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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Thebaner; Theben

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Thebaner - Theben (in Griechenland)

Hauptkultusstätte dieser Märtyrer die Kirche und das Kloster St. Moritz. Von da aus verbreitete sich die Verehrung namentlich in die Rheingegend. Die neuere Kritik, besonders von Rettberg, "Kirchengeschichte Deutschlands", Bd. 1 (Gött. 1845), und Gieseler, "Lehrbuch der Kirchengeschichte", Bd. 1, Abteil. 1 (Bonn 1835), ergab ihre Ungeschichtlichkeit. Bezeugt ist sie erst 150 Jahre nach dem angeblichen Zeitpunkt des Ereignisses. Nach einer andern Erzählung soll, gleichfalls von Maximianus, ein Offizier Mauritius mit 70 Soldaten zu Apamea in Syrien in der Diocletianischen Verfolgung hingerichtet worden sein. Doch ist der Tag dieses Martyriums der 21. Febr., der der T. L. dagegen der 22. Sept. - Vgl. Stolle, Das Martyrium der T. L. (Bresl. 1891); Schmied, Der heil. Mauritius und seine Genossen (Luzern 1893); Berg, Der heil. Mauritius und die T. L. (Halle 1895).

Thebaner, die Bewohner der griech. Stadt Theben (s. d.).

Theben (grch. Thebe), häufiger im Plural Thebä (grch. Thebai), griech. Name mehrerer Städte im Altertum, unter denen die berühmteste die Hauptstadt Oberägyptens war. Der Name ist unerklärt; ägyptisch hieß die Stadt Uêset oder allgemein Nêt, d. h. "die Stadt" (das No der Bibel), von ihren Tempelbezirken hieß das heutige Karnak Opet Esowet, Luxor dagegen "das südl. Opet". Die Griechen, die den thebanischen Lokalgott Ammon ihrem Zeus gleichsetzen, nennen sie in späterer Zeit allgemein Diospolis (Zeusstadt). T. war ursprünglich eine unbedeutende Provinzialstadt, und auf ältern Denkmälern wird sie und ihr Gott Ammon kaum erwähnt. Eine Bedeutung erhielt sie erst seit der elften Dynastie (etwa 2200 v. Chr.), die von hier stammte, und ganz besonders seit der Vertreibung der Hyksos (etwa um 1600 v. Chr.). Von dieser Zeit an war sie die unbestrittene Hauptstadt Ägyptens, und ihr Gott Ammon wurde zum "König der Götter". Seit dem 1. Jahrtausend etwa, als die Residenz der Pharaonen nach Unterägypten verlegt wurde, trat T. mehr und mehr zurück, den Todesstoß versetzte ihm wohl Kambyses' Eroberung. Zu Strabos Zeit war es schon in Dörfer zerfallen, doch sind seine Heiligtümer noch bis ins 2. Jahrh. n. Chr. restauriert und erweitert worden. Die Stadt T. (s. die Karte: Das alte Ägypten. II. Theben, beim Artikel Ägypten) lag auf dem Ostufer, beim heutigen Dorfe Karnak, um den großen Tempel des Ammon und die beiden kleinern der Mut und des Chons herum. Eine halbe Stunde südlich, am Flusse, beim heutigen Luksor, lag die Hafenstadt, ebenfalls mit einem großen Heiligtum des Ammon. Das Westufer diente ursprünglich nur als Begräbnisplatz (die Königsgräber liegen abgesondert im Gebirgsthale Bab el-Meluk); auch die Tempel auf diesem Ufer waren alle zum Kultus der verstorbenen Könige bestimmt, der von Deir el-Baheri für die Königin Hatschepsowet, der von Alt-Qurnah für Sethos I., das Ramesseum für Ramses II., der von Medinet Habu für Ramses III. Das Westufer wurde von den Griechen die Memnonien genannt, heute heißt es Qurnah. Einen großen, sorgfältig gearbeiteten Situationsplan der thebanischen Ebene publizierte Wilkinson. Ein anderer findet sich in dem Werke der preuß. Expedition: Lepsius, "Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien" (Berl. 1819-59), welches auch die genauen Pläne aller einzelnen Tempel enthält.

