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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tennessee; Tennis; Tennstedt; Tennyson

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Tennessee (Staat) - Tennyson

vereinigt. Er fließt in südwestl. Richtung in den Staat Alabama hinein, dessen Norden er ostwestlich durchströmt, wendet sich dann wieder nördlich nach Tennessee zurück und mündet bei Paducah in Kentucky links in den Ohio. Der eigentliche T. ist auf seinem ganzen Laufe schiffbar. Die bedeutendste Stadt an ihm ist Chattanooga. Links münden Hiawassee, Sandy und Clarks; rechts Sequatchee, Flint, Elk und Duck.

Tennessee (spr. -ßih), abgekürzt Tenn., einer der Vereinigten Staaten von Amerika, liegt zwischen 35° und 36° 35' nördl. Br. und 81° 37' und 90° 15' westl. L. (s. die Karten: Vereinigte Staaten von Amerika. II. Mittlerer Teil und III. Östlicher Teil), wird begrenzt im N. von Kentucky und Virginia, im SO. von Nordcarolina, im S. von Georgia, Alabama und Mississippi, im W. von Arkansas und Missouri, von welchem er durch den Mississippifluß getrennt ist, und umfaßt 108910 qkm. Er zählte 1790: 35691, 1800: 105602, 1880: 1542359, 1890: 1767518 (891585 männl., 875933 weibl.) E., d. i. 16 auf 1 qkm, darunter 430881 Farbige und 20029 im Ausland (5364 in Deutschland) Geborene. Im Osten befinden sich die Unaka-, Smoky-, Bald- und andere Gebirge, welche zu den Appalachen gehören und sich in einzelnen Gipfeln zu 1600 m ü. d. M. erheben. Fast in der Mitte des Staates ist das Cumberland-Tafelland, welches sich 300 m über das Thal des East-Tennessee erhebt. Der gebirgige Osten gehört der Silurformation an und der flachere Westen ist Kreide, Tertiär und am Mississippi Quarternär. Dazwischen befindet sich die Kohlenformation. Die wichtigsten Flüsse sind: der Mississippi, der Tennessee und der Cumberland. Das Klima ist gesund, ausgenommen in den sumpfigen Distrikten von Westtennessee. Der Boden ist fruchtbar, namentlich in Westtennessee; hier giebt es noch herrliche Wälder; die Berge im O. sind mit Koniferen bedeckt, welche Teer, Terpentin und Holz für Export liefern; in Mitteltennessee sind sehr ausgedehnte Wälder roter Cedern. Der Haupterwerbszweig ist Ackerbau. Die Ernte liefert etwa 80 Mill. Bushel Mais, 9 Mill. Bushel Weizen, 8 Mill. Bushel Hafer, an 300000 Ballen Baumwolle u. s. w. Letztere wird namentlich im Südwesten gezogen. Tabak wird 25-40 Mill. Pfd. jährlich produziert. Obst ist reichlich vorhanden. Die Kohlen-, Eisen- und andere Industrie hat in T. sehr zugenommen. 1895 wurden 2,5 Mill. t Kohle im Werte von 2,3 Mill. Doll., 0,4 Mill. t Koks, 520000 t Eisenerz und für 362000 Doll. Marmor gewonnen. Phosphate (1893 entdeckt) wurden 1896 43000 t versandt. Der Census von 1890 zählte 4559 industrielle Etablissements mit 42759 Angestellten und 72 Mill. Doll. Jahresproduktion. Von letzterer Zahl entfielen 12 Mill. Doll. auf Hölzer und Sägemühlprodukte, 12 Mill. auf Mehl, 4,2 Mill. auf Eisen und Stahl, 4,4 Mill. auf Gießereiprodukte, 2,5 Mill. auf Baumwollwaren und 2,5 Mill. Doll. auf Baumwollöl und -samen. Wichtige Städte sind: Chattanooga, Nashville, Memphis, Knoxville. T. ist in 96 Counties geteilt; Hauptstadt ist Nashville. Der Gouverneur, die 33 Senatoren und 99 Repräsentanten werden auf zwei Jahre gewählt. Zum Kongreß schickt T. 2 Senatoren und 10 Repräsentanten. Die Staatsschulden von etwa 15 Mill. Doll. sind meist für den Bau öffentlicher Arbeiten kontrahiert worden. Die Gesamtlänge der Bahnen betrug 4122 km. - T. bildete vor dem Unabhängigkeitskriege einen Teil von Nordcarolina, wurde 1790 an die Vereinigten Staaten abgetreten und als Territorium eingerichtet und 1. Juni 1796 als Staat in die Union aufgenommen. T., das zu den Sklavenstaaten gehörte, schloß sich 1861 der Secession an und gab sich 1870 eine neue Verfassung. - Vgl. J. Phelan, History of T. (Bost. 1888).

