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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ulfĭlas; Uli; Ulibischew; Ulisippo; Ulixes; Uljassutai; Ulk; Ulkfisch; Ulkjiu; Ulla; Ullersdorf; Ullmann

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Ulfilas - Ullmann

Ulfĭlas (richtiger, in rein got. Namensform, Wulfila), der got. Bibelübersetzer, geb. 310 oder 311 unter den Goten nördlich der Donau, von kappadokischen Eltern, 341 erster Bischof der arianischen Westgoten, führte seine ihres Glaubens wegen bedrängte Gemeinde 348 auf oström. Boden nach Mösien, in die Gegend von Nikopolis und wirkte dort mit glänzendem Erfolg für seine Kirche, bis er 381 oder 383 zu Konstantinopel, wohin er von Theodosius berufen war, starb. Seine kirchliche Richtung scheint zwischen Arianismus und Orthodoxie vermittelt zu haben, doch galt er zuletzt als Arianer. Unter seinen Abhandlungen und Übersetzungen in. griech., lat. und got. Sprache, von denen sein Schüler, der Bischof Auxentius von Dorostorum, berichtet, wird besonders oft gerühmt seine got. Übertragung der gesamten Bibel mit Ausnahme der Bücher der Könige. Nach den erhaltenen Resten zu urteilen, legte U. für das Alte Testament die Septuaginta, für das Neue eine oder mehrere jetzt verlorene Handschriften des griech. Textes zu Grunde, benutzte aber daneben die Itala.

Erhalten sind vom Neuen Testament größere Teile der vier Evangelien; von den Episteln ist der zweite Korintherbrief vollständig auf uns gekommen, aus den meisten andern umfängliche Bruchstücke; vom Alten Testament Reste des Buches Nehemia und Spuren der Genesis. Sprachliche Unterschiede haben zu der Vermutung geführt, daß außer U. auch Schüler von ihm bei der Übersetzung beteiligt waren; der Psalter wurde sogar erst im 5. Jahrh. ins Gotische übertragen. Unter den Handschriften nimmt nach Ausstattung und Umfang die erste Stelle ein der mit silbernen Buchstaben auf purpurfarbenes Pergament geschriebene sog. Codex argenteus auf der Universitätsbibliothek zu Upsala, dessen erste Ausgabe Franz Junius (Dordrecht 1665) besorgte. Er wird ergänzt durch ein Wolfenbüttler Fragment und durch Mailänder Palimpseste, meist aus dem Kloster Bobbio bei Turin. Herausgegeben wurden die erhaltenen Texte von von der Gabelentz und Löbe ("Ulfilas Veteris et Novi Testamenti versionis gothicae fragmenta", 3 Bde., Lpz. 1843-46, mit Glossar und Grammatik). Die zuverlässigsten maßgebenden Abdrücke der got. Texte besorgte Andr. Uppström in seinen Ausgaben des "Codex argenteus" (Ups. 1854-57), der "Fragmenta gothica selecta" (ebd. 1861) und "Codices gothici Ambrosiani" (Stockh. 1868). Sie liegen zu Grunde den Ausgaben der got. Sprachdenkmäler von M. Heyne (mit Glossar und Grammatik von Wrede, 9. Aufl., Paderb. 1896) und von E. Bernhardt (Halle 1875). - Vgl. Waitz, Über das Leben und die Lehre des U. (Hannov. 1840); Bessell, Über das Leben des U. (Gött. 1860); G. Kaufmann in der "Zeitschrift für deutsches Altertum" (Bd. 27); Jostes in den "Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache" (Bd. 22). S. auch Gotische Schrift und Gotische Sprache und Litteratur.

Uli, frz. Ouli, eine von Mandingo bewohnte Landschaft in Senegambien, nördlich am mittlern Laufe des Gambia, östlich von Niani, ist fruchtbar und gut angebaut. Hauptort ist Sine oder Kassana.

Ulibischew, s. Ulybyschew.

Ulisippo, alter Name von Lissabon (s. d.).

Ulixes, lat. Namensform für Odysseus (s. d.).

Uljassutai (mongol., "Pappelhain") bildet mit dem Gebiete von Kobdo (s. d.) den nordwestl. Teil der chines. Mongolei. Die Hauptstadt liegt südlich vom Changaigebirge am gleichnamigen Fluß, ist Sitz eines chines. Oberbefehlshabers und Durchgangspunkt für den chines.-russ. Handel.

