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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Speyer; Spezereien; Spezĭa

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Speyer (Johann und Wendelin von) - Spezia

(1895) 19044 (9204 männl., 9840 weibl.) E., darunter 8355 Evangelische und 508 Israeliten, in Garnison die 1. bis 4. Compagnie des 2. bayr. Pionierbataillons, Post, Telegraph, Bezirksgremium, drei kath. Kirchen, darunter der Dom (s. unten), drei evang. Kirchen, darunter die neue Gedächtniskirche der Protestation, eine Synagoge, ein ehemaliges Jesuitenkollegium, jetzt im Besitz des Domkapitels, einen alten Thorturm (das Altpörtel; s. Tafel: Thore Ⅰ, Fig. 6), ein altes unterirdisches Judenbad, Mauerreste eines alten Palastes (des sog. Retscher), schöne Anlagen um den Dom mit der Ruine des 1511 ausgeführten Ölbergs, dem einzigen Überrest des 1437‒44 erbauten, Ende des 18. Jahrh. zerstörten Kreuzgangs, und Denkmäler des Physikers und Astronomen Schwerd und des Regierungspräsidenten von Stengel, Schöpfers der Domanlagen, ein neues Konsistorialgebäude. Ferner ein Gymnasium, eine Realschule mit dem hervorragenden Museum vaterländischer Altertümer, ein kath. Priesterseminar, eine königliche kath. Lehrerbildungsanstalt mit Präparandenschule, höhere Mädchen-, Frauenarbeitsschule, Erziehungsanstalt für jugendliche Sträflinge, großes Bürgerspital, Diakonissen- und Waisenhaus. Der Dom wurde von Konrad Ⅱ. als Grabstätte für sich und seine Nachfolger erbaut und 12. Juli 1030 begonnen, am gleichen Tage wie die Benediktinerabtei Limburg bei Dürkheim (s. d.), von seinem Sohne Heinrich Ⅲ. fortgesetzt und von dessen Sohne Heinrich Ⅳ. 1061 vollendet. Sie ruhen alle im Königschor der Kirche, Heinrich Ⅳ., auf dem der Bannfluch Gregors noch ruhte, erst, nachdem sein Leichnam fünf Jahre in der von ihm 1064 angebauten Afrakapelle unbegraben gestanden hatte; ferner Heinrich Ⅴ., Philipp von Schwaben, Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau, Albrecht Ⅰ. von Österreich, Gisela, die Gemahlin Konrads Ⅱ., Bertha, die Gemahlin Heinrichs Ⅳ., Beatrix, die zweite Gemahlin Friedrich Barbarossas, nebst ihrer Tochter Agnes. Der Dom brannte 1450 ab, wurde 31. Mai 1689 von den Franzosen verbrannt und nach seiner Wiederherstellung durch den Würzburger Baumeister J. F. Neumann dem Jüngern (1772‒84) abermals von den Franzosen zerstört (Jan. 1794); dann diente er als Magazin. Erst 1822 konnte der Dom infolge der Unterstützung des Königs Maximilian Joseph dem Gottesdienst zurückgegeben werden; die innere Ausschmückung erfolgte 1845‒53 im Auftrag Ludwigs Ⅰ., der Bau der Westfaçade, der Türme und Kaiserhalle 1854‒58 durch Hübsch. Die Kirche ist eine gewölbte Pfeilerbasilika mit östl. Querschiff (Hauptchor) und einer westl. Vorhalle, zwei Kuppeln und vier Türmen, von denen die Westtürme 73 m hoch sind. Die Kirche ist 134 m, das Querschiff 56 m lang, das Mittelschiff 15 m breit und 33 m lang; die gesamte Grundfläche beträgt 4470 qm. Drei mächtige Portale führen in die Vorhalle (Kaiserhalle) mit den Sandsteinbildsäulen der im Dom unter dem Königschor ruhenden Kaiser; der Königschor liegt 12 Stufen höher als das Mittelschiff, der Hauptchor (Bischofschor) einige Stufen höher als der Königschor, in dem die Denkmäler Rudolfs von Habsburg in Tiroler Marmor von Schwanthaler und Adolfs von Nassau in Sandstein von Ohnmacht sich befinden. Die Hauptzierde des Doms sind die Schraudolphschen Fresken (1845‒53). Die Industrie umfaßt eine große Baumwollspinnerei, Fabriken für Tabak und Cigarren, Maschinen, Schuhwaren, Stroh- und Pauspapier; ferner bestehen Eisen- und Messinggießereien, Brauereien, Ziegeleien, Handelsgärtnereien, Landwirtschaft, Wein- und Obstbau. S. ist Sitz der Land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für den Regierungsbezirk Pfalz. Der Freihafen am Rhein wird wenig benutzt.

