Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sooree; Soorpilz; Soothill; Soóvár; Sophia; Sophie; Sophie Charlotte

62

Sooree - Sophie Charlotte

um seine Verbindungslinie mit Schweidnitz zu verkürzen. Die Österreicher (40 000 Mann) unter dem Herzog von Lothringen folgten und griffen 30. Sept. früh das von 18 000 Preußen besetzte Hauptlager bei S. überraschend an. Es gelang jedoch dem König, seine Truppen zu formieren und durch rasche Angriffe dem Gegner eine schwere Niederlage beizubringen. Auch 28. Juni 1866 fand bei S. ein siegreiches Gefecht preuß. Gardetruppen gegen eine Brigade des österr. 10. Armeekorps statt.

Sooree, englisch für Suri, s. Birbhum.

Soorpilz, s. Oïdium und Schwämmchen.

Soothill (spr. ßuthill), Stadt in der engl. Grafschaft York, im West-Riding bei Dewsbury, zerfällt in Nether- und in Upper-Soothill, mit 5645 und 5848 E. und hat Wollindustrie und Shoddyfabrikation.

Soóvár, s. Sóvár.

Sophia (grch.), Weisheit. - S. heißt auch der 251. Planetoid.

Sophia, Hauptstadt von Bulgarien, s. Sofia.

Sophia Dorothea, Kurprinzessin von Hannover, bekannt unter dem Namen Prinzessin von Ahlden, geb. 15.Sept. 1666 als Tochter und Allodialerbin des Herzogs Georg Wilhelm (s. d.) von Braunschweig-Lüneburg-Celle (gest. 1705) und der Eleonore d'Olbreuse. 1682 wurde S. D. mit dem Erbprinzen Georg Ludwig von Hannover, dem spätern König Georg I. (s. d.) von Großbritannien vermählt. Um die Vereinigung der Herzogtümer Celle und Hannover zu erreichen, überwanden die Eltern ihres Gemahls, Ernst August und Sophie, anfänglich ihren Haß gegen die Tochter einer unebenbürtigen Frau, zeigten später aber ihre wahre Gesinnung, nachdem ihr Ziel gesichert war. Der sinnlich-brutale Georg Ludwig, der selbst in solcher Abneigung großgezogen worden war, wandte sich in offenem Ehebruch von S. D. ab; man suchte nach Vorwänden, sie zu beseitigen. Von ihren Angehörigen zurückgestoßen, trat S. D. in Beziehungen zu dem Obersten Grafen Ph. Ch. von Königsmark (s. d.), mit dessen Hilfe sie wahrscheinlich von dem Hofe der sie verfolgenden Schwiegereltern flüchten wollte. Ein Scheidungsprozeß ward eingeleitet vor einem aus hannov. und cellischen Räten zusammengesetzten Gerichtshofe, und 28. Dez. 1694 erfolgte das Urteil, wodurch die kurprinzliche Ehe wegen "beabsichtigter böswilliger Verlassung" aufgelöst und der Kurprinzessin als dem angeblich schuldigen Teil die Wiederverheiratung untersagt wurde. Seitdem blieb S. D. bis an ihren Tod auf dem Schlosse Ahlden unter militär. Bewachung in Haft. Sie starb 13. Nov. 1726. - Vgl. Schaumann, S. D., Prinzessin von Ahlden, und Kurfürstin Sophie von Hannover (Hannov. 1879); A. Köcher, Die Prinzessin von Ahlden (in der "Histor. Zeitschrift", Bd. 48, 1882).

