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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Turbinengeschosse; Turbinenpropeller; Turbot; Turbulent; Türckheim; Turcos; Turcz; Turdetaner

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Turbinengeschosse - Turdetaner, Turduler

Stellung des Leitapparates, der durch einen automatischen Regulator je nach dem Kraftbedarf eingestellt wird. Die Fig. 11 zeigt einen solchen Motor für hohe Gefälle.

Die Wirkungsweise des Wassers in den T. und die Schaufelformen für Lauf- und Leitrad sind in den Fig. 1-5 veranschaulicht. Fig. 1 u. 2 stellen einen radialen und einen tangentialen Schnitt durch das Lauf- und Leitrad einer achsial von oben beaufschlagten Druckturbine dar. An der Unterseite des Leitapparates L tritt das Wasser mit einer der ganzen zu Gebote stehenden Druckhöhe entsprechenden Geschwindigkeit c in der dem Leitschaufelwinkel α entsprechenden Richtung aus, würde sich bei festgehaltenem Turbinenlaufrade T längs der Schaufel in einem rechts freien Strahle (dem relativen Wasserwege AB) bewegen und auf der Unterseite des Laufrades mit der Geschwindigkeit c2 in der dem Winkel δ der Schaufelkanten gegen die Turbinenkante entsprechenden Richtung ausströmen. Dabei übt das Wasser auf die festgehaltene Schaufel einen Druck aus, welcher letztere nach links zu bewegen strebt. Dreht sich nun die Turbine im normalen Gange mit der Umfangsgeschwindigkeit u (für den mittlern Turbinenradius R), so strömt das Wasser während seiner Arbeitsleistung auf dem in der Figur eingezeichneten sog. absoluten Wasserwege AC durch das Rad und tritt an dessen Unterseite mit der Geschwindigkeit c3 aus. Die Arbeitsleistung wird dabei möglichst groß, 1) wenn man den Stoß beim Eintritt in das Laufrad vermeidet, d. h. die Winkel α und β so wählt, daß von den Geschwindigkeiten c, u und c1 (c1 ist die relative Geschwindigkeit des Wassers beim Eintritt in das Laufrad) das aus der Figur ersichtliche Parallelogramm gebildet wird, 2) wenn man c3 möglichst klein und 3) den Austrittswinkel γ von c3 gegen die Radunterkante gleich 90° macht. Der Forderung, daß der Strahl den Laufradkanal nicht vollständig erfüllen soll, kann man nur genügen, wenn man das Laufrad nach unten verbreitert; so findet man für die vorliegende Turbinenklasse die untere Breite l2 zwei- bis dreimal so groß als die obere l1 ausgeführt. m sind Ventilationsöffnungen zum Einlassen von Luft in die vom Wasser nicht erfüllten Schaufelräume.

Führt man die Kanäle des Laufrades so aus, daß der Wasserstrahl überall anliegt, obne daß aber die entsprechend obiger Figur ihn rechts begrenzende Schaufel einen Druck erfährt, so erhält man die sog. Rückschaufelung für Grenzturbinen, welche in Fig. 3 dargestellt ist. An Stelle dieser wird auch, um ein allseitiges Anliegen des Wasserstrahls herbeizuführen, eine seitliche Einschnürung des Laufradkranzes angeordnet, wobei dann die Schaufeln der Grenzturbinen im Schnitt die in Fig. 5 angegebene einfache Form erhalten.

Die Schaufelform der Überdruckturbinen geben Fig. 4 u. 5 im Radial- und Tangentialschnitt. Die Geschwindigkeit c entspricht hier nur einem Teile der zur Verfügung stehenden Druckhöhe; der Rest, welcher nicht in Geschwindigkeit verwandelt wird, tritt als Spaltüberdruck auf. Der Wasserstrahl geht relativ zur Schaufel auf dem Wege AB durch das Rad und drückt allseitig auf die Wände, füllt also stets den gesamten Raum aus. Den absoluten Wasserstrahl giebt AC wieder. Die abweichende Wirkung des Wassers, die geringere Größe von c im Vergleich mit den entsprechenden Druck- und Grenzturbinen verursacht den Unterschied in den Schaufelformen von Fig. 4 u. 5 gegenüber denen von Fig. 1-3. Zur Erzielung einer guten Ausnutzung ist der Stoß beim Eintritt auch bei Überdruckturbinen zu vermeiden und c3 klein und zur Austrittsebene senkrecht zu wählen. Eine Erweiterung des Laufrades wie bei den Druckturbinen ist in der Regel bei den Überdruckturbinen nicht vorhanden.

