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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Toskische Sprache - Totem

wo er unter Bervics Leitung sich der Kupferstechkunst widmete. Durch den Holländer Hoorteman wurde er in die Kunst des Ätzens und des Gebrauchs der kalten Nadel eingeweiht. In Frankreich, wo er 1815 den Auftrag erhielt, Heinrichs IV. Einzug in Paris (von Gérard) in Kupfer zu stechen, blieb er bis 1819, ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder und wurde Direktor der Akademie der schönen Künste in Parma, der er eine ganz neue Einrichtung gab. Auf seine Veranlassung wurde auch die neue Galerie erbaut. Er starb 30. Juli 1854 in Parma. Zu T.s besten Leistungen gehört der Stich nach Albanis Venus und Adonis und sein großer Stich Lo spasimo di Sicilia nach Raffael (1815); ferner die Kreuzesabnahme nach Daniele da Volterra und Correggios Madonna della scodella.

Toskische Sprache, s. Albanesische Sprache und Litteratur.

Töß, linker Zufluß des Rheins im schweiz. Kanton Zürich, entspringt mit zwei Quellbächen, der Vorder- und der Hintertöß am Tößstock (1153 m) in der Hörnlikette, durchfließt das tief eingeschnittene, von subalpiner Nagelfluh umschlossene Tößthal, tritt bei dem Dorfe Töß unweit Winterthur in das Hügelland und mündet, 49 km lang, 5½ km südlich von der Mündung der Thur bei Teufen. Seit den Hochwassern von 1876 bis 1878 ist der Flußlauf korrigiert. - Vgl. Geilfuß, Das Tößthal (Zur. 1881).

Tößthalbahn, s. Schweizerische Eisenbahnen, Übersicht B.

Tössuh, Längenmaß in Bombay, s. Tussoo.

Tost, Stadt im Kreis Tost-Gleiwitz des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, an der Linie Oppeln-Peiskretscham-Beuthen der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gleiwitz), Steuer- und Katasteramtes, hat (1895) 2424 E., darunter 367 Evangelische und 127 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Standbild des Johann von Nepomuk (17. Jahrh.) aus Bunzlauer Sandstein, -zwei kath., eine evang. Kirche, Synagoge, Provinzialirrenanstalt, Armenhospital, Krankenhaus; Brauerei, Brennerei, Vieh- und Krammärkte.

Tostão (spr. -āung) oder Testão, portug. Silberscheidemünze von 100 Reïs, demnach 1/10 des (goldenen) Milreïs oder 45,36 Pf. geltend. Das Gewicht des T. ist 2½ g, seine Feinheit 11/12 oder 916 2/3 Tausendteile. Sein Feingewicht von 2,2917 g beträgt (zum Preise von 125 M. für 1000 g Feinsilber) 28,65 Pf. Auch doppelte, fünffache und halbe T. werden geprägt.

Tostedt, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Tost-Gleiwitz, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Oppeln, hat 906,67 qkm und (1895) 112 428 E., 4 Städte, 106 Landgemeinden und 97 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Gleiwitz.

Tot, in der Bergmannssprache soviel wie stillstehend. So spricht man z. B. von Abbohren eines Schachtes in toten Wassern mit nachfolgender Abdichtung derselben durch Cuvelage. Der Gegensatz ist das Abteufen der Schächte mit Auspumpen des Wassers. Totes Feld, ein Grubenfeld, in welchem nutzbare Mineralien nicht mehr zu erwarten sind. Toter Mann, soviel wie Alter Mann (s. d.).

Total (vom lat. totus), vollständig, gänzlich.

Totale Reflexion, s. Brechung der Lichtstrahlen.

