373
Stockholmer Blutbad - Stockhorn
Intecknings - garanti- Aktiebolaget (Hypothekengarantiegarantie-Aktiengesellschaft), Aktiebolaget Nordiska Kreditbanken u. a. Die Börse hat nicht die Bedeutung wie in den großen Handelsstädten des Kontinents. Fast alle Staaten sind durch Generalkonsuln vertreten. - Mit Verkehrsmitteln ist S. gut versehen. Drei Hauptbahnlinien gehen von S. aus und zwei Lokalbahnen. Die Eisenbahnen nördlich und südlich vom Mälarsee werden durch die 1871 vollendete kostspielige Verbindungsbahn verbunden, welche auf Brücken und Viadukten durch die innern Teile der Stadt läuft und durch einen 417 m langen Tunnel unter Södermalm hingeführt ist. Außer dem staatlichen Centralbahnhof enthält das Weichbild acht kleinere Bahnhöfe. Doch wird der Lokalverkehr in höherm Maße durch das weitverzweigte Pferdebahnnetz (20 km) und die elektrische Bahn bewältigt. Außerdem durchschneiden einige sechzig kleine Dampfboote die zahlreichen Wasserstraßen der Stadt nach allen Richtungen. Nach dem hochgelegenen Södermalm zu führen zwei Elevatoren, die Verbindung zwischen Norrmalm und Östermalm erleichtert ein Tunnel. Eine großartige Entwicklung hat das Telephon erlangt (17 000 Abonnenten Ende 1896 oder 1 auf 16 E.). Fernsprechverbindung besteht auch mit Göteborg und mit Malmö. 1895 kamen vom Auslande 1604 Schiffe von 581 739 Registertons an. Die eigene Flotte der Stadt bestand Anfang 1896 aus 191 Schiffen von 56 099 Registertons, wovon 143 Dampfschiffe von 44 354 Registertons. Ungünstig sind die Schiffahrtsverhältnisse in dem von Schären besetzten Fjord.
Die Stadt ist mit guten Quaianlagen versehen, an denen auch große Schiffe festmachen. S. hat 3 Häfen: Osthafen, Mälarhafen und den 9 km im NO. von den Schleusen liegenden, sehr geräumigen Värtahafen, der die größten Schiffe aufnehmen kann. Die Kriegswerft liegt zwischen den Inseln Skeppsholmen und Kastellholmen, sie hat ein 92 m langes und 17,8 m breites Trockendock. Zwei andere Trockendocks gehören der Großhandels-Societät, davon ist das größere 104 m lang und 17 m breit. S. ist nicht befestigt; nur die Citadelle (Kastell) auf Kastellholmen ist von den alten Befestigungswerken noch vorhanden. Die nach S. führenden Seekanäle sind an mehrern Stellen mit Küstenbefestigungen versehen; die Einfahrt in den Landsortpaß im S. verteidigt die Festung Dalarö, den Sandhamnpaß verteidigen 3 Küstenwerke auf der Insel Sandö. Die Hauptverteidigung liegt im Innern der Schären, bei der Insel Rindö, wo alle von außen kommenden Pässe sich vereinigen. Dort liegen die Küstenwerke Edholmen, Alholmen, Gorskoï, Palmsund, Kronudden, Rindö (Panzerfort), Vaxholm (starkes Kasemattfort), Fredriksborg, Rodjupet. Alle Nebenfahrwasser werden durch Minensperren und Kanonenboote verteidigt.
Umgebung. S. hat eine große Anzahl Vergnügungsplätze, von welchen Berns' Salon im Berzelii-Park und Hasselbacken sowie Skansen im Tiergarten die bekanntesten sind. Die Umgebung ist anziehend in hohem Grade; sowohl nach dem Mälarsee als nach der Ostsee zu sind die Ufer von Villen besetzt. Innerhalb des Stadtgebietes oder in dessen Nähe befinden sich die königl. Lustschlösser Rosendal, Ulriksdal, Haga und Drottningholm (s. d.). An das Stadtthor Hornstull im SW. anstoßend liegt der Vorort Liljeholmen an der Bucht Ärstaviken des Mälarsees mit bedeutenden Eisenbahnwerkstätten.
