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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vulgivăga; Vulgo; Vulkān; Vulkane

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Vulgivaga - Vulkane

tigkeiten enthalte. Das Tridentinische Konzil setzte 27. Mai 1546 fest, daß die V. auch künftig im kirchlichen Gebrauche als die einzige beglaubigte Übersetzung gelten sollte; namentlich sollten alle Beweisstellen nur nach dieser Übersetzung angeführt werden. Doch wurde den Gelehrten gestattet, daneben auch den Grundtext zu studieren. Der älteste Druck ist vom J. 1462 (Mainz bei Fust und Schöffer). Papst Sixtus V. ließ 1588 eine neue angeblich authentische Ausgabe anfertigen, die er danach als die für alle Zeiten unveränderliche Übersetzung veröffentlichte ("Biblia sacra vulgatae editionis", 3 Bde., Rom 1590). Der vielen Druckfehler wegen ließ aber Clemens VIII. (daher auch Clementina genannt) sie durch eine verbesserte ersetzen ("Biblia sacra vulgatae editionis Sixti V. jussu recognita atque edita", Rom 1592). Unter demselben Titel veröffentlichte Clemens VIII. 1593 und 1598 zwei weitere Revisionen des Textes, deren letztere trotz der noch immer in ihr enthaltenen Fehler jetzt als authentisch gilt. Eine neue Ausgabe ist von Vercellone (Rom 1861). Die neueste Ausgabe: "Novum Testamentum vulgatae editionis", veranstaltet M. Hetzenauer (Tl. 1, Innsbr. 1896). Eine neue Textausgabe: "Novum Testamentum vulgatae editionis juxta exemplar vaticanum. Editio emendatissima", erschien Turin 1889. Eine kritische Bearbeitung der V. Neuen Testaments nach den heutigen Grundsätzen der Wissenschaft haben der anglikan. Bischof von Salisbury, J.^[John, 1843–1911] Wordsworth, und der Professor White unternommen: "Novum Testamentum domini nostri Jesu Christi latine secundum editionem sancti Hieronymi" (Oxf. 1889 fg.). - Vgl. Kaulen, Geschichte der V. (Mainz 1869); ders., Handbuch zur V. (ebd. 1870); Rönsch, Itala und V. (2. Aufl., Marb. 1875); Berger, Histoire de la Vulgate pendant les premiers siècles du moyen age (Par. 1893); Dobschütz, Studien zur Textkritik der V. (Lpz. 1894).

Vulgivăga (lat.), Beiname der Venus, entsprechend der griech. Aphrodite (s. d.) Pandemos.

Vulgo (lat.), gewöhnlich.

Vulkān, Planet, s. Intramerkurieller Planet.

Vulkān, italische Gottheit, s. Vulcanus.

Vulkane, feuerspeiende Berge, Berge oder Hügel, die dadurch entstanden sind, daß Gesteinsmassen, die sich infolge ihrer hohen Temperatur in flüssigem Zustande befanden und in diesem Zustande durch einen Kanal aus dem Menschen unerreichbaren Tiefen empor bewegt wurden, um das obere Ende eben dieses Kanals sich anhäuften. Die Verbindung der Erdoberfläche mit dem Erdinnern kann durch einen solchen vulkanischen Schlot nur einmal stattgefunden haben oder von Zeit zu Zeit wiederhergestellt werden; dann hat der Vulkan eine Eruption, einen Ausbruch. Zustände der Ruhe wechseln mit solchen Ausbrüchen; sind seit Menschengedenken Eruptionen nicht vorgekommen, so bezeichnet man den Vulkan wohl als einen erloschenen; doch giebt es genug Beispiele, daß Eruptionen von neuem nach einer Pause von vielen Jahrhunderten eingetreten sind. Nach lange anhaltender Ruhe kann der Vulkan seine äußern Kennzeichen fast ganz verlieren; bei thätigern V. zeigen sich jedoch auch im Zustande der Ruhe in meist noch Ausströmungen von Wasserdampf und von Gasen aus Vertiefungen auf dem Gipfel oder den Flanken, welche als Krater (s. d.) bezeichnet werden. Man spricht dann von dem Solfatarenzustand der V. nach den Erscheinungen in der Solfatara (s. d.) bei Neapel. Ohne daß gewaltsame Erscheinungen eintreten, kann auch ein Vulkan stärkere Dampfmassen ausstoßen, während im Krater glutflüssige Gesteinsmassen vorhanden sind, von denen oft in regelmäßigen Zwischenräumen durch Dampfexplosionen Fetzen emporgeschleudert werden. In einem solchen Zustande befindet sich der gewaltige Krater Kilauea auf Hawaii und der Vulkan der Liparischen Insel Stromboli; so spricht man von einem Strombolizustand der V.