Totalisator, eine Einrichtung zum Glücksspiel beim Pferderennen. In einem am Rennplatz hergerichteten Gebäude sind mehrere Stellen dem Publikum kenntlich gemacht, an welchen unter Aufsicht des Klubvorstandes Einsätze auf die am Rennen beteiligten Pferde angenommen werden, und dem Setzenden ein mit der Nummer des Rennens, des Pferdes und der Höhe des Einsatzes versehenes, auf den Inhaber lautendes und vom Kassierer abgestempeltes Billet ausgehändigt wird. Es werden nur Einsätze von je 3, 5, 10, 20 und 50 M. zugelassen; zur schnellern Abfertigung des Publikums für jede Billetart ist eine besondere Annahmestelle errichtet. An jeder der Billetverkaufsstellen befindet sich eine mechan. Vorrichtung, eine in quadratische Felder geteilte Tafel, an welcher man jederzeit ersehen kann, wieviel Einsätze auf jedes einzelne der laufenden Pferde und wieviel Einsätze auf sämtliche Pferde gemacht sind. Beim Beginn des Rennens wird der T. an sämtlichen Annahmestellen gleichzeitig geschlossen. Beim Schlusse des Rennens wird der Sieger bekannt gemacht und gegen Rückgabe des betreffenden Billets der Gewinn ausgezahlt. Die Höhe des letztern wird in der Weise berechnet, daß nach Abzug von 6 Proz. Tantieme für die Klubkasse der überschießende Rest der Einsätze unter die verteilt wird, welche auf das siegende Pferd gesetzt haben. (S. auch Buchmacherei und Glücksspiel.)

Totalität (vom lat. totus, ganz), Ganzheit, Vollständigkeit, Abgeschlossenheit.

Totalschaden, Totalverlust, im Versicherungsrecht der Gegensatz zum Partialschaden (s. d.). Der T. ist dann vorhanden, wenn der ganze versicherte Wert dem Versicherten verloren geht. Der Versicherer hat alsdann die ganze Versicherungssumme zu zahlen.

Totana, Bezirksstadt der span. Provinz Murcia, am Südfuß der Sierra de Espuña (1583 m), links vom Sangonera und an der Eisenbahn Murcia-Lorca, hat (1887) 11 021 E. (über die Hälfte Zigeuner); Orangenbau, Salpetergewinnung, Leinenweberei und ganz besonders Töpferei, Herstellung der Tinajas (irdene Kufen), die zur Klärung und Frischhaltung des Trinkwassers, aber auch zur Aufbewahrung von Wein und Öl gebraucht werden.

Totanus, Vogelgattung, s. Wasserläufer.

Tote Hand (Manus mortua), die aus der alten Rechtssprache herübergenommene Benennung für verstorbene Besitzer oder für solche jurist. Personen, welche an dem beliebigen Gebaren mit ihrem Eigentum gehindert sind. So bezeichnet man als Abgabe von der T. H. oder als T. H. schlechthin den Sterbefall (mortuarium, Baulebung), d. h. einen der Herrschaft nach Gesetz oder Herkommen gebührenden Teil des Nachlasses eines Unfreien oder Hörigen. Hauptsächlich aber nennt man T. H. (frz. main morte) Vermögen besitzende öffentliche oder gesetzlich anerkannte Körperschaften und Stiftungen von unbegrenzter Dauer, sofern das Vermögen derselben der allgemeinen Verkehrsbewegung und namentlich auch der Erbteilung entzogen ist. Besonders wird der Ausdruck mit Bezug auf die Kirche, die Klöster und kirchlichen Stiftungen gebraucht. (S. Kirchengut und Amortisation.)

Totem, Stammsymbole der Indianer Nordamerikas, meist Tiere, seltene Pflanzen, deren Bilder von den Stammesgenossen in der Regel tätowiert am Körper getragen wurden. Vom T. als ihrem Schutzgeist leiten dann die Stämme ihren Ursprung ab; auch vertritt der T. vielfach unsern Familiennamen. Das Totemtier ist bald gefürchtet, bald verehrt, und auf seine Tötung sind fast immer schwere