Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

321

Victor Emanuel II. - Victoria (Kolonie)

dena und seit 1822 in das Schloß Moncalieri zurückziehen, wo er 10. Jan. 1824 starb. Von Maria Theresia von Österreich, mit der er sich 21. April 1789 vermählte, hatte er vier Töchter, von denen 1) Beatrice an Franz IV. (s. d.), Herzog von Modena, 2) Marie Therese an Karl II. (s. d.), Herzog von Parma, 3) Karoline an Kaiser Ferdinand I. (s. d.) von Österreich, 4) Marie Christine an Ferdinand II. (s. d.), König beider Sicilien, vermählt wurden. - Vgl. Santa-Rosa, Histoire de la révolution piémontaise en 1821 (2. Aufl., Par. 1822); Nic. Bianchi, Storia della monarchia piemontese 1773-1861 (in Wirklichkeit bis 1815; 4 Bde., Tur. 1877-85); E. Masi, V. E. I e la regina Maria Teresia (Nuova Antologia, 1893).

Victor Emanuel II., König von Sardinien (1849-61), dann von Italien (1861-78); ältester Sohn Karl Alberts (s. d.), geb. 14. März 1820, kämpfte, 1846 zum Generallieutnant aufgestiegen, an der Seite seines Vaters aufs tapferste 1848 und 1849 gegen Österreich. Unmittelbar nach der Niederlage von Novara übernahm V. E. die von Karl Albert niedergelegte Regierung (23. März [3. April] 1849) und beschwor sofort 29. März die von diesem gegebene Verfassung. Während La Marmora den Aufstand in Genua rasch beendigte, gelang es V. E., Österreich einen Frieden abzugewinnen, welcher Piemont die Unterwerfung unter die reaktionäre Fremdherrschaft ersparte. Die nächsten Jahre widmete V. E. der Hebung des Heerwesens und des Landes durch eine Reihe wichtiger Reformen sowie der Stärkung des europ. Ansehens seines Königreichs, dies namentlich durch einen Anschluß an die Westmächte und die Beteiligung am Krimkrieg und am Pariser Kongreß sowie durch seine Reise nach Paris und London mit Cavour (s. d.). Außer diesem standen V. E. hervorragende Männer, wie d'Azeglio, La Marmora, Rattazzi zur Seite. Von Napoleon III. erlangte V. E. 1855 die Zusage thatkräftiger Unterstützung der sardin. Politik in Italien, während Österreich den Kampf mit V. E. nach dessen Eintreten zu Paris (1856) wider die Gewaltthätigkeiten der österreichischen wie auch der meisten andern Regierungen in Italien zu erwarten hatte. Es folgte 1859 der Krieg zwischen Österreich und Italien; durch die Friedensschlüsse von Villafranca und Zürich gewann V. E. die Lombardei ohne Mantua. Im Frühjahr 1860 konnte V. E. auch Toscana und die Emilia (Parma, Modena, die Romagna) und noch im Herbst und Winter das Königreich beider Sicilien und den Kirchenstaat, ohne Rom und das Patrimonium Petri, infolge der dort ausgebrochenen Aufstände und dank seinem rechtzeitigen militär. Eingreifen mit seinem Reiche vereinigen; die überall angeordneten Volksabstimmungen ergaben allenthalben beinahe einstimmig die Bestätigung von V. E.s Herrschaft, worauf V. E. durch Gesetz vom 17. März l861 den Titel "König von Italien" annahm. Die Unterstützung Frankreichs und dessen Zustimmung zu den Gebietserweiterungen hatte V. E. allerdings mit der Abtretung der alten Erblande Nizza und Savoyen (24. März 1860) bezahlen müssen, im übrigen aber in diesen zwei Jahren das seinem Vater mißlungene Werk in der Hauptsache vollendet. Venedig und Mantua, wenn auch nicht, wie gehofft Südtirol, gewann dann V. E. für Italien durch seine Teilnahme an dem Kriege Preußens gegen Österreich, obwohl dieses über die tapfer kämpfenden Italiener bei Custozza gesiegt hatte. Mit diesem Bunde mit Preußen begann aber auch die Loslösung von Napoleon, welcher V. E. 1865 zur Verlegung der Hauptstadt von Turin nach Florenz und zur Hintanhaltung der auf den Gewinn von Rom gerichteten nationalen Bewegung genötigt und dadurch ihn um einen Teil seiner bisherigen Volkstümlichkeit gebracht hatte, so daß die Tumulte in Turin (1864) und Florenz (1867) mit ihren Demonstrationen sich zum Teil geradezu gegen die Person des Königs richteten. Erst die Niederlage Napoleons im Kampfe gegen Deutschland (1870) befreite V. E. von dessen selbstsüchtiger Freundschaft und ermöglichte die Angliederung des Restes des Kirchenstaates mit Rom, welches nun der Sitz V. E.s und seiner Regierung wurde. Gegen die Gefahren, welche von seiten des Papstes und seiner Partei in Frankreich drohten, schloß sich V. E. 1873 dem Dreikaiserbündnis an, und seine Besuche in Wien und Berlin (1873), welche in Venedig und Mailand 1875 erwidert wurden, festigten die guten Beziehungen seines Königreichs zu Österreich und Deutschland. Er starb nach kurzer Krankheit 9. Jan. 1878 und wurde 17. Jan. im Pantheon beigesetzt. Vermählt war er 1842-55 mit Maria Adelheid (geb. 1822), Tochter des Erzherzogs Rainer; von ihr hatte er sieben Kinder, von denen vier ihn überlebten: Clotilde, geb. 2. März 1843, vermählt 30. Jan. 1859 mit dem Prinzen Napoleon (Plon-Plon), Humbert (s. d.), der gegenwärtige König von Italien, Amadeus (s. d.), Herzog von Aosta, Maria Pia, geb. 16. Okt. 1847, vermählt mit König Ludwig I. von Portugal 27. Sept. [6. Okt.] 1862. Eine zweite Ehe ging V. E. l869 mit Rosine, Gräfin Mirafiore ein. Reiterdenkmäler wurden ihm errichtet in Mailand (l896) und in Neapel (1897).

