Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

490

Walsall - Waltershausen

Die Maschine entwickelt 2600 Pferdestärken und giebt dem Schiff 18‒20 Seemeilen Fahrt. Die W. haben sich als Seeschiffe bewährt und eignen sich besonders für Kanalfahrten.

Walsall (spr. wóllsäll), Municipal-, County- und Parlamentsborough im Industriegebiet der engl. Grafschaft Stafford (s. d.), wichtiger Eisenbahnknotenpunkt der London- und Northwestern- und der Midlandbahn im NW. von Birmingham, zählt (1891) 71791 E., gegen 59402 im J. 1881, hat eine große St. Matthewkirche, Lateinschule; Kohlenbergbau, großartige Eisengießereien, Fabrikation von Zwirn, Eisen-, Sattler- und plattierten Waren.

Wälsch, s. Welsch.

Wälsch-Metz, s. Mezzolombardo.

Walser (abgekürzt für Walliser), Name deutscher Kolonien freier Leute, die sich zur Zeit des Mittelalters im schweiz. Kanton Graubünden und in Vorarlberg mitten unter Romanen niedergelassen haben. Sie stammen alle aus dem Wallis und verraten in Sprache, Sitte und sonstiger Eigenart ihre Verwandtschaft und Abkunft. Zeit und Ursachen ihrer Auswanderung aus dem Wallis oder ihrer Abzweigung von den W. in Graubünden sind nicht mehr sicher zu bestimmen. Sie finden sich im Rheinwaldthal, Davos, Savien, Walserthal Graubündens, im Kleinen und Großen Walserthal Vorarlbergs, im Frutzthal, in Tauberg und am Triesenberg. Auch die deutschen Gemeinden und Kolonien am Südfuße des Monte-Rosa sind gleichen Ursprungs. In Graubünden scheint die Kolonisation durch W. zum Zwecke der Urbarmachung hochgelegener Alpenthäler von Seite adliger Landesherren (von Vatz, von Wendenberg) begünstigt worden zu sein; Urkunden von 1277 für Rheinwald und von 1289 für Davos weisen darauf hin. Die W. lebten persönlich frei, hatten eigenes niederes Gericht unter einem Ammann, auch eigene Kommunalverwaltung und waren nur zu einem Schirmgeld oder zu Grundzins, zu Kriegsdienst bloß in beschränkter Weise verpflichtet. – Vgl. Bergmann, Untersuchungen über die freien Walliser oder W. in Graubünden und Vorarlberg (Wien 1844); J. Studer, Walliser und W. (Zür. 1886).

Walseroder Pulver, s. Schießpulver (Bd. 17).

Walsingham (spr. wóllsingämm), Sir Francis, engl. Staatsmann, geb. 1536 zu Chiselhurst in Kent, machte größere Reisen und wurde unter Elisabeth frühzeitig von Cecil in den Staatsdienst gezogen. Er stand vollkommen in dessen Plänen prot. Politik, wurde zu diplomat. Vertretung in Frankreich verwendet (1561 und 1570‒73), vor allem aber unterstand ihm die vorzüglich organisierte geheime Polizei, die innerhalb und außerhalb Englands allen Verschwörungs- und Mordplänen der Katholiken gegen Elisabeth zu Gunsten Maria Stuarts nachspürte. Besonders geschickt geschah das in der Verschwörung Babingtons (s. d.), in die Maria verwickelt wurde. Dazwischen wurden W. wichtige Sendungen nach den Niederlanden, Frankreich und Schottland anvertraut. Zuletzt zum Kanzler des Herzogtums Lancaster erhoben, starb er 1590.

Walsrode, Stadt im Kreis Fallingbostel des preuß. Reg.-Bez. Lüneburg, an der rechts zur Aller gehenden Böhme, in der Lüneburger Heide, an den Nebenlinien.Hannover-Soltau und W.-Visselhövede (15 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Verden), hat (1895) 2544 E., darunter 28 Katholiken und 21 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. Kirche, evang. adliges Damenstift in einem unter Kaiser Otto Ⅱ. 974 gestifteten Kloster; Fabrikation von Pulver, Leder, Blechdosen, Tonnen, Stärke und Schuhstiften; Dampfsägewerk und Landwirtschaft.

