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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Strictissime - Strindberg

Strictissime (lat.), aufs genaueste, im strengsten Sinne des Wortes; strictissĭmum silentĭum, strenges Stillschweigen.

Stricto jure (lat.), nach strengem Recht.

Stricto sensu (lat.), im strengen Sinne, in enger Bedeutung.

Stride (engl., spr. streid), in der Turfsprache im engern Sinne die Sprungweite eines Rennpferdes, im weitern Sinne die einem bestimmten Rennpferd eigentümliche Art des Rennlaufs und die sich daraus ergebende Fähigkeit, Rennen mit mehr oder weniger Aussicht auf Erfolg zu bestreiten.

Stridores, soviel wie Kolibris (s. d.).

Striegau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau, hat 299,49 qkm und (1895) 41 709 (20 150 männl., 215 59 weibl.) E., 1 Stadt, 58 Landgemeinden und 46 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis S., am Striegauer Wasser, in 288 m Höhe, an der Linie Raudten-Camenz und den Nebenlinien S.-Volkenhain (19,9 km) und S.-Maltsch (36,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Schweidnitz) und Bezirkskommandos, hat (1895) 12 627 (6226 männl., 6401 weibl.) E., darunter 4541 Katholiken und 109 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Reste der alten Befestigungen, eine evang., vier kath. Kirchen, darunter die Peter- und Paulskirche mit dem höchsten Kirchengewölbe in Schlesien (30 m), ein Progymnasium, eine private höhere Mädchenschule, große Strafanstalt, Kreissparkasse, städtische Sparkasse, Vorschußverein, Kreiskrankenhaus, Armenhaus, evang. und kath. Kinderheim, Gasanstalt, Schlachthaus; zwei Portefeuille-, Album- und Kartonnagefabriken, Zucker-, Cigarren-, Leder-, Leisten-, Peitschen-und Porzellanfabriken, bedeutende Bürstenfabrik, Stuhlfabrik, zwei Eisengießereien, zwei Maschinenbauanstalten, Viehmärkte; in der Umgegend Granit- und Basaltbrüche.

^[Abb.]

Striegel, ein zum Putzen der Pferde und des Rindviehes dienendes Instrument, das aus einer mit Holzgriff versehenen Eisenblechplatte besteht, die ihrerseits gezähnelte Rippen trägt. Der S. hat in erster Linie den Zweck, die Bürste oder Kartätsche zu reinigen, in zweiter Linie die groben Schmutzborken der Haardecke zu zerreiben und für die Kartätsche angriffsfähig zu machen.

Striemen, linienförmige Blutunterlaufung, s. Sugillation.

Striesen, ehemalige Landgemeinde, seit 1892 mit Dresden (s. d.) vereinigt.

Strigel, Victorin, ein Hauptvertreter des Synergismus (s. d.), geb. 26. Dez. 1524 zu Kaufbeuren, bildete sich unter Melanchthon zu Wittenberg, wurde 1548 Professor in Jena und geriet hier mit Flacius in Streit, weil er sich als Mitarbeiter an der Konfutationsschrift von 1558 synergistisch ausgedrückt haben sollte. Der herzogl. Hof hielt S. März bis Aug. 1559 auf dem Schlosse Grimmenstein gefangen, wurde jedoch durch die hierarchischen Übergriffe der Flacianischen Partei bald umgestimmt und gestattete S., der eine ausgleichende Erklärung gab, die Rückkehr nach Jena. S. ging 1562 als Professor nach Leipzig, dann nach Wittenberg, 1567 als Professor der Ethik nach Heidelberg, wo er 26. Juni 1569 starb. Seine Theorie war weder Pelagianismus noch Semipelagianismus (s. Pelagianer), sondern maß dem menschlichen Willen nur die Fähigkeit bei, sich zum Empfang der Gnade vorzubereiten; dennoch wurde sie auch im Konkordienbuche verdammt. Seine zahlreichen Werke betreffen die Philologie, Philosophie, die systematische und biblische Theologie. - Vgl. Otto, De Victorino Strigelio liberioris mentis in ecclesia Lutheria vindice (Jena 1843); Preger, Matthias Flacius Illyricus und seine Zeit (2 Bde., Erlangen 1859-61).

Strigidae, s. Eulen (Raubvögel).

Strigolniken, s. Raskolniken.

Strike (engt.), Arbeitseinstellung, s. Streik.

Strikt (lat.), streng, genau.

Striktur (lat.) oder Stenose (stenosis), die krankhafte Verengerung eines Kanals im tierischen Körper. Solche Verengerungen kommen am häufigsten in der männlichen Harnröhre, ferner im Nahrungskanal (Speiseröhre, Magenmündungen, Mastdarm), in der Scheide, Nase, Kehlkopf, den Thränenwegen, selbst in den Gefäß- und Herzhöhlen (hier Stenosen genannt) vor. Die S. beruht entweder auf Krampf der Muskelfasern eines Kanals, oder auf Anschwellung und entzündlicher oder narbiger Verdickung seiner Wände, oder auf Gestalt- und Richtungsfehlern derselben (z. B. Knickung, Achsendrehung, Verschlingung), oder auf Druck von außen (durch Geschwülste, Krebse, Brucheinklemmung u. dgl.). Der Kanal wird oberhalb der engen Stelle weit, füllt sich mit den am Weiterwandern behinderten Stoffen (Harn, Kot u. s. w.), die sich hinwieder chemisch zersetzen und mechanisch verändern, wodurch wieder die betreffende Kanalwand entzündet wird, dann Geschwüre, Brand und Durchlöcherungen (infolgedessen Harninfiltration, Harn- und Kotfisteln u. dgl.) sich bilden. Die Harnröhrenverengerungen sind fast immer die Folge der chronischen Tripperentzündung und führen, sich selbst überlassen, über lang oder kurz zu mannigfachen Harnbeschwerden, selbst zu gefährlicher Harnverhaltung. Die Behandlung strebt die kranke Stelle zu erweitern und durchgängig zu machen, meist durch Ausweitung mittels eingelegter Bougies oder Katheter oder der aufquellenden Darmsaiten; oft dient auch die Operation mittels Schnitt oder Stich, oder das Ätzmittel. Kommt es bei Harnröhrenstrikturen zu völliger Harnverhaltung und gelingt die Einführung feiner Katheter nicht, so muß man dem Harn auf operativem Wege (Blasenstich oder Harnröhrenschnitt) Abfluß verschaffen. - Vgl. Dittel, Die S. der Harnröhre (Stuttg. 1880); Thompson, Die S. und Fisteln der Harnröhre (deutsch von Casper, Münch. 1888); Wossidlo, Die S. der Harnröhre und ihre Behandlung (Lpz. 1897).

Strindberg, Aug., schwed. Schriftsteller, geb. 22. Jan. 1849 zu Stockholm, studierte in Upsala Medizin, dann Philosophie, wirkte 1868 als Lehrer an der Volksschule der Klaragemeinde in Stockholm, darauf am Theater zu Stockholm, studierte dann von neuem in Upsala, namentlich neuere Sprachen (auch Chinesisch), war später in Stockholm an verschiedenen Zeitungen als Berichterstatter thätig und erhielt 1874 eine Stelle an der königl. Bibliothek. 1882 trat er jedoch von dieser zurück und lebte seitdem immer dichterisch thätig meist im Auslande, namentlich in der Schweiz und in Deutschland. S. ist ein unruhiger, unzufriedener Geist, voll Talent, aber ohne Festigkeit und Klarheit. In seinen Werken schildert er das Alltagsleben in fast cynischer Weise. Seine ersten Dramen ("I Rom", "Den Fredlöse",