Vgl. Herrmann, Die graphische Theorie der T. und Kreiselpumpen (Berl. 1887); Ludewig, Allgemeine Theorie der T. (ebd. 1890); ders., Allgemeine Theorie der Freistrahlturbinen (Lpz. 1891); Reifer, Einfache Berechnung der T. u. s. w. (2. Aufl., Zür. 1892); Linnenbrügge, Berechnung und Bau der Radialturbinen (Kamb. 1894); Henne, Die Wasserräder und T. (2. Aufl., Weim. 1897). - Vgl. auch die Litteratur zu Hydraulik und Wassermotoren.

Turbinengeschosse, Langgeschosse, die aus glatten Rohren verfeuert werden konnten und denen eine Rotation um ihre Längsachse nach dem Princip der Turbinen vermittelst spiralförmiger Kanüle gegeben wurde, durch die die Pulvergase hindurchströmten. Sie waren im Anfang der fünfziger Jahre in Preußen als Demontiergeschosse für die glatten 12 cm- und 15 cm-Kanonen eingeführt.

Turbinenpropeller, s. Kettenschleppschiffahrt.

Turbot, Fisch, s. Schollen.

Turbulent (lat.), unruhig, lärmend.

Türckheim, Anna Elisabeth von, s. Schönemann.

Türckheim, Johann, Freiherr von, bad. Staatsmann, geb. 17. Okt. 1778 zu Straßburg, studierte 1793 in Tübingen, dann in Erlangen die Rechte, war 1799-1803 österr. Offizier, 1803-8 sächs. Gesandter bei der frank. Kreisversammlung in Nürnberg und trat 1808 in den bad. Staatsdienst. Er wurde 1809 zum Vicedirektor des damaligen Landeshoheitsdepartements im Ministerium des Innern, 1810 zum Kammerherrn, 1813 zum Direktor des Main- und Tauberkreises, bald darauf zum Direktor des Dreisamkreises, 1819 zum landesherrlichen Kommissar bei der Universität Freiburg, dann zu deren Kurator, 1820 zum Wirkl. Staatsrat ernannt. Gleichzeitig begann T. eine ausgedehnte Wirksamkeit in der Ersten Kammer. Als Minister des großherzogl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten seit 27. Juli 1831, sah er sich genötigt, die reaktionären Bundestagsbeschlüsse gegen die bad. Presse, die Universitäten u. s. w. zur Ausführung zu bringen. 1835 erhielt er die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienst, lebte von da an auf seinem Landsitz in Altdorf und in Freiburg und starb 30. Juli 1847 auf einer Badereise in Ragaz in der Schweiz. Von seinen Schriften sind zu erwähnen: "Beobachtungen auf dem Gebiete der Verfassungs- und Staatenpolitik" (2 Bde., Freiburg 1845).

Hans, Freiherr von T., Sohn des vorigen, geb. 5. Dez. 1814 in Freiburg i. Br., trat 1837 in den bad. Staatsdienst, war 1849-64 Rat im bad. auswärtigen Ministerium und Mitglied der Ersten Kammer, 1864-78 bad. Gesandter in Berlin und 1871-78 Mitglied des Bundesrats. Er starb als großherzoglich bad. Wirkl. Geheimrat Ende Nov. 1892.

Turcos, franz. Truppen, s. Turkos.

Turcz oder Turtsch., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Nikolaus Turczaninow, einen russ. Botaniker, gest. 1864 zu Charkow. Er schrieb über die Flora Transbaikaliens.

Turdetaner, Turduler, alte span. Völkerschaften in der Gegend des heutigen Sevilla (s. Iberer).