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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Thee

ein neuer Auswuchs an ihre Stelle tritt, den man in gleicher Weise behandelt wie die erste Krone. Wenn auch diese zweite Krone versagt (15. bis 20. Jahr), wird der Strauch ausgeschieden.

Die erste Ernte erfolgt gewöhnlich erst nach dem 3. Jahre, bei niederer Züchtung sowie beim Assamthee schon nach 1½ - 2½ Jahren. Wie auf den Anbau, so wird auch auf die nur bei trockner Witterung zu bewirkende Ernte der Blätter die höchste Sorgfalt verwendet. Die Blattaugen sowie mindestens der vierte Teil der Blätter sind zu schonen. Die Arbeiter sollen reinlich gehalten, am besten mit Handschuhen versehen sein. Ein flinker Pflücker erntet im Tag bis zu 25 kg Blätter. Das Einsammeln erfolgt in China drei- bis viermal im Jahre; Ende April, Mitte Juni, August und Oktober. Hierbei bringt die erste Ernte immer die besten, die letzte die schlechtesten Blätter. Ein Strauch liefert jährlich etwa 1 kg Blätter.

Die Zurichtung des T. für den Handel geschieht auf zahlreiche verschiedene Arten. Das umständliche Verfahren der Chinesen und Japanesen ist von den ind. und javan. Züchtern bereits stark vereinfacht worden und kann es noch mehr werden. Man unterscheidet schwarzen und grünen T. Für Bereitung des schwarzen T. ist die primitive, in China noch fast durchweg gebräuchliche Methode dem Wesen nach folgende: Die frisch gepflückten Blätter werden, um sie hinreichend weich zu machen, auf großen Bambusmatten oder Gestellen 12-24 Stunden ausgebreitet, dann längere Zeit in der Luft geworfen und geschüttelt und sodann in einzelne Haufen aufgestapelt und mehrere Stunden liegen gelassen. Durch diese sog. Fermentierung bekommen sie leichte Flecken oder erhalten eine rötliche Färbung und verbreiten einen aromatischen Duft. Hierauf nehmen die Arbeiter mit beiden Händen so viel Blätter, als sie erfassen können, und rollen sie auf einem mit Rohrgeflecht bedeckten Tisch in Kugelform zusammen. Dadurch wird ein Teil des Saftes entfernt und gleichzeitig die notwendige Drehung der Blätter erzielt. In flachen eisernen, durch ein lebhaftes Holzfeuer stark erhitzten Pfannen läßt man sie hierauf fünf Minuten unter fortwährendem Umrühren, damit sie nicht anbrennen oder einen rauchigen Geschmack annehmen, dörren, nimmt sie heraus, rollt sie von neuem und trocknet sie, auf Gestellen ausgebreitet, an der Luft. Der Prozeß des Röstens und Rollens wird ein- bis zweimal wiederholt. Bei den Chinesen folgt dann noch ein Poeg genannter Trockenprozeß: In röhrenförmigen Körben aus Bambus, an beiden Seiten offen und ähnlich einem Korsett in der Mitte enger, werden die Siebe mit dem T. auf dem im Mittelteil des Korbes befestigten Bambusgestell über die Feuerherde gestellt und mit Unterbrechungen einem zweimaligen Trockenprozeß unterworfen. Sind die Blätter genügend trocken, so werden sie vom Feuer abgehoben und auf einem großen runden Bambusgestell durch Siebe von verschiedener Maschenweite durchgesiebt; dadurch werden sie in verschiedene Qualitäten gesondert. Die Bereitung des grünen T. unterscheidet sich in der Hauptsache nur dadurch, daß man die Blätter nach dem Einbringen nicht trocknet, sondern unmittelbar dämpft, um die Farbe zu fixieren, und auch beim Rösten größere Hitze anwendet. Wichtig ist, daß die Blätter möglichst wenig der Luft ausgesetzt sind. Nicht selten giebt man dem grünen T. durch künstliches Färben eine schöne hellere grüne Farbe oder aromatisiert die geringen schwarzen Theesorten mit den Blüten der Olea fragrans Thunbg., der Orange, des Jasmins, der Gardenie u. a. In den Verschiffungshäfen wird der T. in den Godowns der Exporteure nochmals sortiert und stark geröstet. Dies Verfahren verteuert und verschlechtert zwar die Ware, gilt aber für unerläßlich, um den letzten Rest der Feuchtigkeit auszutreiben. Daraus und weil die Seeluft jedem Aroma schädlich ist, erklärt sich der Umstand, daß ein T. von so feinem Aroma, wie er in den Produktionsgebieten getrunken wird, in den überseeischen Konsumtionsländern nicht zu erhalten ist. In Kisten, die inwendig mit Bleifolie ausgeschlagen sind und ungefähr 40-50 kg fassen, gelangt der T. schließlich zum Versand. Das alles gilt eigentlich nur für China, event. auch für Japan; in Indien, Ceylon und Java verwendet man allgemein Rollmaschinen, Sortiermaschinen, Trockenöfen, Fermentierkästen u. s. w.; auch wird der T. daselbst an Ort und Stelle vollständig zum Versand hergerichtet und verpackt.

