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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Utahsee - Uti possidetis

Auswanderung veranlaßte. Aus diesem Grunde wurden auch lange alle Gesuche U.s, als Staat in die Union aufgenommen zu werden, abgelehnt. Erst 1894 durfte U. eine Verfassung entwerfen, worauf 1896 seine Aufnahme als Staat erfolgte. – Vgl. Bancroft, History of U. (San Francisco 1890).

Utahsee, s. Salt-Lake.

Utākamand, Sommerfrische auf den Nilgiri (s. d.).

Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas (lat.), «wenn auch die Kräfte fehlen, so ist doch der Wille zu loben», Citat aus Ovids Briefen aus dem Pontus (3, 4, 79).

Ute, mittelhochdeutsch Uote, der typische Name der Mütter in der deutschen Heldensage.

Utende-Bollingen-Barsseler Kanäle, s. Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien (Bd. 6, S. 629).

Utensilĭen (lat.), Gebrauchsgegenstände, besonders Geräte, Werkzeuge.

Uterīndrüsen, s. Gebärmutter.

Uterīni (lat.), Halbbürtige Geschwister (s. d.), die von derselben Mutter geboren sind.

Ütersen, Stadt im Kreis Pinneberg des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, an der schiffbaren Pinnau, mit Pferdebahn nach Bahnhof Tornesch (4,5 km) der Linie Hamburg-Neumünster der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Altona), Steueramtes erster Klasse und Seemannsamtes mit Musterungsbehörde, hat (1895) 5599 E., darunter 65 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, evang. Kirche, Schullehrerseminar, Seminarübungsschule, Knabenmittelschule, höhere Mädchenschule, Krankenhaus (Bleekerstift), Armenhaus und evang. weltliches Damenstift, städtische Sparkasse, Kreditverein, Gasanstalt; bedeutende Fabriken für Maschinen, Hüte, Cigarren, Cement, Chemikalien, Cementfliesen, Ornamenten und Röhren, Cichorien, Tuch und Essig, ferner Wollspinnereien, Tuchwalkerei, Loh- und Weißgerbereien, Genossenschaftsmolkerei, Dampf- und Wassermühlen, Schiffbau, Schiffahrt, Kunst- und Handelsgärtnereien, Landwirtschaft und Viehzucht, Ü. ist seit 1870 Stadt.

Utĕrus (lat.), die Gebärmutter.

Utĕrussonde, s. Gebärmutterkrankheiten.

Utgard (d. i. Außenland), in der altnordischen Mythologie das Reich der Riesen, das man sich jenseit der von Menschen bewohnten Erde dachte. Da die Riesen die zerstörenden Elemente sind, fiel ihr Reich mit dem Totenreich zusammen. Als Herr dieses Reichs nennen die Quellen Utgardloki, zweifellos dieselbe Gestalt wie Loki. Dieser wohnte in einer von eisernen Gittern umgebenen Burg; Logi das Wildfeuer, Hugi der Gedanke, Elli das Alter, die Midgardsschlange, d. i. das die Erde umgebende Meer, stehen in seinen Diensten. Mit diesen Dienstleuten sollten einst Thor und seine Genossen kämpfen, vermochten aber über keinen Herr zu werden. Die ganze Erzählung kennen wir nur aus einem späten Berichte der Snorra-Edda.