Theben (grch. Thebai), die bedeutendste Stadt der Landschaft Böotien (s. d.), lag auf und zwischen mehrern Hügeln des Nordabfalls der Kette, die die Ebene des Kopais von dem Thale des Asopos scheidet. Der ansehnlichste Hügel (im südl. Teile der Stadt zwischen dem Dirke- und Ismenosbach gelegen) trug die Burg Kadmeia, die nach der Annahme der Alten von Kadmos (s. d.) und seinen phöniz. Begleitern gegründet worden sein sollte. Als älteste Bewohner gelten die Kadmeer oder Kadmeionen, deren Herkunft aber dunkel ist; schwerlich sind sie, wie die Überlieferung will, Phönizier. T.s älteste Geschichte ist reich an Sagen: von Herakles und Dionysos, von Laios und seinem Sohne Oidipus, von dessen Söhnen, den feindlichen Brüdern Eteokles und Polyneikes, von dem unglücklichen Heerzuge der sieben Fürsten (s. Sieben gegen Theben) und von dem spätern Rachezuge der Nachkommen dieser (der sog. Epigonen, s. d.), der mit der Eroberung der Stadt geendet haben soll. Eine Erweiterung der Stadt und die Erbauung des siebenthorigen Mauerrings schrieb man den Söhnen der Antiope, Amphion und Zethos, zu. In der Blütezeit betrug der Ring weit über 7 km. Die ältern Bewohner wurden in vorhistor. Zeit durch die aus Thessalien einwandernden Böoter verdrängt. T. erstrebte frühzeitig eine herrschende Stellung den übrigen böot. Städten gegenüber als Vorort des Böotischen Bundes und mißbrauchte dieselbe mehrfach zur gewaltsamen Unterdrückung schwächerer Bundesglieder. Die Verfassung war seit dem 8. Jahrh. v. Chr. eine streng aristokratische. Während der Perserkriege stand T. aus der Seite der Perser und kämpfte als deren Verbündeter bei Platää gegen Athener und Spartaner. Nach den Perserkriegen wurde T.s auswärtige Politik überwiegend bestimmt durch die Feindschaft gegen Athen, mit dem es fast ein Jahrhundert lang in bitterm Hader und oft in Fehde lag.

Der Übermut der Spartaner nach dem Peloponnesischen Kriege entfremdete diesen aber auch die Thebaner, die in dem Korinthischen Kriege (395-386) auf Seite der Gegner Spartas kämpften. (S. Griechenland, Geschichte, A, 4.) Die Erbitterung der jetzt der Mehrzahl nach demokratischen Thebaner gegen Sparta erreichte den höchsten Grad, als 383 der Spartiat Phöbidas im Einverständnis mit der Oligarchie die Kadmeia besetzte. Die Vertreibung der spartan. Besatzung durch eine kleine Schar demokratischer Patrioten 379 war das Signal zum Ausbruch eines Krieges zwischen T. und Sparta, durch den sich T. nach der Schlacht bei Leuktra (371) zur Vormacht Griechenlands aufschwang, eine Stellung, die es freilich nur ein Jahrzehnt bis zum Tode des Epaminondas (s. d.) behaupten konnte. Wie früher der Haß gegen Athen, so war es zuletzt der Haß gegen Phokis, der die Thebaner zu einer unglücklichen Politik verleitete. Sie entzündeten den furchtbaren Phokischen oder Heiligen Krieg (356-316), riefen endlich 347-346 König Philipp II. von Macedonien zur Hilfe gegen die Phoker herbei und gaben diesem dadurch die bequemste Gelegenheit zur Einmischung in die innern Angelegenheiten Griechenlands. Zwar erkannten sie später ihren Fehler und schlossen, durch Demosthenes bewogen, ein Bündnis mit den Athenern gegen Philipp; aber sie wurden mit ihren Verbündeten bei Chäronea nach tapferm Kampfe von Philipp geschlagen (338) und mußten eine macedon. Besatzung aufnehmen. Als sie dann nach Philipps Tode dieses Joch abzuschütteln suchten, zog Alexander herbei, eroberte die Stadt und zerstörte sie gänzlich (335 v. Chr.).