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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Waldspier - Waldverderber

Wiesenthal, Schopfheim, W.) und Amtsgerichts, hat (1895) 3052 E., darunter 495 Evangelische, Postamt erster Klasse, Telegraph, Reste der ehemaligen Befestigungen, Realschule, Gewerbe- und landwirtschaftliche Winterschule; Fabrik für Brauereieinrichtungen, Kesselschmiede, Spinnereien, Seidenzwirnereien und -Webereien, Färbereien, Bleichereien, Stuhlfabrik, mechan. Werkstätten, große Brauereien und Mühlsteinfabriken. - W. war früher vorderösterr. Festung und wurde 1468 durch die verbündeten schweiz. Kantone belagert. - Vgl. Birkenmayer, Kurze Geschichte der Stadt W. (Waldshut 1889).

Waldspier, Pflanzenart, s. Spiraea.

Waldst., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für den Grafen Franz Adam von Waldstein (s. d.).

Waldstätte, seit dem 14. Jahrh. Bezeichnung der um den Vierwaldstätter See gelegenen Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern, die durch Bündnisse unter sich und mit den benachbarten Ländern und Städten den Grund zu der schweiz. Eidgenossenschaft legten. Der Bund der drei Urkantone oder W., Uri, Schwyz und Unterwalden, schon um 1245-50 geschlossen, wurde 1291 und 1315 erneuert; 1332 trat demselben Luzern als vierte Waldstatt bei. Der neue Kanton W. der Helvetischen Republik von 1798 bestand aus Uri, Unterwalden, Zug und dem südl. Teile von Schwyz, wurde aber 1803 durch die Mediation wieder aufgelöst.

Waldstein (ursprünglich Waldenstein), altes böhm. Geschlecht, dessen Stammvater Zdenko im 13. Jahrh. das Stammschloß Waldenstein bei Turnau erbaute. Durch die beiden Söhne des 1509 verstorbenen Johannes von W., Zdenko (gest. 1525) und Wilhelm (gest. 1557), zerfiel das Geschlecht in die beiden Linien zu Arnau (der auch Albrecht von Wallenstein [s. d.] angehörte), die 1886 erloschen ist, und zu W. Die Waldsteinsche Linie, die 1628 den Grafenstand erlangte und seit 1636 das ungar. Indigenat besaß, erhielt 1654 Sitz und Stimme im schwäb. Reichsgrafenkollegium, 1656 das Oberst-Erbland-Vorschneideramt in Böhmen und 1758 den Beinamen Wartenberg mit entsprechender Wappenvereinigung. Sie teilte sich in die Äste Münchengrätz und Dux-Leitomischl. An der Spitze des erstern steht der Graf Ernst, geb. 10. Okt. 1821, erbliches Mitglied des österr. Herrenhauses und Wirkl. Geheimrat. Der Ast Dux-Leitomischl zerfiel in zwei Zweige, von denen der zu Dux nur noch durch den Grafen Georg Johann, geb. 19. Nov. 1875, repräsentiert wird, während der zu Leitomischl 1876 erloschen ist.

Berühmt wurde aus der Linie Dux-Leitomischl Graf Franz Adam von W., geb. 14. Febr. 1759 zu Wien. Er nahm als Malteserritter an einigen Seezügen gegen die Barbaresken teil, focht dann als Offizier in dem österr. Heere 1787-89 gegen die Türken und machte darauf mit Kitaibel (s. Kit.) zu Pest sieben Jahre lang botan. Reisen in Ungarn, deren Resultate beide in den "Descriptiones et icones plantarum rariorum Hungariae" (3 Bde., Wien 1802-12) niederlegten. Als das franz. Heer 1797 in Steiermark eingedrungen war, trat W. bei dem in Wien errichteten adligen Kavalleriekorps ein und 1808 in die neu errichtete Landwehr über. Als Major führte er 1809 das 3. Bataillon der Wiener Freiwilligen mit solcher Auszeichnung, daß er zum Oberstlieutenant ernannt wurde. Nach dem Tode seines Bruders 1814 übernahm er die Güter in Böhmen, wo er durch landwirtschaftliche und industrielle Anlagen den Wohlstand seiner Gutsunterthanen zu heben suchte. Der neue Bau des Schlosses zu Dux (s. d.) und die Einrichtung der dortigen reichen Sammlungen sind sein Werk. Zugleich gründete er Schulen für die Jugend und erhob aufs neue die Tuchfabrik in Oberleutensdorf, wo er 24. Mai 1823 starb. Seine botan. Sammlungen vermachte er dem böhm. Vaterländischen Museum in Prag.