Ulk, polit. Witzblatt, s. Berliner Tageblatt.

Ulkfisch, der Vulgärname eines Fisches (Sebastes norwegicus Müller) aus der Familie der Scorpäniden oder Drachenköpfe, die den Panzerwangen (s. d.) äußerlich sehr ähnlich sind; er wird bis 1 m lang, lebt in großen Tiefen an den Küsten Norwegens und Grönlands.

Ulkjiu, alban. Name von Dulcigno (s. d.).

Ulla, linker Nebenfluß der Düna im russ. Gouvernement Witebsk, 105 km lang, zum Beresinischen Kanalsystem (s. d.) gehörig.

Ullersdorf, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Ullersdorf, Groß-, s. Groß-Ullersdorf.

Ullmann, Dominicus, Jurist, geb. 25. Juli 1835 zu Schönberg in Mähren, studierte in Olmütz und Prag, habilitierte sich 1862 in Prag und wurde 1868 zum außerord., 1872 zum ord. Professor für Civilprozeß, Handels- und Wechselrecht ernannt. Er schrieb: "Das Bagatellverfahren" (Wien 1873), "Das österr. Civilprozeßrecht" (3. Aufl., Prag 1892) und ist seit 1869 Herausgeber der "Mitteilungen des deutschen Juristenvereins" in Prag.

Ullmann, Emanuel, Jurist, geb. 28. Febr. 1843 zu Petrowitz in Böhmen, studierte in Prag und Heidelberg, habilitierte sich 1868 in Prag, wurde 1872 außerord. Professor, in demselben Jahre als ord. Professor nach Innsbruck, 1885 nach Wien, 1889 nach München berufen. Er schrieb: "Über den Dolus beim Diebstahl" (Mannh. 1871), "Die Fortschritte in der Strafrechtspflege seit dem Ende des 18. Jahrh." (Innsbr. 1873), "Lehrbuch des österr. Strafprozeßrechts" (2. Aufl., ebd. 1879), "Lehrbuch des deutschen Strafprozeßrechts" (Münch. 1893).

Ullmann, Karl, prot. Theolog, geb. 15. März 1796 zu Epsenbach in der Pfalz, studierte zu Heidelberg und Tübingen, habilitierte sich 1819 zu Heidelberg und wurde daselbst 1821 außerord., 1826 ord. Professor, folgte 1829 einem Rufe nach Halle, kehrte aber 1836 nach Heidelberg zurück und wurde 1853 als evang. Prälat und Mitglied des bad. Oberkirchenrates, dessen Präsidium er 1856 übernahm, nach Karlsruhe berufen. Er trat 1861 in den Ruhestand und starb 12. Jan. 1865 zu Karlsruhe. Als während seiner Hallenser Zeit die Denunziation Hengstenbergs gegen die rationalistischen Professoren Wegscheider und Gesenius erfolgte, trat U. in seinem "Theol. Bedenken" (Halle 1830) kräftig für die theol. Lehrfreiheit ein; in seiner kirchenregimentlichen Stellung wirkte er im Sinne der kirchlichen Restauration. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete U. mit "Gregor von Nazianz" (Darmst. 1825; 2. Aufl., Gotha 1867) und "Reformatoren vor der Reformation" (2 Bde., Hamb. 1841; 2. Aufl., Gotha 1866). Seit 1828 gab er mit Umbreit die "Theol. Studien und Kritiken" heraus, die den Standpunkt der Vermittelungstheologie innehielten, ebenso wie seine andern Schriften, von denen noch zu nennen sind: "Über den Kultus des Genius" (mit G. Schwab, Hamb. 1840) sowie die Streitschrift gegen das "Leben Jesu" von Strauß: "Historisch oder mythisch?" (ebd. 1838; 2. Aufl., Gotha 1866), "Über die Sündlosigkeit Jesu" (7. Aufl., Gotha 1863), "Das Wesen des Christentums mit Beziehung auf neuere Auffassungsweisen" (5. Aufl., ebd. 1865). - Vgl. Beyschlag, Karl U. (Gotha 1867), und Hausrath in seinen "Kleinen Schriften religionsgeschichtlichen Inhalts" (Lpz. 1883).