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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Totliegendes; Totonaca; Totonicapan; Totpunkt; Totreife; Totschlag; Tottenham; Tottori; Tötung

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Totliegendes - Tötung

Varna und trug durch pünktliche Vollstreckung der Bestimmungen des Berliner Kongresses wesentlich zum endgültigen Abschluß des Friedens bei. Im April 1879 zum provisorischen, später zum definitiven Generalgouverneur von Odessa berufen, wurde T. im Okt. 1879 in den erblichen Grafenstand erhoben und 1880 Kommandant des Militärbezirks Wilna. Er starb 1. Juli 1884 im Bade Soden bei Frankfurt a. M. und wurde 17. Okt. in Sewastopol beigesetzt. Ihm zu Ehren besteht dort ein Totleben-Museum. T. veröffentlichte in russ., deutscher und franz. Sprache "Die Verteidigung von Sewastopol. Nach authentischen Quellen dargestellt" (5 Bde, Petersb. 1864-72). Über Plevna hat sich T. 1878 in einem Brief an Brialmont geäußert (abgedruckt im russ. "Ingenieur-Journal", deutsch im "Archiv für preuß. Artillerieoffiziere", 1878). - Vgl. Brialmont, Le général comte T., sa vie et ses travaux (Brüss. 1884); Rieger, T. und seines Wirkens Bedeutung für die Kriegskunst der Zukunft (in den "Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens", Wien 1885); Die russ. Heerführer im Kriege von 1877 (in "Unserer Zeit", Jahrg. 1878, II); Internationale Revue, hg. von Witzleben, 1884; Schröder, T. und Sewastopol (im "Archiv für Artillerie- und Ingenieuroffiziere", Berl. 1885); Schilder, Graf T. (russisch, 2 Bde., Petersb. 1885-87); Krahmer, Generaladjutant Graf T. (Berl. 1888).

Totliegendes, rotes, s. Rotliegendes.

Totonaca, Volk eigener Sprache, das in dem Küstenland des Golfs von Mexiko, nördlich von Veracruz bis über Papantla hinaus und bis an den Rand der Sierra wohnte. In ihrer Kultur den Huaxteca (s. d.) und den Olmeca (s. d.) ähnlich, sind die T. schon in früher Zeit dem Einfluß der vom Hochland her in ihr Gebiet vordringenden nahuatlakischen Stämme, den sog. Chichimeca (s. d.), unterlegen und in dem letzten Jahrhundert vor der Conquista in Abhängigkeit von den mexik. Königen geraten. Deshalb nahm auch Cortez ihr Gebiet als Stützpunkt für sein weiteres Vordringen. Hauptstadt des Landes war in alter Zeit Quiahuiztlan, später Cempoallan, dessen Ruinen aufgefunden wurden. Von den Altertümern des Landes hat Strebel in einer Reihe von Jahren eine sehr ansehnliche Sammlung zusammengebracht. (Vgl. Strebel, Alt-Mexiko, 2 Bde., Hamb. und Lpz. 1885 u. 1889.) Es hat sich dabei herausgestellt, daß wenigstens zwei Kulturgruppen zu unterscheiden sind, von denen die eine an Typen des Hochlandes sich anlehnt, während die andere Gruppe die Kultur der einheimischen totonakischen Bevölkerung zu repräsentieren scheint. Die erstere Gruppe ist durch zahlreiche Steinbildnisse, durch mit Reliefornamente versehene Spinnwirtel, künstlich gefertigte Kupferringe und durch schön bemalte Thongefäße charakterisiert, bei denen ein schönes kräftiges Weiß (kreidefreier Thon) als Auftragfarbe benutzt ist (s. Tafel: Amerikanische Altertümer I, Fig. 17), und andere glänzend polierte, bei denen ein Blutrot als Hauptfarbe auftritt. Bei der zweiten Gruppe von Altertümern, die, wie es scheint, die eigentlich totonakische Kultur repräsentieren, sind Steinbildnisse selten und von anderm Typus. Sehr charakteristisch sind ferner für die letztere Gruppe gewisse Thonfigürchen eigentümlicher Tracht, mit abgeplattetem Kopfe, breiten, lächelnden Gesichtszügen und zwei deutlich markierten obern Schneidezähnen (Fig. 18). Von monumentalen Bauten sind zu erwähnen die Tempelpyramiden, die Strebel von dem Ort des alten Cempoallan beschrieben hat.