Sophia Alexejewna, russ. Großfürstin, die Halbschwester Peters d. Gr., geb. 17. (7.) Sept. 1657, war die dritte Tochter des Zaren Alexej Michailowitsch aus dessen erster Ehe mit Maria Miloslawskaja und maßte sich bis zu ihrem Sturz durch Peter den Titel einer Zarin an. Als nämlich der Zar Feodor III. Alexejewitsch bei seinem Ableben 1682 seinen damals noch unmündigen Halbbruder Peter mit Übergehung des geistesschwachen Iwan zum Thronfolger ernannt und die Großen des Reichs jenen zum Alleinherrscher ausgerufen hatten, widersetzten sich S. A. und deren Vertrauter, Fürst Wassilij Golyzin, dieser Wahl und erregten mit Hilfe der Strelitzen einen so gefährlichen Aufruhr, daß Peter mit seiner Mutter flüchten mußte. S. A., die bereits unter der Regierung Feodors bedeutenden Einfluß geübt hatte, setzte es nun durch, daß Iwan mit Peter gemeinschaftlich den Thron bestieg, während ihr selbst die Leitung der Regierung überlassen blieb. Sie herrschte nach Willkür und verfolgte namentlich grausam die Familie Naryschkin, aus welcher Peters Mutter stammte, und deren Anhänger. Ihre und Golyzins Hinneigung zu europ. Sitten entfremdete ihr zwar wieder die Strelitzen, so daß diese sogar im Bunde mit den Raskolniten einen bedeutenden Aufstand erregten, doch gelang es S. A., derselben Herr zu werden. S. A. schloß 1686 den Frieden mit Polen, infolgedessen die Provinzen Smolensk und die Ukraine an Rußland abgetreten wurden, wofür dieses jenem Beistand gegen die krimschen Tataren verhieß. Sie sendete hierauf ihren Liebling, den Fürsten Golyzin, gegen die Tataren. Die Niederlagen aber, die dieser 1687 und 1689 erlitt, untergruben ihre Autorität. Peter, von S. A., die nach der Alleinherrschaft trachtete, zurückgesetzt, begann offen gegen sie aufzutreten. Eine von S. A. im Sept. 1689 angestiftete Verschwörung mißlang und hatte den Sturz der Regentin zur Folge. (S. Peter I.) Sie wurde in das auf dem sog. Djewitschtje-Pole (Jungfrauenfeld) liegende Kloster in Moskau gebracht, wo sie 14. (3.) Juni 1704 starb.

Sophie, Friederike Dorothea Wilhelmine, Erzherzogin von Österreich, geb. 27. Jan. 1805 als Tochter des Königs Maximilian I. Joseph von Bayern und Zwillingsschwester der Königin Maria von Sachsen, vermählte sich 4. Nov. 1824 mit dem Erzherzog Franz Karl Joseph von Österreich. Infolge der Verzichtleistung ihres Gemahls nach der 2. Dez. 1848 erfolgten Thronentsagung des Kaisers Ferdinand wurde der älteste ihrer vier Söhne, Franz Joseph (s. d.), Kaiser von Österreich. Ihre drei andern Söhne sind: Maximilian (s.d.), Kaiser von Mexiko; Erzherzog Karl Ludwig (s. d.); endlich Erzherzog Ludwig Victor, geb. 15. Mai 1842, Feldmarschalllieutenant. S. starb 28. Mai 1872. Sie übte schon während der Regierung des Kaisers Ferdinand und anfangs nach der Thronbesteigung ihres Sohnes in ultramontanem Sinn auf die österr. Politik großen Einfluß aus.

Sophie Charlotte, Königin von Preußen, geb. 20. Okt. 1668 als Tochter des Herzogs und spätern Kurfürsten Ernst August von Hannover, erhielt eine vortreffliche Erziehung und lebte eine Zeit lang in Paris bei ihrer Tante, der Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte. Sie vermählte sich 28. Sept. 1684 mit dem Kurprinzen Friedrich von Brandenburg (s. Friedrich I. von Preußen). Die durch Geist und Bildung ausgezeichnete Fürstin widmete Wissenschaften und Künsten das lebendigste Interesse; mit den philos. wie den theol. Lehren war sie vertraut; in ihrem Schloß zu Lietzenburg, das seitdem nach ihr den Namen Charlottenburg führte, empfing sie die Vertreter der verschiedensten Richtungen, so den Jesuiten Moritz Vota, der sie der kath. Kirche zuzuführen hoffte, und franz. Réfugiés, wie Lenfant uud Larrey. Leibniz stand der "philos. Königin" von ihrer hannov. Heimat her nahe; mit ihm vereinigt, bewog sie ihren Gemahl, 1700 die Berliner Societät (Akademie) der Wissenschaften zu gründen. Doch auch in die Politik griff die geistvolle, aber selbstbewußte und intrigante Königin ein; so ist ihr in erster Linie der Sturz des Ministers Danckelmann (s. d.) zuzuschreiben. Sie starb 1. Febr. 1705 in Hannover.- Vgl. Koser, S. C. (in der "Deutschen Rundschau", 1887).