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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Walliser - Wallmoden

wallis zu dem der 8. Division. Das Wappen ist ein rot und weiß senkrecht geteilter Schild mit je einem Stern für jeden der dreizehn Zehnten.

Geschichte. Das W., im Altertum von den kelt. Stämmen der Seduner, Nantuaten, Veragrer bewohnt, wurde unter Cäsar dem Römischen Reiche einverleibt. Im 5. Jahrh. kam es an Burgund, 534 an das Fränkische Reich und 888 an Hochburgund. Zeit dem 13. Jahrh. teilten sich Savoyen und das Bistum Sitten in die Herrschaft des roman. Unterwallis, während das deutsche Oberwallis, das in 7 Zehnten (Gemeinden) zerfiel, seit 1416 mit den Waldstätten verbündet, die Freiheit behauptete und 1475 in den Burgunderkriegen auch das Unterwallis unter seine Botmäßigkeit brachte. Während anfangs die Reformation viele Anhänger im W. fand, wußten 1626 die Jesuiten die Verbannung sämtlicher Reformierten zu bewirken. Die Helvetische Verfassung räumte 1798 beiden Landesteilen gleiche Rechte ein; doch wurde W. schon 1802 durch Napoleon von der Schweiz getrennt und 1810 mit dem franz. Reiche vereinigt. Nach dem Einmarsch der Verbündeten erhob sich das W. gegen die franz. Herrschaft, wurde durch den Pariser Frieden als Kanton der Eidgenossenschaft zugeteilt und gab sich (12. Mai 1815) eine Verfassung, welche jedem Zehnten ohne Rücksicht auf seine Volkszahl gleichviel Sitze im Landrate zuwies und so auf seiten des Oberwallis ein Übergewicht der Repräsentation ließ. Gegen dieses Vorrecht erhob sich das stark bevölkerte Unterwallis und es entspann sich namentlich seit 1830 ein heftiger Streit zwischen beiden Landesteilen, der 1839 durch eine neue Verfassung beendet wurde. Ein Versuch der Oberwalliser, ihre frühern Vorrechte wieder zu erlangen, scheiterte im April 1840, und der ganze Kanton unterwarf sich nun der neuen Verfassung. Allein abermals traten sich die Parteien der dem Unterwallis angehörigen sog. Jungen Schweiz (Liberalen) und der namentlich aus Geistlichen und Jesuiten bestehenden Alten Schweiz in Oberwallis schroff gegenüber, bis es endlich zum blutigen Ausbruch und im Mai 1844 zur Niederlage der Jungschweizer am Trient kam. Das Resultat dieses Siegs der Ultramontanen war die Verfassung vom 14. Sept. 1844, welche die Repräsentation des Klerus im Landrate vermehrte, dessen Immunitäten förmlich anerkannte, allen Unterricht der Kirche überließ und den prot. Gottesdienst unterdrückte. 1845 schloß sich W. dem Sonderbunde an. Nach dessen Auflösung erhielt der Kanton 10. Jan. 1848 eine neue Verfassung in freisinnigem Geiste, doch erlangte in den Räten die klerikale Partei bald wieder die Mehrheit. Die Volksabstimmungen über Revision der Bundesverfassung von 1872 und 1874 ergaben bedeutende Majoritäten für deren Verwerfung. W. ist neben Freiburg der einzige Kanton, der kein Referendum in Gesetzessachen kennt. Die Verfassungsrevision vom 13. Febr. 1876 hat, obwohl sie die Volksrechte durch Einführung des Finanzreferendums etwas erweiterte, an der konservativen Haltung des Kantons nichts geändert. - Vgl. Boccard, Histoire du Valais (Genf 1844); Furrer, Geschichte von W. (Sitten 1850-54); ders., Histoire du Valais (ebd. 1875); Wolf und Cresole, W. und Chamounix (9 Hefte, Zür. 1885-89); Gremaud, Documents relatifs à l’histoire du Valais (5 Bde., Laus. 1875-84); Heierli und Öchsli, Urgeschichte des W. (Zür. 1896); Hoppeler, Beiträge zur Geschichte des W. im Mittelalter (ebd. 1897).

