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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stoltze; Stolypinsche Mineralquellen; Stolz; Stolze; Stölzel; Stolzenau; Stolzenfels

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Stoltze - Stolzenfels

Mündung der Stolpe in die Ostsee, an der Nebenlinie Stolp-S. (17,3 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Nebenzollamtes und Konsuls für Schweden und Norwegen, hat (1895) 1972 evang. E., Post, Telegraph, eine Navigations-Vorschule, ein Strandamt, einen Hafen mit Molen und Leuchtturm; Fischerei und lebhaften Schiffsverkehr. Eingeführt werden Weizen, Kohlen aus England und Heringe aus Norwegen, ausgeführt Holz und Spiritus. - Vgl. Zessin, Das Ostseebad S. (Stolp 1892).

Stoltze, Friedr., Frankfurter Dialektdichter, geb. 21. Nov. 1816 zu Frankfurt a. M., war zum Kaufmannsstand bestimmt, lebte aber später ganz seinen poet. Neigungen. Er gab 1852-66 die "Frankfurter Krebbelzeitung", daneben 1860-66 die "Frankfurter Laterne" (Neue Folge seit 1872) und den "Wahren Jakob" heraus. Er starb 28. März 1891. S. schrieb: "Skizzen aus der Pfalz" (Frankf. 1819), "Schwarz-Weiß-Braun" (4. Aufl., ebd. 1868), "Gedichte in hochdeutscher Mundart" (ebd. 1862), "Gedichte in Frankfurter Mundart" (Bd. 1, ebd. 1865; 14. Aufl. 1892; Bd. 2, 1881; 10. Aufl. 1896), "Am Sueskanal" (ebd. 1870 u. ö.), "Gedichte in Frankfurter und hochdeutscher Mundart" (ebd. 1871 u. ö.), "Novellen und Erzählungen in Frankfurter Mundart" (2 Bde., ebd. 1880-85; 4. Aufl. 1892) u. a. "Vermischte Schriften" von ihm gab Hörth (Frankf. 1896) heraus. Seine "Gesammelten Werke" erschienen in vier Bänden (Frankf. 1891).

Stolypinsche Mineralquellen, s. Balakowo (s. Bd. 17).

Stolz, s. Eitelkeit.

Stolz, Alban, kath. Theolog und Volksschriftsteller, geb. 8. Febr. 1808 zu Bühl in Baden, studierte in Freiburg und Heidelberg, empfing 1833 die Priesterweihe, wurde Vikar zu Rothenfels, 1841 Lehrer am Gymnasium zu Bruchsal, 1843 Repetent am theol. Konvikt zu Freiburg, 1848 Professor der Pastoraltheologie und Pädagogik an der Universität daselbst; er starb 16. Okt. 1883. S. hat besonders durch seinen "Kalender für Zeit und Ewigkeit" (Freiburg 1843-84) auf weite Kreise gewirkt. Von seinen sehr zahlreichen Schriften, die als "Gesammelte Werke" (Freiburg 1871 u. ö.) 16 Bände füllen, seien die Reisefrüchte: "Spanisches für die gebildete Welt" (8. Aufl., ebd. 1885) und "Besuch bei Sem, Ham und Japhet" (5. Aufl., ebd. 1876) genannt. Seine "Ausgewählten Werke" erschienen in 6 (ebd. 1885), seine "Gesammelten Werke" in 19 Bänden (ebd. 1886-95). - Vgl. Hägele, A. S. nach authentischen Quellen (Freiburg 1884; 3. Aufl. 1889).

Stolze, Wilh., Begründer eines stenographischen Systems, geb. 20. Mai 1798 in Berlin, besuchte daselbst das Joachimsthalsche Gymnasium und nahm dann eine Anstellung im Bureau der Berliner Feuerversicherungsanstalt an, die er bis 1838 bekleidete. Daneben war er auch als Privatlehrer thätig. Sein pädagogisches Wirken, verbunden mit dem Studium der Sprachwerke von Humboldt, Grimm und Becker, lenkte ihn auf das von ihm ausgebildete stenographische System. (S.Stenographie.) Von 1838 an widmete er sich zwei Jahre ausschließlich seiner Methode. Er gründete dieselbe auf Karl Ferdinand Beckers (s. d.) Laut- und Wortbildungslehre und schloß sich in der Ausführung dessen Grundsätzen eng und treu an. Er war seit dem zweiten Vereinigten Landtag (1848) als Stenograph thätig und später Vorsteher des Stenographischen Bureaus der preuß. Zweiten Kammer. S. starb 9. Jan. 1867. Das Ergebnis seiner Arbeiten enthält sein "Theoretisch-praktisches Lehrbuch der deutschen Stenographie" (Berl. 1841), dem die "Anleitung zur deutschen Stenographie" (hg. vom Berliner Verein; 63. Aufl., nach der Revision des Systems von 1888 hg. von Franz S., Berl. 1895) und sein "Ausführlicher Lehrgang" (zuerst ebd. 1852, mit 80 lithogr. Tafeln; 10. Aufl. 1890, als 3. Teil der "Anleitung") folgte.

