Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stadtverordnetenversammlung; Staël; Stäfa; Stafette; Staffa; Staffage

236

Stadtverordnetenversammlung - Staffage

bindung miteinander setzen; für diese Zwecke werden jetzt vorwiegend Telephone benutzt. (S. Telephonanlagen und Telephonverkehr.)

Stadtverordnetenversammlung, s. Gemeinderat und Städteordnung.

Staël (spr. stahl), Anna Louise Germaine, Baronin von, franz. Schriftstellerin prot. Konfession, geb. 22. April 1766 zu Paris, Tochter von Jacques Necker (s. d.), dessen Haus ein Sammelplatz litterar. Größen war, in deren Umgang die Tochter frühzeitig ihre hohe Begabung entwickelte. 1786 heiratete sie den schwed. Gesandten Baron von S. (vgl. dessen Correspondance diplomatique. 1783-99, hg. von Léouzon Le Duc, Par. 1881). Eine begeisterte Anhängerin Rousseaus, über welchen sie 1788 ihr Werk "Lettres sur les ouvrages et le caractère de J. J. Rousseau" (2. Aufl., Par. 1789; deutsch Lpz. 1789) hatte erscheinen lassen, nahm sie an der Revolution lebhaften Anteil; die erst nach ihrem Tode erschienenen "Considérations sur les principaux événements de la révolution française" (3 Bde., 1818 u. ö.; deutsch von A. W. Schlegel, 6 Bde., Heidelb. 1818) zeigen ihre Bekehrung zu den Grundsätzen der engl. Verfassungsform. Während der Schreckenszeit blieb sie erst noch in Paris; endlich selber vom Tode bedroht, entkam sie durch ihres Freundes Manuel Hilfe zu ihrem Vater nach Coppet am Genfer See. Von dort ging sie nach England, wo sie ihre anonym erschienene Schrift zu Gunsten Marie Antoinettes: "Réflexions sur le procès de la reine par une femme" (Par. 1793), entwarf. Nach Robespierres Sturz veröffentlichte sie "Réflexions sur la paix, adressées à M. Pitt et aux Français" (Par. 1794) und "Réflexions sur la paix intérieure" (ebd. 1795). Schwedens Anerkennung der Französischen Republik führte sie mit ihrem Gemahl nach Paris zurück, sie trat nun mit dem "Cercle constitutionnel" in nähere Verbindung. Hier erschien ihre geniale Schrift "De l'influence des passions sur le bonheur des individus et des nations" (Lausanne und Par. 1796; deutsch Zür. und Lpz. 1797) und "De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales" (2 Bde., Par. 1796), worin sie durch Auflehnung gegen litterar. Konvention und durch die Forderung einer Übereinstimmung von Dichtung, Philosophie und Leben eine echte Vorläuferin der Romantiker wurde. Sie hatte sich von ihrem Gatten getrennt, doch begleitete sie ihn, als er von schweren Körperleiden heimgesucht wurde, 1798 nach der Schweiz. Er starb 9. Mai 1802 zu Poligny. Ihre freie Geistesrichtung erregte das Mißfallen Bonapartes, wegen ihres Vaters Schrift "Dernières vues de politique et de finances" (1802), für welche sie falsche Berichte geliefert haben sollte, wurde sie auf 40 Lieues aus dem Umkreise von Paris verbannt. Ihr Roman "Delphine", in dem sie den vergeblichen Kampf einer wahrheitsliebenden idealistischen Natur gegen gesellschaftliches Herkommen darstellt, erschien 1802 (4 Bde., Genf). Bald darauf bereiste sie Deutschland und hielt sich fast ein Jahr in Weimar und Berlin auf. A. W. Schlegel war während dieser Zeit ihr Begleiter und ging auch 1805 mit ihr nach Rom. Der in Italien begonnene Roman "Corinne, ou l'Italie" (2 Bde., Par. 1807; deutsch von F. Schlegel, Berl. 1807; auch in Reclams "Universalbibliothek") verbindet eine Herzensgeschichte mit einer glänzenden Schilderung Italiens und seiner Kunstwerke. Drei Jahre später veröffentlichte sie ihr Buch "De l'Allemagne" (deutsch von R. Habs in Reclams "Universalbibliothek"), das als eine unbefangene Darlegung der geistigen Entwicklung Deutschlands wie eine Offenbarung auf die Franzosen wirkte. Napoleon ließ das Werk durch seine Polizei einstampfen, es erschien dann in London (1813). Nach kurzem Aufenthalt (1806) in Frankreich, in Wien (1807) und in Coppet, wurde ihr Versuch, wieder in Frankreich zu bleiben, durch einen erneuten Verbannungsbefehl durchkreuzt; Schlegel mußte sich von ihr trennen, der Herzog von Montmorency und Mad. Récamier, die sie in ihrem Exile besucht hatten, wurden gleichfalls verbannt. Im Frühling 1812 entfloh sie von Coppet, ging nach Wien, dann nach Moskau und Petersburg und von dort nach Schweden, wo ihr jüngster Sohn Albert im Duell fiel. In Schweden schrieb sie ihr Werk "Dix années d'exil" (Par. 1821; deutsch Lpz. 1822) und die "Réfléxions sur le suicide" (Lond. 1813). Nach dem Sturze Napoleons hielt sie sich meist in Paris auf, wo sie eine Tochter, die 1838 starb, an den Herzog von Broglie verheiratet hatte. Ihre zweite Ehe mit einem in der franz. Armee dienenden ital. Offizier de Rocca ward von ihr geheim gehalten, weil sie den Namen S. nicht aufgeben wollte. Von ihren litterar. und polit. Freunden, wie Benjamin Constant, Guizot, Broglie, umgeben, in der Sphäre des Doktrinarismus und des konstitutionellen Liberalismus, verbrachte sie die letzten Jahre mit der Abfassung ihrer "Considérations sur la révolution française" und starb 14. Juli 1817 zu Paris. Ihre "Œuvres complètes" (17 Bde., Par. 1820-21) gab ihr ältester Sohn mit einer biogr. Notiz von Mad. Necker de Saussure heraus. - Vgl. Lettres inédites et souvenirs biographiques de Mme Récamier et de Mme de S. publiés par le baron de Gérando (Par. und Metz 1868); Lady Blennerhasset, Frau von S., ihre Freunde und ihre Bedeutung in Politik und Litteratur (3 Bde., Berl. 1887-89); Sorel, Mme de S. (Par. 1890).

