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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Toloccān; Tolomēi; Tolōsa; Tölpel; Tölpelkrankheit; Tölpischsein; Tolstój

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Toloccan - Tolstoj (Alexej Konstantinowitsch, Graf)

Westen bergig und hügelig, im übrigen eben. Der fruchtbare Boden trügt Getreide im Überfluß, Weine, gutes Obst, vortrefflichen Tabak, auch Krapp und Saflor. An Waldungen ist kein Mangel. Ausgedehnte Wiesen und Hutungen begünstigen die Viehzucht, und in der Donau wird beträchtlicher Hausenfang betrieben. Ackerbau, Viehzucht, Fischfang, Schiffahrt und Handel bilden die Hauptnahrungszweige. Hauptort ist Szegzárd (s. d.). Das Komitat umfaßt fünf Stuhlbezirke. – 2) Groß-Gemeinde im Stuhlbezirk Szegzárd des Komitats T., am rechten Ufer der Donau und der Linie Sárbogárd-Szegzárd (Station T.-Mözs) der Ungar. Staatsbahnen, ist Dampferstation und hat (1890) 2946 meist deutsche E., in Garnison 3 Eskadrons des 12. Ulanenregiments «Franz Ⅱ., König beider Sicilien», ein gräfl. Festeticssches Schloß; Pottaschesiederei, Getreide-, Wein-, Safran- und Tabakbau, Hausenfang und Produktenhandel.

Toloccān, s. Toluca.

Tolomēi, Giovanni, der Stifter der Olivetaner (s. d.)

Tolōsa, der 138. Planetoid.

Tolōsa, Bezirksstadt und früher Hauptstadt der span. und bask. Provinz Guipuzcoa, rechts am Küstenfluß Oria, unterhalb der Mündung des Arages, an der Linie Irun-Burgos der Nordbahn, hat (1887) 7223 E.; Fabriken für Papier, Wollzeuge, Eisen- und Messingwaren.

Tolōsa, alter Name von Toulouse (s. d.).

Tölpel, Pflanze, soviel wie Raps (s. d.).

Tölpel (Sula), ein zu der Gattung der Ruderfüßler gehöriges, aus 9 Arten bestehendes, kosmopolitisch verbreitetes Vogelgeschlecht. Die T. nähren sich ausschließlich von Fischen, die sie, hoch aus der Luft in das Wasser herabstürzend, erjagen. Der gemeine T. (Sula bassana L., s. Tafel: Schwimmvögel Ⅰ, Fig. 8) oder die Basangans kommt an und auf den Meeren der nördl. Erdhälfte vor, erreicht 98 cm Länge und 190 cm Flugbreite, hat ein mit Ausnahme der schwarzen großen Schwungfedern rein weißes Gefieder, grüne Füße, bläulichen Schnabel und schwarzen Kehlsack. Ihr berühmtester Nistplatz ist die Insel Baß an der Westküste Schottlands. Dort sollen außer Alken, Lummen und andern Seevögeln mindestens 150000 T. hausen. Mit größter Lebensgefahr holt hier der Schottländer die Eier und Jungen der T.; die Jungen werden eingesalzen und geräuchert.

Tölpelkrankheit, soviel wie Bauerwetzel (s. d.).

Tölpischsein, Krankheit der Schafe, s. Drehkrankheit.

Tolstój, russ. Geschlecht, das den Ursprung seines Adels aus dem 15. Jahrh. herleitet.

Peter Andrejewitsch T., geb. 1645, Sohn des Wojwoden von Tschernigow, war Gesandter in Konstantinopel, begleitete dann Peter d. Gr. auf seinen Reisen in Europa und ward 7. Mai 1724 in den russ. Grafenstand erhoben. Unter Peter Ⅱ. fiel er in Ungnade, wurde 1727 aller seiner Ämter und der Grafenwürde entsetzt und nach dem Kloster Solowezk verbannt, wo er 17. Febr. 1729 starb. Erst unter der Kaiserin Elisabeth 1760 gelang es, den Hinterbliebenen T.s den Grafentitel wieder zu verschaffen.