Walliser, einesteils die Bewohner des schweiz. Kantons Wallis (s. d.; s. auch Walser), andernteils die kelt. Einwohner von Wales (s. d.).

Walliser Alpen, soviel wie Penninische Alpen (s. Westalpen).

Walliser Viescher Hörner, s. Viescher Gletscher.

Wallisische Sprache, die in Wales gesprochene kelt. Sprache, s. Kymrische Sprache und Litteratur.

Wallmeister, s. Fortifikation.

Wallmerod, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Wallmoden, altes Adelsgeschlecht Niedersachsens, mit gleichnamigem Stammhause im Hildesheimischen, erlangte in einer Linie in der Person Johann Ludwigs von W. 1781 den Reichsgrafenstand, durch den 1782 erfolgten Ankauf der Herrschaften Gimborn und Neustadt in Westfalen Sitz und Stimme im westfäl. Grafenkollegium, sowie 1783 die Namen- und Wappenvereinigung mit dem der Herrschaft Gimborn. Dieser Besitz wurde 1806 dem Großherzogtum Berg, 1815 der Krone Preußen unterworfen. Nachdem der Besitzer schon 1819 den standesherrlichen Rechten zu Gunsten Preußens gegen Entschädigung entsagt hatte, veräußerte er auch den Besitz, der ihn dem "Hohen Adel" zugeführt hatte. - Des obigen Johann Ludwig Sohn, Ludwig Georg Thedel, Graf von W., österr. Geheimrat, General der Kavallerie und Inhaber des 6. Kürassierregiments, geb. 6. Febr. 1769 zu Wien, wo sein Vater großbrit. Gesandter war, trat zuerst in hannov., 1790 in preuß. und 1795 in österr. Kriegsdienste. Hier zeichnete er sich in den Feldzügen 1796-1801 als Parteigänger aus, wurde auch wiederholt zu diplomat. Sendungen gebraucht. Er schloß 1809 in London den Subsidienvertrag zwischen Österreich und England ab. Bei seiner Rückkehr nach Wien nahm er mit Auszeichnung an der Schlacht bei Wagram teil. Nach dem Wiener Frieden wurde er zum Feldmarschalllieutenant befördert und als Divisionär nach Böhmen versetzt. 1813 trat er in russ. Kriegsdienste, wurde Befehlshaber der Russisch-Deutschen Legion (s. d.), die er mit der Nordarmee vereinigte. Er behauptete sich mit seinem Korps nicht nur gegen die Übermacht Davouts, sondern schlug auch die franz. Division Pecheur an der Göhrde und drang in Schleswig vor, wodurch er die Dänen zum Frieden nötigte. Nach dem zweiten Pariser Frieden nahm er wieder österr. Dienste und wurde 1817 Oberbefehlshaber der im Königreich Neapel zurückgelassenen österr. Truppen. 1821 befehligte er einen Hauptteil des gegen Neapel bestimmten österr. Heers und besetzte im Juni die Insel Sicilien, wo er bis 1823 blieb. Sodann wirkte er als Befehlshaber des 1. Armeekorps in Oberitalien und als Militärkommandant zu Mailand, bis er 1848 in den Ruhestand trat. W. hat sich besonders durch Ausbildung der leichten Infanterie und Verbesserung des Tirailleursystems verdient gemacht. Er starb 22. März 1862 ohne Nachkommen. - Sein Bruder, Graf Karl August Ludwig von W., geb. 4. Jan. 1792, war seit 1850 einige Jahre Kommandant des 7. Armeekorps, wurde dann Gyulai, dem Kommandanten des 2. Armeekorps, zur Seite gegeben, nahm aber 1858 seinen Abschied und starb als k. k. General der Kavallerie a. D. und Letzter der gräfl. Linie 28. Febr. 1883 zu Prag. Die alte Stammlinie auf dem Stammhause W. und hiernach Wallmoden-Wallmoden benannt, blüht noch daselbst. - Vgl. Dürre, Die Regesten des Geschlechts W. (Wolfenb. 1892).