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Soja – Sokotra
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Soissons (Graf von)'
an. Dessen Sohn Louis von Bourbon, Graf von S., geb. 1604, unterstützte Maria von Medici gegen ihren Sohn,
Ludwig XIII., wandte sich aber bald wieder dem König zu. Mit Richelieu verfeindet und an der Verschwörung von 1626 beteiligt, floh er nach Italien, wurde
aber vom König zurückgerufen, diente nun bei der Belagerung von La Rochelle und kaufte 1630 die Grafschaft S. vom Prinzen von Condé. Im Feldzuge
von 1636 gegen Spanien befehligte er erfolglos ein kleines Korps an der Aisne und Oise. In demselben Jahre verband er sich mit dem Herzog Gaston von
Orléans zur Ermordung Richelieus. Als der Anschlag durch des Herzogs Zaghaftigkeit vereitelt war, floh S. nach Sedan, wo ihm der Herzog von Bouillon
Aufenthalt gewährte. Hier vereinigte er sich schließlich 1641 mit Bouillon und dem Herzog von Guise zum förmlichen Kriege gegen den Minister. Spanien
sagte ihnen Hilfe aus den Niederlanden zu, und bei Sedan schlugen sie (6. Juli) die königl. Truppen; S. wurde jedoch im Gefecht erschossen. – Besitz
und Titel gingen über auf den zweiten Sohn seiner Schwester Marie, den Prinzen
Eugène Maurice von Savoyen-Carignan, Grafen von S. Dieser, 1635 zu Chambéry geboren, trat in franz.
Kriegsdienste und heiratete 1657 Olympia Mancini (s. d.), die Nichte Mazarins. Er diente in den
Kriegen Ludwigs XIV. und starb 1673 bei der Armee in Westfalen, angeblich an Gift. Sein jüngerer Sohn war der
Prinz Eugen (s. d.). Die Linie Savoyen-Soissons erlosch 1734 mit seinem Enkel Eugène
Jean François.
Soja, eine aus den Samen der Sojabohne (s. Bohne) bereitete braune, dickliche, angenehm salzig
schmeckende, sehr pikante Sauce, die in Japan Shoin genannt und als Hauptwürze der Speise benutzt wird. Man
bringt sie in hermetisch verschlossenen Gläsern auch nach Europa.
Sojoten, Sojonen (Sajanen), im östl. Altai und im
nördlichsten Teile des Tannu-ola lebender türk. Volksstamm, der sich selbst Tubavolk nennt, wahrscheinlich aus
Überresten der Uiguren, der früher fälschlich Hakas genannten Kirgisen, Samojeden und Jenisseiern entstanden. Administrativ gehören sie zu den südlich
wohnenden Mongolen, die sie wie auch die Altaier Uranchai nennen. Ein großer Teil der S. ist schon ganz zu
Mongolen geworden.
Sokal. 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat
1334,75 qkm und (1890) 90025 (44224 männl., 45801 weibl.) meist ruthen. E. in 99 Gemeinden mit 232 Ortschaften und
91 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke Bełź und S. –
2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (960,70
qkm, 61948 E.), am Bug und an der Linie Jaroslau-S. (150 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) als Gemeinde 8007 meist poln. E., darunter 3272
Israeliten; altes Schloß, Bernhardinerkloster mit Wallfahrtskirche; Leinweberei, Dampfmühle und Landwirtschaft. – In der Nähe von S. wurden 1519 die
Polen von den Tataren geschlagen.
Sokna, Hauptstadt der Oase Dschofra (s. d.).
Sokol (slaw.), der Falke, übertragen (besonders bei den Serben und Montenegrinern) auch soviel wie rüstiger, wackerer Mann,
Held. S. ist häufig auch der Name slaw. Turnvereine, besonders in Böhmen und Mähren, in neuerer Zeit auch bei den Polen.
Sokolow (spr. ßokoloff). 1) Kreis im nördl. Teil des russ.-poln.
