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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Smolenskij - Smyrna
vom König Sigismund 111. von Poleir mit 12 000
Reitern, deutschem Kricgsvolk, litailischen Tataren
imd 10000 saporogischcn Kosaken umschlossen und
/lach einer 20 monatigen heldenmütigen Verteidi-
gung unter dem Bojaren Schein 3. Jan. 1611 er-
obert, freilich fast nur noch als Aschenhaufen. Erst
1654 fiel S. durch Verrat wieder in die Hände der
Russen. Am 17. (5.) Aug. 1812 besiegte hier Na-
poleon I. die Russen unter Barclay de Tolly und
Vagration, wobei die Stadt zur.Hälfte in Flammen
aufging, und bahnte sich so den Weg nach Moskau.
Auch sammelten sich bei ^. wieder die Franzosen
9. bis 13. Nov. auf ihrem Rückzüge. Kntusow er-
hielt von der Stadt den Beinamen Smolenskij.
Smolenskij (spr. ßmo-), Beiname des russ. Feld-
marschalls Kutusow (s. d.).
Smolka, Franz, österr. Politiker, geb. 5. Nov.
1810 zu Kalusz in Galizien, studierte in Lemberg
die Rechte und wurde 1840 zum Landesaovokatcn
ernannt. Wegen national-poln. Umtriebe versolgt,
wurde er zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt,
verlor aber die Rechte der Anwaltspraris. Die Be-
wegung von 1848 brachte ihn in den konstituierenden
Reichstag, dessen Debatten er in Kremsier als Prä-
sident bis zur Auslösung leitete. Mit dem Erwachen
des konstitutionellen Lebens (1861) trat S. wieder
im galiz. Landtag und im Rcichsrat als Führer
und entschiedener Vertreter des Föderalismus auf,
schied 1863 aus dem Reichsrat, kehrte aber mit den
Polen 1867 wieder dahin zurück. 1881 wurde S.
zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewühlt
und übte dies Amt 12 Jahre hindurch, bis er es
ebenso wie das Abgeordnetenmandat März 1893
seines hohen Alters wegen niederlegte. Im April
desselben Jahres wurde er als lebenslängliches
Mitglied in das Herrenhaus berufen. - Vgl. Wid-
mann, I^nc^iLxek 8. (Lemb. 1874).
Smollett, Tobias, engl. Romanschriftsteller,
geb. 1721 in Talquhurnhouse bei Renton (Dum-
barton), lernte in Glasgow bei einem Wundarzt
und ging 1740 nach London, wo er sein Trauerspiel
"1Ii6 i-LFiciäe" zur Darstellung zu bringen hoffte.
Hierin getäuscht, nahm er als Untcrwundarzt auf
einem Kriegsschiff nach Westindien Dienst, von wo
er 1746 zurückkehrte. Damals erregte er zuerst
durch ein treffliches Gedicht "Schottlands Thränen",
das Cumberlands Grausamkeit gegen Schottland
rügte, Aussehen. Aus Gesundheitsrücksichten nahm
er seinen Aufenthalt in Italien, wo er 21. Okt.
1771 zu Montenero bei Livorno starb. Er schrieb
Romane, Schauspiele, Reisebeschreibungen, Ge-
schichtswcrke, polit. Satiren und Gedichte; doch hat
er nur als Romandichter wirkliche Bedcutuug ge-
wonnen. Von den fünf Romanen "HoliLi-ick Itiui-
dorn" (1748), "I>6i-cFrwo I'icklL" (1751), "^6i-
äiniinli lÜ0unt ^atlioiu" (1753), "8ir I^ncelot
6r6ÄV68" (1762) und "'1'k6 oxpecliUon ok IIuin-
p1ir6x Oiwkei'" (1771) find der letzte der beste, die
beiden vorhergehenden die schwächsten. Deutsch er-
schienen S.s Romane in 15 Bänden (Stuttg. 1839
-41). Reiche Erfindungsgabe, Humor und Kennt-
nis des Lebens und der Menschen zeichnen alle
seine Romane aus; dagegen fehlt ihnen Einheit
des Plans, genaue Zeichnung der Charaktere
und kunstvolle Verknüpfung der Begebenheiten;
häufig leiden sie auch an Geschmacklosigkeiten und
Schlüpfrigkeiten. Von S.s übrigen Schriften sind
zu nennen: "Hi^toi^ ok^n^^nd" (4 Bde., Lond.