Geschichte. Als S.s Gründer betrachtet man den mächtigen Reichsvorsteher Birger Jarl (1250-66), welcher den Ort zuerst befestigte und das 1697 niedergebrannte königl. Schloß aufführte. Im Mittelalter war die Stadt mehrmals Belagerungen und Eroberungen ausgesetzt. Erst im 17. Jahrh. erhob sich S. zu einer wirklichen Großstadt durch den Aufschwung Schwedens und die Reichtümer, welche zufolge der großen Kriege einflossen, und zufolge des Glanzes, welcher sich um den Hof der Königin Christine und den Karls X. verbreitete. Trotz der Lage an einem mehrere Monate zugefrorenen Binnenmeer hat sich S. in der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts in kommerzieller wie in industrieller Beziehung sehr gehoben. - Vgl. Frisch, Stockholm (Berl. 1860); Wattenbach, S. Ein Blick auf Schwedens Hauptstadt und Schwedens Geschichte (ebd. 1875); Lundin, Nya S. (Stockh. 1887-90); Nordensvan, Mälardrottningen (ebd. 1895); Dahlgren, S., Sveriges hufvudstad etc. (ebd. 1897) und die seit 1866 jährlich erscheinenden statist. Berichte über die kommunale Verwaltung.
Stockholmer Blutbad, histor. Benennung für die Hinrichtung zahlreicher schwed. Großen, durch die Christian II. von Dänemark seine Herrschaft in Schweden zu sichern suchte. Nachdem Christian Stockholm 1520 durch Kapitulation gewonnen hatte, wurde dahin zum 1. Nov. ein Reichstag berufen. Am 7. Nov. wurden mehrere schwed. Edelleute, Geistliche und Bürger auf das Schloß geladen, wo der Erzbischof Gustav Trolle, trotzdem bei der Übergabe Stockholms eine allgemeine Amnestie verheißen war, die Bestrafung aller derjenigen forderte, die zu seiner Absetzung während der Zeiten Sten Stures mitgewirkt hatten. Die Angeklagten wurden festgenommen, am folgenden Tage von einem geistlichen Gerichtshof für Ketzer erklärt und unmittelbar nachher zum Tode hinausgeführt. Auf dem großen Markte zu Stockholm wurden zwei Bischöfe, mehrere Reichsräte, unter andern der Vater und der Schwager Gustav Wasas, 17 Bürgermeister oder Ratsherren Stockholms und viele Bürger enthauptet. Das Blutbad dauerte auch die folgenden Tage fort, und auch der Heimweg des Königs nach Dänemark wurde durch neue Hinrichtungen bezeichnet. Ein Rächer der Unthat entstand in Gustav Wasa (s. Gustav I.), der Schweden von der dän. Herrschaft befreite.
Stockholms Län, administrativer Bezirk in Mittelschweden, umfaßt den östl. Teil der Provinz Upland und den nordöstl. Teil der Provinz Södermanland, zählt auf 7611 qkm (1895) 157 457 E., d. i. 20 auf 1 qkm. Von der Festlandsoberfläche sind 21 Proz. Ackerland, 6 Proz. Wiesen und 55 Proz. Wälder. Hauptnahrungszweig ist Ackerbau und Fischerei. Eisenbahnen (300 km) und viele kleine Kanäle (Wäddö, Södertelge u. a.) vermitteln den Verkehr. Städte sind: Södertelge, Norrtelge, Waxholm, Öregrund, Östhammar und Sigtuna. Der Landeshauptmann hat seine Residenz in Stockholm.
Stockholz, s. Holzaufbereitung.
Stockhorn, Gipfel der Simmengruppe in den Freiburger Alpen im schweiz. Kanton Bern, erhebt sich 10 km südwestlich von Thun als kahles Felshorn zu 2192 m und bietet von seinem Gipfel eine großartige Rundsicht. Die Besteigung erfordert von Thun, Blumenstein oder Erlenbach aus 5-6 Stunden. Die nach dem Gipfel benannte Voralpenkette besteht vornehmlich aus Kalksteinen der Juraformation und ist reich an schönen Waldungen und da