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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sodagranit; Sodagranīt; Sodālis; Sodalĭtas Celtĭca; Sodalität; Södamas; Soda powder; Sodarückstände; Sodaseen; Sodastein; Sodawasser; Sodbrennen; Soden

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Sodagranit - Soden (Friedr. Jul. Heinr., Graf von)

Ammoniak wiedergewinnt. Die elektrolytische Darstellung beruht auf der Zersetzung von Kochsalzlösung durch den elektrischen Strom und Umwandlung des dabei gebildeten Ätznatrons in S. durch Einleiten von Kohlensäure. Hauptproduktionsländer für S. sind England, Deutschland (Ludwigshafen, Staßfurt), Belgien, Frankreich und Österreich (Aussig). In Deutschland betrug 1878 die Sodaproduktion 42500 t. Nach Erhöhung des Zolls und der Ausdehnung des Ammoniakprozesses stieg sie 1883 auf 115000 t und 1896 auf etwa 250000 t; hiervon beträgt der Anteil der Ammoniaksoda 80 Proz. Die Ausfuhr Deutschlands an calcinierter S. betrug 1896: 41106 t im Werte von 4111000 M. Statt der S. findet in neuerer Zeit zu Zwecken der Seifenbereitung häufig Ätznatron (s. d.) oder kaustische S. Anwendung. Letztere wird aus den letzten, keine krystallisierbaren Salze mehr gebenden Mutterlaugen der Sodafabrikation, welche neben Natronhydrat Schwefelnatrium, Cyan-, Rhodan-, Ferrocyannatrium enthalten, dargestellt, indem diese Laugen eingekocht und schließlich bei schwacher Rotglut mit Salpeter versetzt werden, bis die Gesamtmenge des Schwefels u. s. w. oxydiert ist. In der glühend geschmolzenen Masse setzt sich Eisenoxyd zu Boden, die geschmolzene kaustische S. wird abgeschöpft und in aus Eisenblech gefertigte Fässer gegossen, in denen sie nach dem Erstarren zum Versand kommt. (S. auch Sodarückstände.) – Vgl. J. R. von Wagner, Regesten der Sodafabrikation (Lpz. 1866); Lunge, Handbuch der Sodaindustrie (2 Bde., Braunschw. 1880; 2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1893‒96): ders., Taschenbuch für die Soda-, Pottasche- und Ammoniakfabrikation (2. Aufl., Berl. 1892); Goldstein, Deutschlands Sodaindustrie in Vergangenheit und Gegenwart (Stuttg. 1896).

Sodagranīt, s. Granit.

Sodālis (lat.), Genosse, Mitglied einer Genossenschaft, Brüderschaft (Sodalität); Sodalitium, Kameradschaft; Picknick.

Sodalĭtas Celtĭca, s. Akademien.

Sodalität, Sodalitĭum, s. Sodalis.

Södamas, die Bewohner des Landes Kaffa in Abessinien.

Soda powder (spr. paud-), engl. Bezeichnung für Brausepulver.

Sodarückstände, die bei der fabrikmäßigen Bereitung der Soda nach dem Verfahren von Leblanc bei deren Auflösen zurückbleibenden Rückstände; sie bestehen hauptsächlich aus Schwefelcalcium, enthalten aber noch Kochsalz, Glaubersalz, kohlensauren Kalk und Kohle. Sie waren früher oft eine große Last für die Fabriken; jetzt werden sie zur Darstellung von unterschwefligsaurem Natrium und regeneriertem Schwefel verwendet.

Sodaseen, s. Soda.

Sodastein, soviel wie Ätznatron (s. d.).

Sodawasser, s. Mineralwässer.

Sodbrennen (Magenbrennen, Pyrosis), die Empfindung eines aus dem Magen in die Speiseröhre und in den Schlund aufsteigenden Brennens. Zuweilen ist es begleitet vom Gefühl des Zusammenschnürens im Magen, Aufstoßen einer ekelhaften Flüssigkeit, Erbrechen, übermäßiger Eßlust oder gänzlichem Mangel an Appetit. Das S. ist meist von chronischen Magenkatarrhen abhängig, namentlich von den mit abnormen Gärungen verbundenen, und wird am häufigsten durch den Genuß saurer oder leicht säuernder Pflanzenkost, junger saurer Weine, zuckeriger oder fettigsüßer Sachen sowie durch das Rauchen schwerer Cigarren veranlaßt. Heilmittel sind entsprechende Diät (Fasten, oder Fleischbrühen, Fleisch, Enthaltung von fetten und süßen Dingen) und alkalische Mittel (doppeltkohlensaures Natrium, Magnesia, Kalk, Sodawasser u. dgl.) zum Neutralisieren der überschüssigen Magensäure.