Waltenhofen, Adalbert von, Physiker und Elektrotechniker, geb. 14. Mai 1828 zu Admontbühel in Steiermark, studierte in Wien, war 1850‒52 Gymnasiallehrer in Graz, dann Professor der Physik an der Innsbrucker Universität bis 1867 und hierauf an der Technischen Hochschule in Prag bis 1883. In demselben Jahre zur Einführung des elektrotechnischen Unterrichts nach Wien berufen, errichtete er an der Technischen Hochschule daselbst das erste elektrotechnische Institut in Österreich. 1889 wurde er Präsident der Internationalen Elektricitätsgesellschaft in Wien und Ehrenmitglied des Komitees der Internationalen elektrischen Ausstellung in Frankfurt 1891. Seine sehr zahlreichen Abhandlungen in den «Sitzungsberichten» der Wiener Akademie und in Fachzeitschriften betreffen hauptsächlich die Gesetze des Elektromagnetismus und die praktischen Anwendungen desselben. Auch schrieb er: «Grundriß der mechan. Physik» (Lpz. 1875), «Die internationalen absoluten Maße, insbesondere die elektrischen Maße» (2. Aufl., Braunschw. 1892), «Über Blitzableiter» (ebd. 1890).

Walter, mittellat. Dichter, s. Archipoeta.

Walter, Ferd., Jurist, geb. 30. Nov. 1794 zu Wetzlar, nahm 1813 teil an dem Kriege gegen Frankreich, studierte dann in Heidelberg die Rechte, erhielt hier eine außerordentliche, 1821 zu Bonn eine ordentliche Professur. Als Abgeordneter der preuß. Nationalversammlung von 1848 vertrat W. eine gemäßigte konservative Richtung. In den J. 1849 und 1850 war er Mitglied der Ersten Kammer. Er starb 13. Dez. 1879 in Bonn. W.s Hauptwerke sind das «Lehrbuch des Kirchenrechts» (Bonn 1822; 14. Aufl., von H. Gerlach, 1871; mehrfach in fremde Sprachen übersetzt), «Geschichte des röm. Rechts bis auf Justinian» (ebd. 1840; 3. Aufl., 3 Bde., 1860‒61), «Corpus juris germanici antiqui» (3 Bde., Berl. 1824), «Deutsche Rechtsgeschichte» (Bonn 1853; 2. Aufl., 2 Bde., 1857), «System des gemeinen deutschen Privatrechts» (ebd. 1855), «Fontes juris ecclesiastici antiqui et hodierni» (ebd. 1862), «Das alte Wales» (ebd. 1859), «Naturrecht und Politik im Lichte der Gegenwart» (ebd. 1863; 2. Aufl. 1871) und «Aus meinem Leben» (ebd. 1865).

Walter, Gust., Tenorist, geb. 11. Febr. 1834 in Bilin, wirkte früh als Kapellknabe in Konzerten mit, absolvierte das Polytechnikum, wurde Praktikant in einer Zuckerfabrik, bildete dann seine Stimme am Prager Konservatorium aus und war seit 1856 Mitglied der Wiener Hofoper; 1887 trat er in den Ruhestand. George Brown, Raoul, Faust, Romeo, Lohengrin u. s. w. gehörten zu seinen besten Rollen. Auch als Lieder- und Oratoriensänger trat er auf.

Waltersdorf, Groß-, s. Bolkenhain.

Waltershausen. 1) Landratsamtsbezirk im Herzogtum Sachsen-Gotha, hat 409,98 qkm und (1895) 34411 E., darunter 149 Katholiken und 18 Israeliten, 7719 Haushaltungen und umfaßt die Amtsgerichtsbezirke Tenneberg, Wangenheim und Thal. – 2) Immediatstadt im Herzogtum Gotha, in 334 m Höhe, an den Vorbergen des Thüringer Waldes und der Nebenlinie Fröttstedt-Friedrichroda der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Gotha), Rent- und Steuer- ^[folgende Seite]