Totonicapan, Stadt in der mittelamerik. Republik Guatemala, im WNW. der Hauptstadt, hat etwa 25 000 E. indian. Herkunft; Wollweberei, Töpferei und Verfertigung von Holzinstrumenten; in der Umgegend beträchtlicher Obstbau und warme Quellen.

Totpunkt, toter Punkt, diejenige Stellung eines Mechanismus, bei welcher von einem Maschinenteil auf einen andern keine Bewegung übertragen werden kann, wie dies z. B. beim Kurbelgetriebe der Dampfmaschine der Fall ist, wenn die Pleuelstange mit der Kurbel eine gerade Linie bildet, der Kolben also an den Endpunkten seines Wegs, des Hubes der Maschine, steht. Man sagt, die Kurbel steht im äußern T., wenn der Kolben an dem von der Kurbelwelle entferntern, dagegen im innern T., wenn der Kolben an dem der Kurbelwelle nähern Endpunkt seines Hubes steht. Überwunden wird der T. durch das Schwungrad (s. d.).

Totreife, s. Ernte und Getreide.

Totschlag (altdeutsch slatha, manslatha; engl. manslaughter), Gegensatz von Mord (s. d.) als die vorsätzliche, aber nicht mit Überlegung ausgeführte Tötung eines Menschen, während das deutsche Mittelalter als T. ansah, wenn ein freier Mann einen freien Genossen seines Volks mit ehrlichen Waffen in aufbrausender Hitze erschlug, ohne andere böse Absicht und ohne Verletzung besondern Friedens, im Gegensatz zum heimlichen Morde. Strafe des T. nachdem Deutschen Strafgesetzbuch §§. 212, 213: Zuchthaus nicht unter fünf Jahren; wenn der Thäter ohne eigene Schuld durch eine ihm oder einem Angehörigen zugefügte Mißhandlung oder schwere Beleidigung von dem Getöteten zum Zorne gereizt und hierdurch auf der Stelle zur That hingerissen wurde, oder andere mildernde Umstände vorhanden sind, Gefängnis nicht unter sechs Monaten (Schwurgericht). Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen des Getöteten zur Tötung bestimmt, so ist auf Gefängnis nicht unter drei Jahren zu erkennen (Strafkammer). T. bei Unternehmung einer strafbaren Handlung, um ein der Ausführung derselben entgegentretendes Hindernis zu beseitigen oder sich der Ergreifung auf frischer That zu entziehen, wird mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft (Schwurgericht). Ebenso der T. an einem Verwandten aufsteigender Linie. (S. auch Kindesmord.) - Der Schweiz. Vorentwurf eines Strafgesetzbuches nennt T. die vorsätzliche Tötung in leidenschaftlicher Aufwallung, Mord die vorsätzliche Tötung aus Mordlust, Habgier und noch einige schwere Fälle vorsätzlicher Tötung.

Tottenham (spr. tóttĕnamm), nördl. Vorort Londons (s. Karte: Inner-London, beim Artikel London), in der engl. Grafschaft Middlesex, im Süden von Edmonton, 15 km von Charing Croß, Station der Cambridge-Linie der Great-Eastern-Eisenbahn, hatte 1881: 36 574, 1891: 71 336 E.

Tottori, Hauptstadt der ehemaligen Provinz Inaba und des Ken T. auf der japan. Insel Nipon (Hondo), an der Nordküste des südl. Teils, hat 28 000 E.; Baumwoll- und Seidenindustrie.

Tötung, die widerrechtliche Herbeiführung des Todes eines Menschen, sei es durch positive Handlungen, sei es durch Unterlassungen (letzteres jedoch nur, wenn eine Verpflichtung zum Handeln bestand, z. B. Kindestötung seitens der Mutter durch Unter-^[folgende Seite]