Einer seiner Urenkel, Graf Peter Alexandrowitsch T., geb. 1769, focht gegen Türken und Polen, war 1799 russ. Kommissar bei der Armee des Erzherzogs Karl und befehligte 1805 das russ. Landungskorps in Norddeutschland. Nach der Schlacht von Friedland nahm er an den Unterhandlungen mit Frankreich teil und ging dann als Gesandter nach Paris. 1813 kommandierte er ein Korps in der Bennigsenschen Armee, mit welchem er Dresden belagerte, hierauf aber nach Hamburg zog, nach dessen Übergabe er zum General der Infanterie erhoben wurde. Kaiser Nikolaus vertraute ihm die Leitung der Militärkolonien an und ernannte ihn 1831 zum Oberbefehlshaber des Reserveheers, mit welchem er die Polen schlug. Er starb als Präsident des Departements für Militärangelegenheiten im Reichsrat 1844 in Moskau.

Graf Fedor Petrowitsch T., Bildhauer und Medailleur, geb. 1783 in Petersburg, diente anfangs in der Marine. Er bildete sich in der Kunst meist selbst. Unter seinen Arbeiten sind bemerkenswert die Zeichnungen zum Hauptthore der Christuskirche in Moskau, vier Basreliefs nach Sujets aus der Odyssee, eine Statue des Morpheus, eine Reihe von Illustrationen zur «Duschenka» des Bogdanowitsch und Medaillen auf den franz. Krieg von 1812, den ungar. Feldzug von 1849 u. s. w. Er war seit 1828 Vicepräsident der Petersburger Akademie und Professor der Skulptur und der Medailleurkunst an derselben und starb 25. April 1873 in Petersburg.

Graf Dmitrij Alexandrowitsch, Staatsmann, geb. 1823, ging aus dem Kreise der liberalen «Konstantinowzy» (s. Konstantin Nikolajewitsch) hervor, machte sich aber als Minister der Volksaufklärung (1866‒80) bei seinen ehemaligen Parteigenossen verhaßt, ja er wurde sogar beschuldigt, den Nihilismus, wenn nicht begründet, so doch großgezogen zu haben. Seine Tüchtigkeit als Beamter hatte T. im Dienst des Marineministeriums und darauf als Oberprokuror (seit 1865) des Heiligen Synods gezeigt, in welchem Amte er sich durch energische Reformversuche, namentlich auch in Bezug auf die Klöster, einen großen Teil der Geistlichkeit zum Feinde gemacht hat. Als Unterrichtsminister zog er sich durch seine Bevorzugung des Studiums der klassischen Sprachen in den mittlern Lehranstalten, besonders aber durch seine Überwachung der Universitäten und Maßregelungen der Studenten, die bitterste Gegnerschaft zu. T. wurde 1880 als Minister gestürzt. Auch die Prokuratur des Heiligen Synods mußte er niederlegen. Er wurde dann Präsident der Akademie der Wissenschaften und war 1882‒85 Minister des Innern. T. starb 7. Mai (25. April) 1889. Er veröffentlichte ein Werk über die russ. Finanzen (russisch, Petersb. 1848) und «Le Catholicisme romain en Russie» (2 Bde., Par. 1863‒64).

Tolstój, Alexej Konstantinowitsch, Graf, russ. Dichter, geb. 5. Sept. (24. Aug.) 1817 in Petersburg, brachte seine Jugend meist in Kleinrußland zu, studierte dann in Moskau, nahm als Offizier am Krimkriege teil, zog sich später ins Privatleben zurück und starb 11. Okt. (29. Sept.) 1875 auf seinem Gute Krasnyj Roj im Gouvernement Tschernigow. Neben lyrischen Gedichten schrieb er epische Erzählungen: «Die Sünderin» (1858), «Der Drache» (1875), den durch histor. Treue und künstlerische Vollendung ausgezeichneten histor. Roman «Fürst Serebrjanyj» (1863; deutsch, Berl. 1882). Seine Hauptleistung ist die dramat. Trilogie «Der Tod Iwans des Schrecklichen» (1866), «Zar Feodor Iwanowitsch» (1868), «Zar Boris» (1870; alle drei Teile zusammen erschienen Petersb. 1876). Seine «Gesammelten Werke» erschienen in 4 Bänden (Petersb. 1886). Einiges von ihm ist übersetzt in Jessens Dichtungen von Graf Alexej T. und Ne- ^[folgende Seite]