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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stadthagen - Stadtoldendorf

projektierte Straßen oder die thatsächliche Entwicklung der Anbauverhältnisse abgesonderten Teil des Planbereichs erstrecken. Die Zusammenlegung muß erfolgen, wenn die Eigentümer von mindestens der Hälfte der nach dem Grund- oder Gebäudesteuerkataster zu berechnenden Fläche der zusammenzulegenden Grundstücke sie bei dem Gemeindevorstande beantragen und sie im öffentlichen Interesse liegt; sie kann auch ohne Antrag der Beteiligten zwangsweise erfolgen. Die Ausdehnung der Enteignung auf die neben öffentlichen Straßen und Plätzen belegenen Grundstücke erfolgt auf Grund Gemeindebeschlusses und kann nur gleichzeitig mit der Enteignung des zu den anzulegenden öffentlichen Straßen und Plätzen erforderlichen Geländes beschlossen und durchgeführt werden." Der Entwurf ist vom Landtage nicht endgültig verabschiedet worden. (S. Bebauungsplan.) Vorzügliche Beachtung verdienen die Bauordnungsgrundsätze in Sachsen vom 30. Sept. 1896, die einen socialpolitisch großen Fortschritt bedeuten.

Vgl. die Artikel S. und Zusammenlegung städtischer Grundstücke und Zonenenteignung im "Handwörterbuch der Staatswissenschaften", Bd. 5 u. 6 (Jena 1893 u. 1894); Baumeister, Moderne S. (in den "Deutschen Zeit- und Streitfragen", Neue Folge, 2. Jahrg., Heft 7, Hamb. 1887); Friedrichs, Das Gesetz betreffend die Anlegung und Veränderung von Straßen u. s. w. (2. Aufl., Berl. 1889); J. Stübben, Der Bau der Städte in Geschichte und Gegenwart (ebd. 1895); Meyn, S. in rechtlicher Beziehung (ebd. 1893); Adickes, Umlegung und Zonenenteignung als Mittel rationeller Städteerweiterung (in Brauns "Archiv für sociale Gesetzgebung", Tüb. 1893); Fr. von Gruber, Anhaltspunkte für die Verfassung neuer Bauordnungen (Wien 1893); W. Prausnitz, Grundzüge der Hygieine (3. Aufl., Münch. 1896), S. 187 fg.; Berichtendes Ausschusses des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege von 1873 bis 1896.

Stadthagen, Stadt im Fürstentum Schaumburg-Lippe, an der Linie Hannover-Köln der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Bückeburg), hat (1895) 5525 E., darunter etwa 80 Katholiken und 50 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Reste der alten Befestigungen, zwei evang. Kirchen (14. Jahrh.), neue kath. Kirche, altes fürstl. Schloß, früher Residenz der Grafen von Schaumburg, seit 1875 renoviert, Erbbegräbnis der fürstl. Familie, altes Rathaus, viele Fachwerkbauten, höhere Bürgerschule, landwirtschaftliche Winterschule, Wasserleitung, Kanalisation, Gasbeleuchtung; mechan. Leinen- und Damastweberei, Glasfabriken, Drahtnägelfabrik, Dampfsägewerke, Dampfziegeleien, Steinkohlengruben, Sandsteinbrüche, Getreidehandel, Kram- und Viehmärkte. S. ist Sitz der lippe-schaumburgischen land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft.

Stadthaus, s. Rathaus.

Stadtilm, Stadt im Landratsamtsbezirk Rudolstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft), an der Ilm und der Nebenlinie Arnstadt-Saalfeld der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Rudolstadt), hat (1895) 3122 evang. E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, alte Stadtmauer, got. Stadtkirche (11. Jahrh.), den größten Markt Thüringens mit einem Denkmal (1885) des hier geborenen Liederkomponisten Methfessel; Gerberei, Schuh- und Tuchfabrikation und Landwirtschaft.

Städtisch-Petersdorf, s. Petersdorf (Bd. 17).