Gouvernements Sjedlez, im ↔ N. und W. begrenzt vom Bug, hat 1291,1 qkm, 61 941 E.; Ackerbau,
Zuckerfabriken, Branntweinbrennerei, Ölmühlen. –
2) S., poln. Sokołów, Kreisstadt im Kreis S., an der Zetynja (zum Bug) und an
der Eisenbahn Sjedlez-Malkin, hat (1892) 7824 E., Post, Telegraph, 2 kath., 1 russ. Kirche, Synagoge; Schuhmacherei und Kürschnerei, 1 Zuckerfabrik
(800000 Rubel Produktion).
Sokoto (Sackatu), Fulbereich im mittlern Sudan in Nordwestafrika, größter der
Haussastaaten (s. d.), zwischen dem Niger, Binue und dem Reiche Bornu gelegen (s. Karte:
Guinea, Bd. 8), schloß 1885 und 1890 Verträge mit der engl.
Nigercompagnie (s. d.) ab, wodurch dieser das Handelsmonopol an beiden Ufern des Niger eingeräumt wurde, und gehört seit dem
engl.-franz. Abkommen vom 5. Aug. 1890 zur engl. Interessensphäre. Unmittelbar unter dem Sultan stehen die Provinzen Katsena, Kano, Gbari und
Saria (s. d.). Mehr oder weniger straff ist das Abhängigkeitsverhältnis bei Gando, Kalam, Bautschi, Muri, Adamaua und Kororofa.
Den Grundstock der Bevölkerung bilden die Haussa, die herrschende Klasse die Fulbe; außerdem wohnen in zerstreuten Gruppen: Mandingo, Tuareg,
Kanuri und Araber. Als vorzügliche Lederarbeiter, Tuchmacher und Waffenschmiede werden die Sisilbe (Mandingo) genannt. Früher war die
Stadt S. am Gülbin-Sokoto, mit 120000 E., ein von arab. Karawanen viel besuchter Handelsplatz; jetzt ist sie
vereinsamt und zählt nur mehr 8000 E. Gegenwärtig ist Wurno die Residenz mit 15000 E. und Kano das Centrum
für den Handelsverkehr der Haussastaaten. Der Franzose Monteil ist der letzte Europäer, welcher S. bereiste (1891).
Sokótra, Insel an der Küste Ostafrikas, 130 km lang, 90 km breit, von 3579 qkm Fläche, 237 km vom Kap
Guardafui (s. Politische Übersichtskarte von Afrika, Bd. 1), ist im Innern mit im Dschebel
Hagier bis 1419 m hoch ansteigenden Granit-, Porphyr- und Dioritbergen und 210–580 m hohen Kalksteinplateaus bedeckt, während die Küste aus einem
flachen Strande besteht. Die tiefen Thaleinschnitte haben Quellen und fließende Bäche und enthalten auf humusreichem Boden kräftigen Pflanzenwuchs.
Die Pflanzenwelt ist der des abessin. Hochlandes ähnlich, besitzt aber in den immergrünen Gebüschen Tropenformen, welche durch ihre
Schutzeinrichtungen gegen Verdunstung merkwürdig sind. Als zahllose weiße Säulen, hervorragend aus dem tiefen Moosgrün der buschbedeckten
Bergabhänge, ragen Gurkenbäume (Dendrosicyos) hervor. Das westl. Drittel ist wie die benachbarten
Festlandsküsten mit trocknen Sandebenen erfüllt und mit Wüstenvegetation besetzt. Auf den Bergen über 1000 m Höhe wachsen Drachenbäume auf
prairieartigen Grasflächen, wilde Orangen und Granatäpfel. Die wichtigsten Produkte des Handels sind Butter, Zibeth, das sehr geschätzte bittere Harz
aus dem Safte der Aloë Perryi Bak. und Drachenblut
(dam-el achawên im Arabischen). Die Insel hat etwa 200 Kamele, 1600 Rinder, zahlreiche Schafe und noch mehr
Ziegen; die größten wilden Tiere sind der Wildesel und die Zibethkatze. Die mohammed. Bevölkerung von etwa 10000 Köpfen ist an der Küste ein
Gemisch von Arabern, Somal, Indern und andern Fremden, mit arab. Sprache. Im Innern findet sich noch Urbevölkerung von kräftigerm physischem
Charakter, die einen Dialekt des Ehkili oder Mehri (südarab. Sprache der Mahra) spricht.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 28.