Geschichte. S. ist das alte Noviomagus Nemetum der Römer. Ein Bischof von S. wird schon um 348 erwähnt; dann scheint die christl. Gemeinde durch Einfälle heidn. Germanen zerstört worden zu sein, da erst um 610 wieder ein Bischof von S. genannt wird. Die deutschen Kaiser hatten hier eine Pfalz, hielten sich häufig daselbst auf und machten S. 1294 zur Freien Reichsstadt. Von 1527 an, einige Unterbrechungen abgerechnet, war S. bis 1689 Sitz des Reichskammergerichts, das hierauf nach Wetzlar verlegt wurde. Auch wurden in S. mehrere Reichstage gehalten, unter denen der von 1529 der wichtigste war. Bei der Verwüstung der Rheinpfalz durch die Franzosen wurde S. 31. Mai 1689 vom General Monclar niedergebrannt und die Festungswerke bis auf einen Turm (das Altpörtel) zerstört. Nach 10 Jahren wurde die Stadt ärmlich wieder aufgebaut, hat sich aber nicht wieder zu ihrem einstigen Wohlstand zu erheben vermocht. Auch in den span., poln. und österr. Erbfolgekriegen, im Siebenjährigen Kriege und in den franz. Revolutionskriegen hatte S. viel von den Franzosen zu leiden. S. gehörte 1801‒14 zum franz. Depart. Donnersberg.

Litteratur. Geissel, Der Kaiserdom zu S. (3 Bde., Mainz 1826‒28); Zeuß, Die Freie Reichsstadt S. vor ihrer Zerstörung (Speyer 1843); Remling, Geschichte der Bischöfe zu S. (2 Bde., Mainz 1852‒54; dazu Urkundenbuch, 2 Bde., ebd. 1852‒54); Weiß, Geschichte der Stadt S. (Speyer 1876); Hilgard, Urkunden zur Geschichte der Stadt S. (Straßb. 1885); Meyer-Schwartau, Der Dom zu S. und verwandte Bauten (Berl. 1894).

Speyer, Johann und Wendelin von, s. Johann (von Speyer).

Spezereien (ital. spezierie), Spezereiwaren, eigentlich soviel wie Gewürze, dann Materialwaren überhaupt.

Spezĭa, La, Hauptort des Kreises S. (105464 E.), Handels- und Hauptkriegshafen in der ital. Provinz Genua, an den Eisenbahnlinien Genua-Pisa sowie S.-Parma, im Hintergrunde des von dreifachem Gebirgskranze umschlossenen Golf von S. (Golfo della S.), der in nordsüdl. Richtung eine Ausdehnung von gegen 8 km, in westöstlicher von gegen 4 km hat, nach Norden, Osten und Westen durch Höhenzüge gegen Winde und nach Süden durch einen Wellenbrecher geschützt ist, für die größte Flotte Raum bietet, für die mächtigsten Kriegsschiffe genügende Wassertiefe besitzt und an der Westküste fünf kleinere Häfen (Panigaglia, delle Grazie, Varignano, della Castagna, dell’Oliva oder Porto-Venere) aufweist, die an Fläche den Hafen von Genua 143 mal übertreffen. (Hierzu ein Situationsplan: La Spezia und Umgebung.) Die Stadt zählte 1881: 20947, als Gemeinde 30732, 1894 etwa 45500 E., hat besuchte Seebäder und ist von Olivenhainen umgeben; der westlich gelegene Ort Vernazza liefert den berühmten Wein der Cinque-Terre. S. hat Industrie in Hanfleinwand, Leder und Möbeln und ist Sitz eines Hauptzollamtes sowie eines deutschen Vicekonsulats. Der Schiffahrts- und Handelsverkehr ist lebhaft; Dampferverbindung besteht mit den meisten Mittelmeerhäfen. Die Hälfte der Ausfuhr besteht in Olivenöl. Der Kriegshafen