Soden, s. Torf.

Soden. 1) Stadt im Kreis Schlüchtern des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der Mündung des Salzbachs in die Kinzig, hat (1895) 1026 E., darunter 103 Evangelische, Postagentur, Fernsprechverbindung, kath. Kirche, Schloß und die Ruine der Burg Stolzenberg; Solquellen, Badeanstalt, Kinderheilanstalt. – 2) S. am Taunus, Landgemeinde und Bad im Kreis Höchst des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, 5 km von Frankfurt a. M., in 140 m Höhe, in einem milden und anmutigen Thal des Taunus, an der Nebenlinie Höchst-S. (6,6 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 1641 E., darunter 417 Katholiken und 20 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang., kath. Kirche, Synagoge, städtisches Kurhaus, Badehaus, Trinkhalle, Inhalationshalle, große Hotels und Krankenhaus Bethesda für Unbemittelte, Kinderheim, israel. Kuranstalt, eine Centralstation des Taunus-Elektricitätswerkes. S. ist berühmt durch seine 24 Kochsalzquellen (15‒28,7° C.), die zum Teil sehr reich an kohlensaurem Eisenoxydul (0,008‒0,066 g) und freier Kohlensäure (845‒1500 ccm) sind, und deren Wasser zum Baden und Trinken benutzt und versandt wird (jährlich etwa 100000 Krüge). Es wird gebraucht bei chronischen Katarrhen, Hämorrhoidal- und Leberleiden, Frauenkrankheiten, Skrofeln, Tuberkulose, Krankheiten des Magens, der Gallenwege u. s. w. Berühmt sind die in S. hergestellten Sodener Pastillen. Die Zahl der Kurgäste betrug (1896) 2453. Im W. und SW. erhebt sich der Münsterer Berg, im NO. der Burgberg mit seinen Ausläufern, im NW. der steile Dachberg. 1 km nordwestlich das Dorf Neuenhain mit eisenhaltigen Quellen; 4 km nördlich Cronberg (s. d.). – Bereits 1282 war S. mit dem nahe im SO. gelegenen Dorfe Sulzbach ein freies Reichsdorf unter Schutz und Schirm der Stadt Frankfurt. Urkundlich 1437 und 1483 als Gesundbrunnen erwähnt, erhielt das Dorf von Frankfurt 1486 eine Salzsode und 1494 eine Einfassung des Gesundbrunnens. 1567 waren vier Salzbrunnen bekannt, 1582 wurde die Saline neu hergestellt und ging 1605 an die Familie von Malapert zu Frankfurt über. Bis 1786 führte Frankfurt mit Kurmainz einen Prozeß über den Besitz von S. und Sulzbach. Beide Orte kamen 1803 an Nassau, 1866 mit diesem an Preußen. Vgl. Köhler, Der Kurort S. am Taunus und seine Umgebung (Frankf. 1873); Haupt, S. am Taunus (2. Aufl., Würzb. 1892). – 3) S. oder Sooden, Dorf im Bezirksamt Obernburg des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, 7 km im SO. von Aschaffenburg, zwischen Bergen gelegen, hat (1895) 430 kath. E., zwei jod- und bromhaltige Salzquellen, deren Wasser besonders gegen Skrofeln gebraucht wird. Dazu gehört Bad Sodenthal. – 4) S. an der Werra, Solbad, s. Sooden.

Soden, Friedr. Jul. Heinr., Graf von, Schriftsteller, geb. 4. Dez. 1754 zu Ansbach aus freiherrlichem Geschlecht, studierte in Erlangen, Jena und Altdorf die Rechte, wurde 1774 Assessor, 1781 zweiter brandenb. Kreisgesandter und 1787 alleiniger Gesandter und Geheimrat im Fränkischen Kreise.