Waldstreu, alle im Walde vorkommenden Stoffe, die die Landwirtschaft zum Einstreuen unter das Vieh, demnach auch als Dünger benutzt. Man unterscheidet Laub- und Nadelstreu, Moosstreu, Unkräuterstreu und Ast- oder Schneidelstreu. Laub-, Nadel- und Moosstreu wird mit Rechen zusammengeharkt (Rechstreu). Die Unkräuterstreu, bestehend ans Beerkräutern, Heidekraut, Gräsern, Ginster u. s. w., wird mit Sicheln und Sensen oder einschließlich der obern Bodenschicht mit breiten Hauen gewonnen, auch ausgerupft. Schneidelstreu (Hackstreu) wird von stehenden oder gefällten Bäumen durch Abhauen oder Abreißen der benadelten Äste gewonnen. Fast jede Streunutzung ist von großem Nachteil für den Wald. In der Streu werden dem Waldboden die zum Gedeihen der Bäume unentbehrlichen mineralischen Nährstoffe entnommen, ohne daß für solche Ersatz geboten werden könnte, überdies werden die physik. Eigenschaften des Bodens verschlechtert. Je flachgründiger letzterer, desto schneller treten die traurigen Folgen der Waldstreunutzung hervor, die in Verminderung des Zuwachses, endlich wohl im Aufhören der Waldwirtschaft bestehen. Unter Umständen kann allerdings die Entnahme von Unkräutern aus waldbaulichen Gründen geboten erscheinen, z. B. die von Gräsern, die sich im Winter erstickend über die jungen Holzpflanzen lagern, oder den Mäusen ein schützendes Dach bieten. Ohne nennenswerten Nachteil bleibt die Gewinnung der Schneidelstreu von gefällten oder solchen Bäumen, die im nächsten Jahre zur Fällung kommen; sehr stark schädigt sie dagegen den Zuwachs, wenn sie an Bäumen erfolgt, die stehen bleiben sollen, wie man es vielfach in den österr. Alpenländern, im Schwarzwald, Fichtelgebirge u. s. w. in den Privatwaldungen beobachten kann. Die Frage der W. ist vielfach erörtert worden, seitdem man die Schädlichkeit der Streunutzung für den Wald und deren meist geringen Wert für die Landwirtschaft erkannte. Dort, wo die Waldwirtschaft wirklich rationell betrieben wird, hat man die Streunutzung ganz eingestellt, mindestens auf eine nicht sehr ausgedehnte Gewinnung der Unkräuter- und Schneidelstreu beschränkt. - Vgl. Ebermayer, Die gesamte Lehre von der W. (Berl. 1875).

Waldteufel, Affe, s. Mandrill.

Waldtulpe, s. Tulipa.

Waldus, Petrus, Stifter der Waldenser (s. d.).

Waldveilchen, s. Viola.

Waldverderber, die im Walde heimischen, den Forstkulturpflanzen schädlichen Tiere und Pflanzen. Unter den Säugetieren schaden vorzüglich einige Wildarten. Das Rotwild schadet in den Kulturen durch Verbeißen, Zertreten und Ausreißen von Pflanzen, durch Abbrechen der Wipfel hochstämmiger Heister, durch Fegen (Abfegen des Bastes von dem jährlich sich neu bildenden Geweih) und Schlagen an letztern sowie an jüngern Stangen; am verderblichsten wird es aber durch das Schälen der Rinde in Stangenhölzern, namentlich wenn dieses Schälen im Frühjahr und Sommer erfolgt. Ähnlich verhält sich das