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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Trajectum ad Mosam - Traktat

der Dacierresidenz Sarmizegetusa errichteten Colonia Ulpia Trajana (bei Varhely), förderte rasch die Romanisierung des Landes. Der dacische Sieg hat ein bedeutungsvolles Denkmal gefunden in der Trajanssäule (s. d. und Tafel: Rom I, Fig. 4). Der Sieg im Orient wurde leichter errungen als der an der Donau und trug T. zu den früher vom Senat erteilten Titeln Optimus und Dacicus den Titel Parthicus ein; im Sommer 116 zog der Kaiser in der Partherhauptstadt Ktesiphon ein; aber die Raschheit des Erfolges, der Zauber des Orients riß den sonst so ruhigen und bedächtigen Mann fort und ließ ihn die Eroberungen nicht genügend sichern. Während er in Parthien war, brach in Mesopotamien, in den Gebieten am obern Euphrat und Tigris ein gefährlicher Aufstand aus, und dazu kam ein solcher der Juden in Mesopotamien, Judäa, Ägypten, Kyrene u. s. w., der erst nach entsetzlichem Blutvergießen niedergeworfen werden konnte. Auf der Rückkehr nach Antiochia erkrankte T. und starb Anfang Aug. 117 zu Selinus in Cilicien. - Vgl. Dierauer, Beiträge zu einer kritischen Geschichte Trajans (in Büdingers "Untersuchungen zur röm. Kaisergeschichte", Bd. 1, Lpz. 1868); de La Berge, Essai sur le règne de Trajan (Par.1877).

Trajectum ad Mosam, mittellat., Trajectum superĭus, altlat. Name von Maastricht (s. d.).

Trajectum ad Rhenum, der alte Name von Utrecht (s. d.).

Trajekt (lat.), Trajektanstalt, s. Eisenbahnfähren.

Trajektorie (neulat.), bei Newton eine Linie, die durch gegebene Punkte geht oder gegebene Linien berührt, insbesondere die Bahn eines Punktes, dessen Bewegung bestimmt ist, z. B. die Bahn eines geworfenen Körpers, eines Planeten. In der heutigen Mathematik nennt man T. einer Kurvenschar jede Kurve, die alle Kurven dieser Schar unter einem gegebenen Winkel schneidet, meistens unter einem rechten Winkel (orthogonale T., s. Tafel: Kurven I, Fig. 13). Der bekannteste Fall ist der von konfokalen Kegelschnitten, d. h. Ellipsen und Hyperbeln, die dieselben Brennpunkte haben. Jede Kurve der einen Art steht auf jeder Kurve der andern Art im jedesmaligen Schnittpunkt senkrecht (s. Taf. I, Fig. 12). Die Bedeutung der T. tritt besonders in der mathem. Physik zu Tage; man verwendet sie häufig als krummlinige Koordinaten.