Tennis, s. Lawn Tennis.

Tennstedt, Stadt im Kreis Langensalza des preuß. Reg.-Bez. Erfurt, an dem links zur Unstrut gehenden Schambach und der Nebenlinie Ballstädt-T. (21,3 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Erfurt), hat (1895) 2839 E., darunter 16 Katholiken, Post, Telegraph, Reste der alten Stadtmauern mit Türmen und Thoren, zwei Kirchen, Hospital, städtische Sparkasse, Spar- und Vorschußverein, Wasserleitung; Papierfabrikation, Brauerei, Ackerbau, Weinbau, Viehzucht; in der Nähe schwefelwasserstoffhaltige Quellen mit bemerkenswertem Farbenspiel und einer Badeanstalt. - Vgl. Roßbach, Das Schwefelbad T. (Erfurt 1880).

Tennyson (spr. tennis'n), Alfred, Lord, engl. Dichter, geb. 6. Aug. 1809 zu Somersby in Lincoln als Sohn eines Geistlichen, bezog 1828 die Universität Cambridge, nachdem er vorher mit seinem Bruder Charles die Gedichtsammlung "Poems by two brothers" (1827) herausgegeben hatte. 1828 gewann er für ein akademisches Preisgedicht "Timbuctoo" die Chancellors-Medaille; 1830 veröffentlichte er "Poems, chifly lyrical", 1832 (mit Jahreszahl 1833) einen zweiten Band "Poems". Beide Sammlungen wurden von der Kritik im ganzen ungünstig aufgenommen. Erst als er 1842 eine neue bedeutend vermehrte und verbesserte Auswahl seiner Gedichte (darunter "Locksley Hall", "Morte d'Arthur", "The Mary Queen", "Godiva" u. a.) veröffentlichte, erkannte man deren unleugbare Schönheiten an. T. wurde der Lieblingsdichter des gebildeten engl. Publikums. Er befestigte seinen Ruf durch die episch-idyllische Dichtung "The pricess, a medley" (1847), und in noch höherm Grade durch die dem Andenken seines Freundes Arthur Hallam gewidmete Totenklage "In memoriam" (1850; deutsch von Agnes von Bohlen, 1874, und von Waldmüller, 5. Aufl., Dresd. 1896), eine Sammlung lyrisch-philos. Gedichte, welche die zartesten und erhabensten Empfindungen des Menschenlebens im Zusammenhang mit seinen tiefsten Problemen besingt. Im Nov. 1850 ernannte Königin Victoria T. als Wordsworths Nachfolger zum Poet-laureate, in welcher Eigenschaft er 1852 die Ode auf den Tod des Herzogs von Wellington, 1862 einen Nachruf an den Prinzen Albert und eine Kantate zur Eröffnung der Internationalen Ausstellung, 1863 bei Gelegenheit der Hochzeit des Prinzen von Wales das "Welcome to Alexandra", 1885 ein Gedicht zur Feier der Vermählung der Prinzessin Beatrice verfaßte. T.s nächste größere Leistung war die an schönen lyrischen Stellen reiche Dichtung "Maud" (1855; deutsch von Weber, 2. Aufl., Paderb. 1891). Hierauf folgten 1859 die der Darstellung der Arthurlegenden gewidmeten "Idylls of the King" (deutsch von Scholz, Verl. 1867, und von Feldmann, 3. Aufl., Dresd. 1896), als deren Ergänzung 1867 "The Holy Grail", 1871 "The last Tornament", 1873 "Gareth and Lynette" erschienen, und die neben allen andern Vorzügen T.s seltene Meisterschaft in Behandlung der engl. Sprache und Rhythmik auf der Höhe ihrer Kraft erkennen lassen. Großen Erfolg errang auch die viel übersetzte und illustrierte Poet. Erzählung.