Bei einem Ausbruch steigern sich alle erwähnten Erscheinungen im gewaltigsten Maße. Unter anfangs leisern, bald immer stärkern Erschütterungen des Berges und seiner nächsten Umgebung, unter immer zunehmendem Getöse werden die aus dem Krater aufsteigenden Dampfmassen immer größer, sie steigen oft mehrere Tausend Meter empor, bis die Dampfsäule sich plötzlich dunkel färbt und sich an ihrem obern Ende in der Form der Pinie schirmartig ausbreitet. Das glutflüssige Gestein ist im Schlote emporgedrungen bis in den Krater, es wird durch Dampfexplosionen zerstäubt zu feinster Asche, zu gröberm Sande und Lapilli (s. d.), es werden größere Partien emporgeschleudert und alle diese schnell erstarrenden Massen färben die Dampfsäule dunkel. Die größern Schlackenstücke fallen in den Krater zurück oder auf seine nächste Umgebung nieder; die feinern Massen aber werden vom Dampfe mit emporgerissen, bis sie von dem Dache der Pinie aus hinabzufallen beginnen. In der Nacht steht an Stelle der dunkeln Säule eine Feuersäule über dem Ausbruchspunkte: es ist der Widerschein der Glut im Krater. Mit dem Fallen der Asche, die in weitem Umkreis um den Vulkan die Sonne zu verfinstern vermag, beginnen sich auch noch Gewitterwolken um den Berg zu sammeln; die Blitze zucken unaufhörlich, gewaltig rollt der Donner, zitternd brüllt der Berg mit Brausen, Knallen und Zischen, klirrend und prasselnd fallen die Schlacken und Bomben auf den Abhang des Berges nieder, es erhebt sich ein Sturm, Gewitterregen strömt hernieder, die Fluten vermischen sich mit der bereits gefallenen Asche, Schlammströme bildend, die, mit unwiderstehlicher Gewalt alles mit sich fortreißend, den Berg hinabstürzen - da tritt unter dem Aufruhr aller Elemente die Lava (s. d.) über den Rand des Kraters, eine Scharte in ihn einreißend, oder aus einer Spalte, nach der der ganze Gipfel des Berges zerbarst, hervor, um sich in einem Strom, erst pfeilgeschwind, bald sich verbreiternd, immer langsamer hinab zu ergießen, bis an den Fuß des Berges. Die Lava hat alle ihr entgegentretenden Hindernisse besiegt, sie hat sich den Weg frei gemacht, sie fließt ruhig ab, die Gewalt der Explosionserscheinungen nimmt ab, der Aschenregen hört auf, das Getöse verstummt, der Vulkan geht dem Zustand der Ruhe entgegen, oder es wiederholen sich alle Erscheinungen vielleicht in noch verstärktem Maße, bis dann nach Wochen oder Monaten oder Jahren gleichsam die Kraft des Berges erschöpft ist.

Die lockern vulkanischen Auswürflinge (s. d.) bedecken den Berg bei einem Ausbruch wie mit einem Mantel, ein oder mehrere Lavaströme legen sich darüber und es wächst so der Vulkan, in seinem Innern einen geschichteten Bau zeigend: es bildet sich ein geschichteter oder ein Stratovulkan. Im Laufe der Zeit wird der Bau verwickelter; Eruptionsschlünde öffnen sich auch auf den Flanken, wie