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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Torpedobatterien; Torpedoboot

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Torpedobatterien - Torpedoboot

Entermesser, Torpedodienst, namentlich auf Torpedobooten, und Sprengdienst. Die T. sind der Inspektion des Torpedowesens unterstellt. Zur Einstellung gelangen bei den T. ausgesuchte Leute des seemännischen und Heizerersatzes. Jede Compagnie besetzt gewöhnlich eine Torpedobootsreservedivision, deren Divisionschef der Compagnieführer ist.

Torpedobatterien, s. Torpedo.

Torpedoboot, kleines, schnelles Fahrzeug, deren Hauptwaffe der Torpedo (s. d.) ist. Man unterscheidet Spieren- (Stangen-) und Fischtorpedoboote; erstere fanden bereits im amerik. Bürgerkriege erfolgreiche Verwendung. Sie waren noch sehr klein, wurden deshalb nach dem jüd. König Davids genannt, hatten am Bug eine etwa 10 m lange Stange, an der sich der Torpedo befand, der beim Anstoßen gegen das feindliche Schiff explodierte. Berühmt ist der Angriff des Lieutenants Cushing der Nordstaatenmarine auf das Panzerschiff Albemarle 27. Okt. 1864 gegen 3 Uhr morgens im Roanokefluß. Durch die Explosion des Torpedos erhielt die Albemarle ein großes Loch dicht unter der Wasserlinie und ging in wenigen Minuten unter, aber auch das Boot wurde durch die aufgeworfene Wassermasse zum Sinken gebracht. Im Russisch-Türkischen Kriege von 1877 und 1878 wurden zwei türk. Monitors (s. d.) auf der Donau von den Russen mit Stangentorpedos in Nachtangriffen von Booten aus zerstört. Die ersten größern T. waren der 1865 gebaute amerikanische gepanzerte Spuyten Duyvel, der englische Vesuvius, beide mit 10 Seemeilen Geschwindigkeit, der deutsche Ulan, sämtlich für Spierentorpedos eingerichtet. Zur Zeit des deutsch-franz. Krieges hatte die deutsche Marine eine große Anzahl ziemlich untauglicher Stangentorpedoboote, die nur 8 Knoten liefen und nicht zur Verwendung kamen. Die ersten tauglichen T., sowohl für Stangen- wie Fischtorpedos, baute die engl. Werft Thornicroft. In Deutschland hatte die Schichausche Werft in Elbing (s. Schichau) bereits eine große Zahl T. für die russische Marine gebaut, als die deutsche Admiralität die T. aller renommierten Firmen durch eingehende Versuche gleichzeitig prüfen ließ; hierbei ergab sich die Überlegenheit der Schichauschen T., der Schöpfung des Ingenieurs Ziese (s. d.), in dem Maße, daß später auch in der engl. Marine diese Form unter der Bezeichnung German type bevorzugt wurde. Diese T. sind meist 35-45 m lang und 85-145 t groß, mit einem Tiefgang von etwa 2 m; aus Stahl gebaut, vereinigen sie größte Stärke mit größter Leichtigkeit (s. Tafel: Torpedos und Seeminen, Fig. 6). Über Wasser haben sie nur geringe Höhe und sind ganz eingedeckt; der vorderste Teil trägt bis zum vordern Turm ein sog. Walfischdeck, gewölbt, damit Geschosse abprallen und das Seewasser ablaufen kann. Der Vordersteven selbst ist so scharf wie möglich, an beiden Seiten ragen die Lancierrohre (s. Torpedo) nach außen heraus. Der darunter befindliche Raum dient zur Unterbringung der Torpedos, ihrer Munition und der Lanciervorrichtung (s. Fig. 5a u. b) sowie der Luftpumpe zum Füllen der Torpedos; hieran schließt sich der Mannschaftsraum (1), wo 15-20 Mann bequem Platz finden. Der darüber befindliche Turm (6) enthält das Dampfruder, mit dem das Boot gesteuert wird; Durchsichtsgläser gestatten das Ausguckhalten. Zur Ventilation kann die ganze Decke des Turms emporgeschraubt