Utĭca war die älteste, wenn auch nicht schon im 12. Jahrh. v. Chr., von den Phöniziern auf der Nordseite von Afrika gegründete Stadt, westlich von Karthago, in dem Teile des Landes, den man Zeugis (oder Zeugitana) nannte. Der ältere Scipio Africanus belagerte 204 v. Chr. U. vergeblich. Im dritten Punischen Kriege 149 ging es zu den Römern über und nach Karthagos Fall wurde es der Hauptort und die blühendste Handelsstadt in Afrika. Im Bürgerkriege war U. Cäsar geneigt, aber für die Pompejanische Partei durch Cato besetzt. Erst als dieser sich auf die Nachricht von Cäsars Sieg bei Thapsus 46 den Tod gegeben hatte, kam es an Cäsar. Dieser verlieh der Stadt lat. Recht, Augustus das Bürgerrecht. Doch wurde dann Karthago von neuem die Hauptstadt. Unter Hadrian wurde U. Kolonie. Die Ruinen der Stadt, westlich vom Flusse Medscherda (dem Bagradas der Alten), sind in neuerer Zeit genauer untersucht worden. Der Ort lag einst am Meer, das jetzt infolge des vom Bagradas angesetzten Schwemmlandes etwa 10 km davon entfernt ist. – Vgl. Davis, Wanderungen durch Ruinenstädte auf numidischem und karthagischem Gebiet (aus dem Englischen, Lpz. 1865); Daux, Recherches sur l’origine et l’emplacement des emporia phéniciens dans le Zeugis et le Byzacium (Par. 1869).

Utĭca (spr. juh-), Hauptstadt des County Oneida im nordamerik. Staate Neuyork, liegt östlich von Syracuse, in fruchtbarer Ebene am Südufer des Mohawkflusses, auf beiden Seiten des Eriekanals, an der Neuyork-Central-, West-Shore-, Delaware-Lackawanna-Western- und Watertown-Ogdenbahn, zählte 1880: 33914, 1890: 44007 E., hat eine Anzahl Großhandelshäuser und Handel mit Käse, Butter, Hopfen, Häuten u. s. w. Die Industrie ist bedeutend und durch Wasserkraft begünstigt. In der Nähe das Staatsirrenhaus.

Uticénsis, Beiname des jüngern Cato (s. d.).

Utiguren, Stamm der Hunnen (s. d.).

Utila, s. Bai-Inseln.

Utilisieren (vom lat. utilis, nützlich), etwas nützlich, sich zu Nutze machen, Nutzen daraus ziehen; Utilisation, Nutzbarmachung, Benutzung.

Utilitarismus (neulat.), Utilismus oder Nützlichkeitssystem, die Moral- und Staatstheorie, welche als ihr Princip den Grundsatz des allgemeinen größtmöglichen Nutzens aufstellt, oder den Grundsatz, das größte Glück über die größte Anzahl Menschen zu verbreiten. Die Bezeichnung ist namentlich seit J. Stuart Mill in Aufnahme gekommen. Ihr Gründer Jeremy Bentham (s. d.) hatte bei ihr vorzüglich den Zweck, an die Stelle des abstrakten Rechts ein von Humanität und Billigkeit getragenes Recht zu setzen. – Vgl. Carrau, La morale utilitaire (Par. 1875) und die bei Bentham angeführte Litteratur.

Utilität (lat.), Nützlichkeit; Utilitätsprincip, soviel wie Utilitarismus (s. d.).

Ut infra (lat.), wie unten.

Uti possidētis (lat., «wie ihr besitzt»), im röm. Recht der Anfang eines vom Prätor zum Schutze des Besitzes unbeweglicher Sachen gegen Störung aufgestellten Interdiktformulars (s. Besitz und Besitzklagen), und weiterhin Bezeichnung des Interdikts selbst. Nach Deutscher Civilprozeßordnung (§. 232) ist Verbindung der Besitz- mit der Petitorienklage (s. d.) unzulässig. Der einstweilige Besitzstand wird nach ihr durch Einstweilige Verfügung (s. d.) geschützt. Ebenso nach österr. Recht (Exekutionsordnung vom 27. Mai 1896, §. 381), das außerdem einen besondern Gerichtsstand (Bezirksgericht; Jurisdiktionsnorm vom 1. Aug. 1895, §. 49) und ein besonderes Verfahren für Besitzstörungsklagen (Civilprozeßordnung vom 1. Aug. 1895, §§. 454 fg.) kennt. Eine noch größere Bedeutung, als im Privatrechte, kommt dem Besitzstande (uti possidetis, status quo) naturgemäß im internationalen Rechte zu.