Stadtkolonien, s. Ferienkolonien.

Stadtkreis, in Preußen seit 1815 der nur aus einer Stadt bestehende preuß. Kreis. Die Geschäfte des Kreistags, Kreisausschusses und Landrats werden hier von den städtischen Behörden und einem Stadtausschuß wahrgenommen. In der Rheinprovinz dürfen Städte von 40 000, in Westfalen von 30 000, in den übrigen Provinzen (außer Posen) von 25 000 E. einen S. bilden.

Stadtlengsfeld, Stadt in Sachsen-Weimar, s. Lengsfeld.

Stadtlohn, Stadt im Kreis Ahaus des preuß. Reg.-Bez. Münster, 7 km von der niederländ. Grenze, an der rechts zur Yssel gehenden Berkel, hat (1895) 2563 E., darunter 14 Evangelische und 59 Israeliten, Post, Telegraph, Krankenhaus, städtische Sparkasse, Spar- und Darlehnskasse; Nesselwebereien, Töpfereien, Halbleinen-, Cigarren-, Seifenfabrik, Ziegeleien, Kalkbrennerei und Viehmärkte. In der Schlacht am Lohner Berge vom 6. Aug. 1623 schlug Tilly mit dem Heer der kath. Liga den Administrator Christian von Halberstadt.

Stadtmissionen, Veranstaltungen der Innern Mission (s. d.) in den großen Städten. Während die Einrichtung in London und andern großen Städten des Auslandes schon lange besteht, ist sie in Deutschland erst in neuester Zeit eingeführt. Außer in Berlin, wo in vier Inspektionsbezirken 44 Stadtmissionare nebst einer Anzahl Gemeindeschwestern wirken, bestehen S. in Leipzig, Dresden, Hamburg, Königsberg i. Pr., Frankfurt a. M., Stuttgart, Breslau und andern Großstädten. In Berlin widmet sich die Stadtmission auch der geistlichen Pflege der Schiffer, betreibt Predigtverteilung auf Bahnhöfen, Straßen, Pferdebahnen und an die Droschkenkutscher, besitzt eine eigene Verlagsbuchhandlung, beschäftigt entlassene Bestrafte und andere Arbeitslose, giebt ein Volksblatt ("Sonntagsfreund") sowie die Pfennigpredigten zur Massenverbreitung heraus und hält in ihren Vereinshäusern eigene Gottesdienste. In Hamburg widmet sich die Stadtmission auch der Fürsorge für Auswanderer und Seeleute. Der 1887 in Berlin begründete Evangelisch-kirchliche Hilfsverein bemüht sich, in allen größern Städten und Industriebezirken S. zu begründen. - Vgl. Die Innere Mission in Berlin (Berl. 1883; mit Übersicht der Werke und Anstalten der S.); Cassel, Stadt- und Volksmission, sociale Betrachtungen (ebd. 1888); das Monatsblatt "Blätter aus der Stadtmission" (ebd. 1878 fg.).

Stadtmünzen, s. Landmünzen.

Stadtoldendorf, Stadt im Kreis Holzminden des Herzogtums Braunschweig, an der Linie Magdeburg-Holzminden der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braunschweig) und Steueramtes, hat (1895) 2895 E., darunter etwa 70 Katholiken und 80 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Reste der ehemaligen Befestigung, evang. Kirche, Bürgerschule, Sparkasse, Spar- und Vorschußverein; mechan. Weberei für Leinenwaren nebst Appreturanstalt, Gipsfabriken, Anhydrit- und Sandsteinbrüche. Nahebei die Ruinen der Homburg und die ehemalige Cistercienserabtei Amelunxborn, jetzt Domäne, mit prächtiger Kirche. Die Restaurierung derselben, einer der hervorragendsten roman. Kirchen Norddeutschlands, wurde 1896 beendet. Bereits 1876 bewilligte der braunschweig. Landtag 100 000 M. hierfür, doch hat diese Summe nicht ausgereicht. Das Kloster ist 1129-35 erbaut, die