1758) und eine Übersetzung des "Don Ouixote".
Seine Werke erschienen unter anderm in 1 Bande
London 1841. Eine neuere Ausgabe veranstaltete
Moore (8 Bde., Lond. 1872). - Vgl. Hannay, I^ile
ot"I. 8. (Lond. 1887).
Smollis, soviel wie Schmollis (s. d.).
3nior2a.na<> (ital.), musikalische Vortragsbe-
zeichnung: verlöschend, hinsterbend.
Smrzovka (spr. smrschov-), czech. Name von
Morchenstern (s. d.) in Böhmen.
Smyrna, türk. Ismir, uralte griech. See- und
Handelsstadt im türk. Wilajet A'l'din, an der West-
küste Kleinasiens, jetzt die bedeutendste Stadt der
Levante, unter 38° 26' nördl. Br., 27" 9' östl. L., ist
im Hintergrunde des 55 Km weit ins Land eindrin-
genden, von Bergen umgürteten Meerbusens
von Smyrua ls. die Nebenkarte zum Plan) amphi-
theatralisch um einen steilen unbewaldeten Berg
(grch. 1^08, "Hügels gelagert, dessen Gipfel die
Ruiuen eines aus den ältesten Zeiten stammenden
und während der Genuescnherrschaft wiederherge-
stellten Felscnschlosses trügt. Der Gedis-tschai (s. o.),
der alte Hcrmos, der, von Norden her mündend, durch
seine Alluvionen den Golf vom Meere abzuschneiden
drohte, ist seit 1886 in das offene Meer abgeleitet wor-
den. S. hat etwa 225000 E., fast zur Hälfte Griechen;
Fremde giebt es etwa 5000. (Hierzu Plan: S in y r n a.)
Anlage, Bauten und Nnterrichtsanstal-
ten. Die Stadt, deren imposantem 3'lnßern keines-
wegs das Innere entspricht, zerfällt in die untere
oder Frankenstadt und die obere oder Türkenstadt.
Die erstere besteht ihrem Zauptteile nach aus einer
langen, mit Lavaquadern gepflasterten Straße
("Frankenstrahe"), von der aus viele mit neuen Häu-
sern versehene Nebengassen laufen. Auch die Grie-
chen und die Armenier wohnen zumeist in besondern
Quartieren. Der Hafcnquai, Marina, mit statt-
lichen neuen Häusern, Cafes und Hotels geziert, ist
der Hauptschmuck der Sta^t geworden. Än seinem
Südwestrande gelangt man, vorüber am Binnen-
hafen, den Lagerhäusern und dem Zollamt, zu
den belebten Vazars, den Mittelpunkt des Tausch-
handels zwischen europ. und asiat. Waren. Außer
vielen schlanken Minarets zieren die Türkenstadt drei
moderne Gebäude der türk. Regierung: das General-
gouvernement, die Kaserne md das Gefängnis.
E. ist Sitz eines griech., eines armenischen und
eines röm.-kath. Erzbischofs, der Konsuln der curop.
Mächte (deutsches und österr.-ungar. Generalkon-
sulat), eines türk. Generalgouverneurs, Appella-
tions- und Handelsgerichts, türk. und franz. Han-
delskammer, hat viele Moscheen, aber keine einzige
schöne, mehrere mohammeo. Vethäuser und Dcrwisch-
tlöster, 5 kath., 2 armenische und 13 griech. Kir-
chen, darunter die Kathedrale Hagia Pbotini, drei
prot. Kapellen, mehrere christl. Klöster, Synagogen,
zwei Iudenmissionen und einen schönen Mohammed.
Friedhof. Nnter den Unterrichtsanstalten befindet
sich auch die von den Kaiferswerther Diakonissen ge-
gründete Pensions- und Schulanstalt für Mädchen,
mehrere gute Schulen für Knaben, eine von der
jesuitischen Propaganda gegründete Anstalt sowie
diejenige der österr. Mechitaristen. Besonders be-
kannt ist die griechische, sog. evangelische Schule,
die eine kleine Bibliothek und ein kleines Museum
Smyrnaerundkleinasiat.Altertümerbesitzt. Kranken-
häuser bestehen hier von fast allen Nationalitäten;
außer der Türkei unterhalten Österreich, England,
Frankreich, Rußland, Griechenland eigene Post-
anstalten. Gegenüber der heutigen Stadt am Nord-