Stölzel, Adolf, Jurist, geb. 28. Juni 1831 zu Gotha, studierte in Marburg und Heidelberg, trat in den kurhess. Justizdienst, war 1861-72 Richter in Cassel, wurde dann Kammergerichtsrat in Berlin und vortragender Rat im preuß. Justizministerium, daneben Mitglied, 1886 Präsident der Prüfungsbehörde für die große jurist. Prüfung, 1887 auch ord. Honorarprofessor daselbst. 1891 wurde er zum Mitglied des Herrenhauses und Kronsyndikus ernannt. Er schrieb namentlich: "Handbuch des kurhess. Civil- und Civilprozeßrechts" (anonym, mit mehrern andern, 2 Bde., Cass. 1860-61), "Die Lehre von der operis novi nunciatio" (ebd. 1865), "Die Entwicklung des gelehrten Richtertums" (preisgekrönt, 2 Bde., Stuttg. 1872), "Das Recht der väterlichen Gewalt in Preußen" (Berl. 1874), "Das Eheschließungsrecht im Geltungsbereich des preuß. Gesetzes vom 9. März 1874" (ebd. 1874), "Deutsches Eheschließungsrecht" (ebd. 1876), "Brandenburg-Preußens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung" (2 Bde., ebd. 1888), "Fünfzehn Vorträge aus der brandenb.-preuß. Rechts- und Staatsgeschichte" (ebd. 1889), "Das landesherrliche Ehescheidungsrecht" (ebd. 1891), "Schulung für die civilistische Praxis" (2. Aufl., ebd. 1896). Außerdem eine Biographie von Suarez (Berl. 1885).

Stölzel, Karl, Technolog, geb. 17. Febr. 1826 zu Gotha, studierte in Jena, Heidelberg, Berlin und Gießen, habilitierte sich 1849 in Heidelberg, wirkte später einige Jahre als Lehrer in Kaiserslautern und Nürnberg und wurde 1868 an die neu gegründete Technische Hochschule zu München als ord. Professor für chem. Technologie und Metallurgie berufen. Er starb 3. Febr. 1896 in Karlsruhe. Er schrieb u. a.: "Die Entstehung und Fortentwicklung der Rübenzuckerfabrikation" (Braunschw. 1851) und als Hauptwerk "Metallurgie" (2 Bde., ebd. 1863-86).

Stolzenau. -1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Hannover, hat 628,60 qkm und (1895) 27 077 (13 239 männl., 13 838 weibl.) E., 5 Städte, 43 Landgemeinden und 1 Gutsbezirk. - 2) Flecken im Kreis S., nahe links der Weser, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Verden), hat (1895) 1527 E., darunter 38 Katholiken und 103 Israeliten, Post, Telegraph; Seifen- und Hefefabrikation, Brennereien, Salmfischfang, Schiffahrt, Wollhandel.

Stolzenfels, Bergschloß im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Koblenz, am linken Ufer des Rheins, 94 m über demselben, 6 km oberhalb Koblenz, der Lahnmündung gegenüber gelegen, ist Eigentum des Kaisers Wilhelm II. Die alte Burg S. wurde vom Erzbischof von Trier, Arnold II. von Isenburg, 1250 erbaut, jedenfalls verstärkt. Sie war im Mittelalter häufig Sitz der Erzbischöfe von Trier, blieb aber nach der Zerstörung durch die Franzosen (1689) Ruine, bis sie der Kronprinz und nachmalige König Friedrich Wilhelm IV., der sie von der Stadt Koblenz zum Geschenk erhielt, unter Benutzung der Trümmer, namentlich des 34 m hohen fünfeckigen Hauptturms, 1836-42 mit einem Kostenaufwand von 350 000 Thlrn. nach Entwürfen von Schinkel