Vgl. Rüsser, König V. E. (Wien 1878); Hahn, V. E., König von Italien (in "Unserer Zeit", I, 1878); Bersezio, Il regno di Vittorio Emmanuele II, trent' anni di vita italiana (7 Bde., Tur. 1878-93); Massari, La vita ed il regno di Vittorio Emmanuele II (3. Aufl., 2 Bde., Mail. 1880); Aug. Boullier, Un roi et un conspirateur, V. E. et Mazzini (Par. 1885); Ghiron, Il primo rè d'Italia (Mail. 1878); O. Pio, Vita militare di Vittorio Emmanuele II (Rom 1879); Cappelletti, Storia di Vittorio Emmanuele II e del suo regno (3 Bde., ebd. 1894).

Victor Hugo, s. Hugo, Victor.

Victorla, Name des 12. Planetoiden.

Victoria, die kleinste der austral.-brit. Festlandskolonien im SO. des Erdteils, umfaßt 229 078 qkm mit (1896) 1 177 414 E., d. i. 5 E. auf 1 qkm, also die dichteste Bevölkerung Australiens. Die Küste läuft vom Glenelg-River (westlich) bis zum 420 m hohen Kap Howe (östlich). Die Nordgrenze gegen Neusüdwales bildet größtenteils der Murray, die Westgrenze gegen Südaustralien der 141. Längengrad. Der mittlere Teil der Küste hat vortreffliche Häfen und Buchten, namentlich Port-Phillip, Western-Port, Corner-Inlet und Corner-Basin, wird durch eine Berglandschaft, die am Glenelg-River endet, in das südl., reichere, bevölkerte Gestadeland und in das nördl., wenig besuchte Steppen- und Wüstengebiet geschieden. Das Bergland besteht aus der Dividing Range, welligen 500-1000 m, im Mount-Torbreck 1522 m hohen Bergen, an die sich Hochebenen anschließen, über die sich im Westen die Grampians (Mount-William 1300 m hoch), im Osten die Australischen Alpen mit dem Mount-Bogong (1984 m) erheben. Ein goldreiches, 2-500 m