werden, so daß darüber ein offener Spalt entsteht. Das Turmdach trägt eine Hotchkiß-Revolverkanone. Durch ein wasserdichtes Querschott getrennt, schließt sich nach hinten der Kesselraum (2), oben sichtbar durch den Schornstein, an. Hier arbeitet zur Herstellung des forcierten Zugs eine Ventilationsmaschine, die einen Luftüberdruck im Raum von etwa 1½ bis 2 Atmosphären hervorruft. Der Kessel ist ein Lokomotivkessel von 10 bis 12 Atmosphären Druck. Nach einem weitern Schott folgt der Maschinenraum (3); eine dreicylindrige Compoundmaschine bringt bis 380 Umdrehungen der Schraubenwelle pro Minute hervor. An das in Fig. 6 ersichtliche Maschinenluk stößt der hintere Turm, der ebenso wie der vordere eingerichtet ist und auch eine Revolverkanone oder bei neuern Booten eine 5 cm-Schnellfeuerkanone trägt. Dieser Turm enthält eine zweite Handsteuervorrichtung und bildet den Niedergang zu der ebenfalls von Querschotten eingeschlossenen Kommandantenkajüte (4); es befinden sich außerdem hier die Maschinistenkammer und der Munitionsraum für die Geschütze. Der hinterste Raum (5) dient zur Unterbringung von Proviant und Material, sowie der Segel, die im Fall von Maschinenhavarie an den beiden hauptsächlich zum Signalisieren dienenden Masten gesetzt werden können. Die Kohlenbunker befinden sich zu beiden Seiten des Kesselraums, so daß sie, wenn gefüllt, gleichzeitig als Panzerschutz wirken. Der Kohlenvorrat ist derart, daß die T. bei mäßiger Geschwindigkeit transatlantische Reisen machen können. Auf dem Achterdeck hinter dem zweiten Turm ist eine drehbare Torpedokanone auf Mittelpivot für Breitseitschuß nach beiden Seiten ausgestellt. Die meisten T. sind auch mit einer Dynamomaschine zum Betrieb eines elektrischen Scheinwerfers sowie des Kaselowskyschen Signalapparates (s. Signal) ausgerüstet. Die Besatzung ist besonders ausgebildet bei den Torpedoabteilungen (s. d.) und besteht bei den Booten von etwa 90 t Größe aus 1 Seeoffizier als Kommandanten, 1 Maschinisten, 2 Bootsmanns-, 3 Maschinistenmaaten, 4 Matrosen und 4 Heizern. Die großen, sog. Hochseetorpedoboote werden als besondere Flottille der Schlachtflotte beigegeben, um diese in ihren Operationen gegen feindliche Flotten zu unterstützen und sie gegen feindliche Torpedobootsangriffe zu sichern. T. werden selten einzeln einen Angriff ausführen, meist zu 4-6 Booten vereint (Torpedobootsdivision). Die Taktik des Angriffs erinnert an die Kavallerie; in breiter Frontlinie, überraschend und schnell, geht man dem Feind so nahe als möglich zu Leibe, lanciert zuerst die Bugtorpedos und schickt dann beim Abschwenken die Breitseittorpedos nach. Je geringere Zielfläche die T. dem Feinde bieten, desto besser; dabei dürfen sie aber nicht zu Unterwasserbooten (s. d.) werden, da bei diesen die Verfolgung eines beweglichen Ziels durch keinerlei Hilfsmittel hinreichend sicherzustellen ist. Während man sich in Deutschland zu einem einheitlichen System größerer seefähiger und selbständiger T. entschieden hat, ist in vielen Marinen neben diesen noch eine bedeutend kleinere Gattung in sehr großer Zahl vorhanden, die nur in nächster Nähe einer Küstenbefestigung zur lokalen Verteidigung benutzt werden können. In England wurde 1897 ein T. Turbinia erprobt, das mit Parsonscher Dampfturbine an Stelle der bisherigen Dampfcylindermaschinen ausgestattet ist; der Nutzeffekt dieser Compoundmaschine ist 80 Proz.; das Boot ist 42 t groß, 30,5 m lang, 2,74 m breit. Bei über 2100 Umdrehungen in der Minute betrug die