Trakehnen, Dorf im Kreis Stallupönen des preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, 20 km von der russ. Grenze, an der Rodup und der Linie Berlin-Kreutz-Königsberg-Eydtkuhnen der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 502 E. An das Dorf stößt das königl. Hauptgestüt T., das größte Preußens, mit (1895) 1963 E., Post, Telegraph und Fernsprecheinrichtung. Das Hauptgestüt umfaßt mit seinen 12 Vorwerken eine Fläche von 4206,09 ha. Von den 12 Vorwerken liegen 8 (T., Bajohrgallen, Gurdszen, Taukenischken, Dauzkehmen, Burgsdorfshof, Birkenwalde, Kalpakin) im Kreis Stallupönen, die übrigen 4 (Guddin, Jonasthal, Jodslanken, Mattischkehmen) im Kreis Gumbinnen. Das Gestüt ist der Oberleitung eines Landstallmeisters unterstellt (vom 1. Juli 1895 ab Landstallmeister von Öttingen) und zählt je einen Oberroßarzt und Gestütsinspektor, Wirtschaftsvorsteher, Gestütsarzt, Rendanten, Gestütsinspektor, Gestütssekretär, Roßarzt, 12 Vorwerksvorsteher (darunter 1 Gestütsinspektor [Veterinär], 2 Gestütshofaufseher [Roßärzte], 6 Stutmeister, 2 Futtermeister und 1 Kämmerer), ferner je einen Stutmeister, Sattelmeister, Schleusenmeister, Oberwärter, 48 Gestütswärter und 60-100 Mietswärter. Das Zuchtmaterial besteht etatsmäßig aus 15 Hauptbeschälern und 350 Mutterstuten. Von erstern gehören der Regel nach 6-9 dem engl. Vollblut an. Die Mutterstuten sind edles Halbblut, und die Aufgabe T.s liegt ausschließlich in der Züchtung eines edlen Halbblutpferdes. Dem Gebrauchszweck der Produkte entsprechend unterscheidet man: 1) leichten Reitschlag, 2) starken Reitschlag und 3) Wagenschlag. Die Mutterherden des Wagenschlags sind nach Farben in Rappen, Braune und Füchse gesondert und es wird hier auf Farbenreinzucht gehalten, während innerhalb der Reitschläge die Farben gemischt sind. Von den 1. Juni 1897 vorhandenen 375 Mutterstuten gehörten 63 dem Schlage 1, 117 dem Schlage 2 und 195 dem Schlage 3 an. Der Gesamtpferdebestand betrug 1273 Stück. Der Brand (s. Brandzeichen nebst Textfigur 1) des Hauptgestüts besteht aus einer siebenzackigen Elchschaufel, welche auf den rechten Hinterschenkel gebrannt wird. Abgesehen von der Erzielung der für den eigenen Bedarf nötigen Zuchttiere und der Beschäler für die Landgestüte hat das Hauptgestüt T. alljährlich bis 30 Remonten an das königl. Obermarstallamt zuliefern. Der über diesen Bedarf hinaus erzielte Rest wird alljährlich öffentlich verkauft. Landbeschäler giebt T. jährlich im Durchschnitt 42 Stück ab.

Schon der Deutsche Orden hatte Stutereien in Ostpreußen angelegt. Späterhin war die Pferdezucht durch Pest und Kriege sehr heruntergekommen, bis 1732 unter König Friedrich Wilhelm I. durch die Verlegung der in Litauen zerstreut liegenden Gestüte nach T. die Pferdezucht einen neuen Aufschwung erhielt und damit der Grund zur heutigen Blüte derselben gelegt wurde. Über den gegenwärtigen Trakehner Schlag s. Pferd und Tafel: Pferderassen, Fig. 10. Die Grundsätze bezüglich des Blutes haben im 19. Jahrh. vielfach gewechselt, bald wurde mehr orientalisches, bald mehr englisches zugeführt, doch ist letzteres in der Hauptsache maßgebend geblieben. Eine 1843 eingerichtete Trainieranstalt und der Betrieb der Zucht eines Rennstalles wurden 1866 wieder aufgegeben, da die in T. gezeugten Rennpferde der klimatischen Verhältnisse wegen in ihrer Ausbildung gegen die westl. Provinzen stets um zwei Monate zurückstanden und daher nicht die nötigen Erfolge auf der Rennbahn zu erzielen vermochten. Früher war in T. auch ein Marstall des litauischen Landgestüts, welcher jetzt nach Rastenburg verlegt ist. - Vgl. J. von Schwartz und Krocker, Deutsches Gestütbuch (Berl. 1873); Stutbuch des königl. Hauptgestüts T. von J. P. Frenzel (ebd. 1878) nebst den Nachträgen von H. E. von Nathusius (1882), U. Runge (1888) und dem 3. Nachtrag (1892); Genealogische Stammtafeln der Trakehner Mutterstuten von J. P. Frenzel (weitergeführt von H. Burchhard, Georgine 1887).

Trakehner, Pferdeschlag, s. Pferd nebst Tafel: Pferderassen, Fig. 10, sowie Trakehnen.

Trakt (lat.), Zug, Ausdehnung in die Länge (z. B. Eisenbahntrakt); Strecke Landes; kath. Fastengesang zwischen Epistel und Evangelium.

Traktabel (lat.), leicht zu behandeln, fügsam.

Traktament (neulat.), Behandlung, Bewirtung; Schmaus; Löhnung.

Traktarianismus, s. Puseyismus.

Traktat (lat.), Traktätchen, eine Flugschrift religiösen Inhalts, wie solche zur Belebung religiösen Sinns und Lebens unter das Volk verbreitet werden; in einem andern Sinn nennt man T. eine schrift-^[folgende Seite]