es ist zu erwarten, daß
diese Methode sich für das internationale Signal-
buch Geltung verschaffen wird, dem es bisher an
der Möglichkeit, ausführliche Nachtsignale zu machen,
fehlt. (S. auch Colombschcr Signalapparat.)
Nebelsignale verwendet man besonders auf
Dampfschiffen, ebenfalls nach Morseschem System
durch kurze und lange Töne der Dampfpfeife oder
Sirene (s. d.), sonst aber für beschränktere Zwecke
mit Glocke, Nebelhorn, Trommel und Kanonen-
schüssen. Glockensignalc geben alle zu Anker liegen-
den Schiffe, Nebelhornsignale alle Segelschiffe,
Trommelsignale die türk. Schiffe, die zu Anker liegen,
Kanonenschüsse, Sirenen- und Nebelhornsignale die
Nebelstationen der Küsten, die meist mit Leuchttür-
meu vereinigt sind.
Besondere und ebenfalls international festgestellte
S. sind die durch kaiserl. Verordnung vom 14. Aug.
1876 bestimmten Not- und Lotsensignale. Durch die
erstern wird angedeutet, daß die signalisierenden
Schiffe sich in wirklicher Not befinden. Als Not-
signale gelten a. bei Tage: 1) Kanonenschüsse, die
in Zwischenräumen von einer Minute Dauer abge-
feuert werden, oder 2) das S. A'O (die Flaggen be-
deuten Buchstabeu) des iuternationalen Signal-
buchs, oder 3) das Fernsignal, bestehend aus einer
viereckigen Flagge, über oder uuter der ein Ball
oder etwas, was einem Ball ähnlich sieht, aufgeheißt
ist, oder 4) die Nationalflagge verkehrt oder zusam-
mengebunden aufgeheißt; d. beiNacht: 1) Kanonen-
schüsse wie oben unter a; 2) Flammen, wie brennen-
des Öl oder Tcertonnen, oder 3) Raketen oderLeucht-
kugelu von beliebiger Art und Farbe, die einzeln in
Iwisckcnräumen von kurzer Dauer abgefeuert wer-
den. Durch das Heißen von Lotsensignalen verlan-
gen die betreffenden Schiffe Lotsen. Als Lotsen-
signalc gelten 1) bei Tage die von einem weißen
Streifen umgebene Neichsflagge (Lotfenflagge) oder
das S. 1^1' des Internationalen Signalbuchs; 2) bei
Nacht: Abbrennen eines Vlaufeuers alle 15 Minu-
ten oder das wiederholte Zeigen eines hellen weißen
Lichts von minutenlanger Dauer.
Signalstationen werden an günstigen Küsten-
punkten errichtet, um mit den passierenden Schiffen
signalisieren zu können (s. Scmaphor und Sturm-
signale). - Über die S. im Eisenbahndienst
s. Eiscnbabnsignale.
Signalballon, ein von Erich Bruce zur Ballon-
telegraphie (s. d.) vorgeschlagener, aus durchschei-
nendem Stoff gefertigter Fesselballon, in dessen In-
nerm Glühlampen untergebracht sind, denen durch
ein Kabel elektrischer Strom zugeführt werden kann.
Eine längere Zeit dauernde Erleuchtung des Bal-
lons entspricht dem Strich des Morsealphabets,
eine kurze Zeit dauernde dem Punkt. 1887 wurden
mit einem solchen Ballon von 6 in Breite und 9 m
Döbe in Belgien Versuche angestellt. Der Ballon
enthielt 6 Glühlampen von je 15 Kerzen; Strom-
quelle war eine Accumulatorenbatterie, Ein- und
Ausschalter für die Lampen ein Morfetaster. Bei
sebr klarem Wetter waren die Signale auf 26 km
erkennbar, durften aber nicht allzufchnell gegeben
werden. (^. auch Luftschiffahrt.)
Eignalbuch, internationales, eine Zusam-
menstellung von Signalen, um Mitteilungen auf
bober See zwischeu Schiffen jeder Nationalität und
solche von Schissen an Landsignalstationcn der Küsten
zu ermöglichen. Das S. wurde Ende der fünfziger
Jahre von der cngl. und franz. Regierung einge-
führt, später von allen seefahrenden Staaten ange-
nommen. Zu Grunde gelegt sind die Kombinationen,
die man aus der Zusammenstellung von zwei, drei
und vier verschiedenen Buchstaben der 18 Signal-
flaggen erhält. ('^.Flaggen nebst Tafel: Flaggen
und Fcrnsignale des Internationalen Si-
gnalbuchs.) Diese Kombinationen sind alphabe-
tisch geordnet, und jedem ist eine besondere Be-
deutung beigelegt, die entweder ein Wort, eine
Silbe oder auch einen Satzteil oder vollständigen
^atz umfaßt, und zwar für jede Station in deren
Spracke. Demnach besteht das Signalisieren mit