Sorten. Im europ. Handel scheidet man den T. nach den Erzeugungsländern. China produziert schwarzen und grünen T., Ceylon und Java fast nur schwarzen, Indien meist schwarzen, grünen nur für den centralasiat. Markt. Vom grünen chinesischen T. unterscheidet man fünf Hauptsorten: Moyune, Tienke, Faitschou (Fychow), Taiping und Pingsuey. Von ersterer, der besten Theesorte, die niemals gefärbt wird, ist Nanking-Moyune wertvoller als Packeong-Moyune. Pingsueythee, der wahrscheinlich gar nicht vom Theestrauch stammt und meist verfälscht ist, ist die schlechteste Sorte, ausgenommen noch den Kanton, der aber sicher nichts mit der Gattung Thea zu thun hat. Von jeder dieser Hauptsorten giebt es wieder mehrere Qualitäten. Am bekanntesten sind: Gunpowder ("Schießpulver", chines. Tschu-tscha, d. i. Perlthee), der kleinen runden festgerollten Form wegen so genannt, die jungen oft noch in der Knospe eingeschlossenen Blättchen erster Ernte; Imperial, die gleichzeitig mit den vorigen geernteten größern und gröbern Blätter; Young Haysan und Haysan (Hyson), nicht gerollte, sondern gekräuselte kleine, schmale, zarte Blätter oder nur lose gerollte größere; endlich Singlo- oder Twankaythee, der grüne Ausschußthee. Der Imperial oder Kaiserthee wird vom kaiserl. Hofhalt, von den Mandarinen und reichen Chinesen konsumiert, nicht vom Kaiser selbst, der den niemals zur Ausfuhr gelangenden Blütenthee trinkt, so genannt, weil er der vollkommenste T. ist, nicht etwa als ob er aus den Blüten bereitet wäre. Den chines. schwarzen T. teilt man gleichfalls gewöhnlich in fünf Hauptsorten: Kapernthee, von den Chinesen "Schwarzer Perlthee" genannt, dem grünen Gunpowder entsprechend; Pekoethee (verstümmelt aus dem chines. Pak-ho, d. i. weißer Flaum, wegen der weißlichen Flaumhärchen an den Peccoblüten genannten Blattspitzen), häufig parfümiert, z. B. der Orange-Pekoe; Souchong (Sutschong), die kleinen Blätter zweiter Ernte (die aromareiche Untersorte Padre Souchong ist als Karawanenthee bekannt und beliebt); Pouchong (Putschong), eine schlechtere, stets parfümierte Sorte; Congou oder Congo (chines. Kung-fu, d.i. Arbeit oder Fleiß), von kräftigem Geschmack und aromatischem Geruch, der Menge nach am meisten produziert, kommt als Blackleaf (Schwarzblatt) und Redleaf (Rotblatt) in den Handel; von ersterm ist der hauptsächlich nach Rußland ausgeführte Ningtschou (Ningchou)-, von letzterm der