Ihr ältester Sohn, Auguste Louis, Baron von S., geb. 31. Aug. 1790, hat wertvolle "Lettres sur l'Angleterre" (Par. 1826) verfaßt; seine "Notice sur M. Necker", welche auch (ebd. 1820) selbständig erschien, ist die Einleitung zu seiner Gesamtausgabe der Werke seines Großvaters Necker, welche er 1821 veranstaltete. Seine "Œuvres diverses" wurden (3 Bde., Par. 1829) von seiner Schwester, der Herzogin von Broglie, herausgegeben. Er starb 11. Nov. 1827 zu Coppet.

Stäfa, Gemeinde im Bezirk Meilen des schweiz. Kantons Zürich, 25 km südöstlich von Zürich, in 434 m Höhe, auf dem rechten Ufer des Züricher Sees, an der Linie Zürich-Rapperschwyl der Nordostbahn, von Weinbergen und Obstgärten umgeben, hat (1888) 3846 E., darunter 198 Katholiken, Post, Telegraph; Seidenweberei, Seidenzwirnerei, Gerberei, Färberei, Schlauchfabrikation, Viehzucht, Acker-, Obst- und Weinbau.

Stafette (frz.), s. Estafette.

Staffa, zu den Innern Hebriden gehörige Insel, westlich von der Insel Mull, 2,5 qkm groß, nur mit Gras bewachsen, bis 44 m hoch, steil ins Meer abfallend und unbewohnt, ist berühmt durch ihre Basaltsäulen und Höhlen, darunter die Fingalshöhle (s. d. und Tafel: Höhlen II, Fig. 4).

Staffage (spr. -fahsch'), in der Malerei die Belebung einer Landschaft, eines Architekturbildes u. dgl. durch Menschen oder Tiere. Sie ist meist so gewählt, daß sie die Stimmung im Bilde unterstützt, soll aber kein selbständiges Interesse beanspruchen.