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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Warmbeete; Warmblütige Tiere; Warmbrunn; Wärme

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Warmbeete – Wärme

und dem Glammsee, die durch einen Bach verbunden sind, an der Wismar-Karower Eisenbahn (Nebenbahn), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Güstrow) und eines Domanialamtes, hat (1895) 1759, einschließlich des Gutes Wilhelmshof 1785 luth. E., Post, Telegraph, evang. Kirche, Vorschußverein; Holzpantinen- und Cementwarenfabrik, Molkerei, Thonschlämmerei, Ziegeleien und Mühle.

Warmbeete, Einrichtungen, um Pflanzen eine künstlich erhöhte Bodenwärme zu geben. Meistens sind es gemauerte Steinkästen, die durch Pferdedünger, Lohe, Wasser-, Dampf- oder Kanalheizung erwärmt werden. Palmen, Cycadeen, Dracänen sowie kranke Topfpflanzen aller Art werden mit ihren Töpfen in die Oberfläche der Beete eingesenkt. Für diesen eignet sich ein mit Gerberlohe gefülltes Beet (Lohbeet) am besten, weil dieses Material bei seiner Zersetzung eine milde, gleichmäßige, lange anhaltende Wärme erzeugt, während Pferdedünger sich in der ersten Zeit viel zu stark erhitzt, dagegen schon nach wenigen Wochen erkaltet. Die durch Lohe erwärmten Beete müssen 1 m tief sein, um die nötige Wärme (nicht über 35° C.) zu erzeugen. Ananas werden mit ihren Wurzeln in eine auf das Warmbeet (Ananasbeet) gebrachte Erdschicht von etwa 30 cm Tiefe ausgepflanzt. Zur Aufnahme von Stecklingen ist nur ein mit einer 5‒10 cm starken Lage von Sand, Torfmull oder sandiger Heideerde bedecktes Beet erforderlich. Sehr häufig wird ein solches Vermehrungsbeet mit Fenstern bedeckt oder ein Glaskasten (Schwitzkasten) darüber gestellt, um höhere Wärme- und Feuchtigkeitsgrade als im Gewächshause zu erzielen.

Im Garten werden die zum Auspflanzen von tropischen und subtropischen Blattpflanzen, besonders Canna, Musa, Caladium u. dgl. bestimmten Beete durch Pferdedünger oder Laub erwärmt und dadurch eine sehr schnelle und üppige Entwicklung dieser Gewächse erzielt.

Warmblütige Tiere, s. Wärme (S. 507 a).

Warmbrunn, Marktflecken und Badeort im Kreis Hirschberg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, 6 km von Hirschberg, am Zacken, in 350 m Höhe, am nördl. Abhang des Riesengebirges, an der Nebenlinie Hirschberg-Petersdorf (14,9 km) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 3590 E., darunter etwa 1100 Katholiken und 20 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, kath. und evang. Kirche, Schloß des Grafen Schaffgotsch (1784‒89), mit einer Gemäldesammlung, ein ehemaliges Cistercienserkloster mit der gräfl. Bibliothek (60000 Bände) und einer Münzen-, Waffen-, Mineralien- und ornitholog. Sammlung, einen Kursaal (1868), ein Theater mit Gesellschaftshaus und ein Hospiz für unbemittelte Kranke, 1820 vom Grafen Schaffgotsch erbaut. W. ist bekannt durch seine sechs schwefelhaltigen Thermalquellen (25‒43° C.), deren Wasser zum Baden und Trinken besonders gegen Gicht, Rheumatismus, Hämorrhoiden, Verstopfungen im Pfortadersystem, chronische Hautausschläge, Metallvergiftungen gebraucht wird. Die Badeetablissements umfassen das große (früher gräfliche) Bad mit dem anschließenden neuen Badehause und das kleine (früher Propstei-) Bad mit dem Leopoldbad, in denen gemeinschaftlich in größern und kleinern Bassins gebadet wird, die Kurwannenbäder der Neuen, der Ludwigs- und der Antonienquelle, die Moorbäder und die Anstalt für hydroelektrische und mediz. Bäder. Die Zahl der Kurgäste betrug 1897: 2750. Die Quellen zu W. sollen 1175 vom Herzog Boleslaw Ⅰ. entdeckt und bald darauf in Gebrauch gekommen sein. W. kam 1401 an die Grafen Schaffgotsch, denen es noch gehört. – Vgl. Wendt, Die Thermen zu W. (Berl. 1840); Preiß, Der Kurort W. (Bresl. 1850); Döring, W. und das Hirschberger Thal (2. Aufl., Brieg 1856); Knoblauch, W. und seine Heilquellen (Warmbr. 1876); Bad W. Führer durch den Ort und Umgebung (5. Aufl., ebd. 1893); Wehse, Die Bäder Schlesiens (Bresl. 1885); Nentwig, Geschichte des reichsgräfl. Theaters zu W. (Warmbr. 1897).

Wärme. Die uns umgebenden Körper empfindet die tastende Hand kalt, kühl, lau, warm, heiß. Man nennt diese Reihe von Empfindungen Wärmeempfindungen. Körper, die in uns bestimmte Wärmeempfindungen erregen, zeigen meist auch ein besonderes Verhalten für sich allein oder gegen andere Körper. Ein genügend heißer Körper schmilzt oder glüht, derselbe bringt einen Wassertropfen zur Verdampfung. Ein genügend kalter Körper schlägt Wasserdampf nieder, bringt einen Wassertropfen zum Gefrieren u. s. w. Den Inbegriff des physik. Verhaltens der Körper, der an die uns erregte Wärmeempfindung gebunden scheint, nennt man deren Wärmezustand. Bei genauerer Untersuchung findet man, daß derselbe Körper, wenn er wärmer erscheint, auch ein größeres Volumen annimmt, so daß man das Volumen eines Körpers als Zeichen oder Merkmal seines Wärmezustandes benutzen kann. Auf diesem von Galilei herrührenden Gedanken beruhen die Thermometer (s. d.), die zur Bestimmung der Temperatur (s. d.) der Körper dienen. (S. auch Ausdehnung.) Körper von verschiedenem Wärmezustand, von verschiedener Temperatur, beeinflussen sich gegenseitig, so daß der kältere sich an dem wärmern auf Kosten des letztern erwärmt, so lange, bis beide gleichwarm sind. Zwei gleiche Wassermassen von den Temperaturen 10 und 30° C. nehmen, rasch gemischt, nach der Richmannschen Regel (s. d.) die mittlere Temperatur von 20° C. an, wobei die eine also 10° gewinnt, die andere 10° verliert. Mischt man eine Wassermasse von 2 kg und 15° C. mit einer Wassermasse von 1 kg und 30° C., so erhält man die Temperatur von 20° C., wobei die größere Masse nur 5° gewinnt, die kleinere 10° verliert. Doch ist das Produkt aus Wassermasse und Temperaturänderung beiderseits gleich. Man nennt dieses Produkt, dessen Kenntnis uns den Vorgang überblicken hilft, Wärmemenge (s. d.). Als Einheit derselben gilt die Temperaturänderung von 1 kg Wasser um 1° C., die Kilogrammkalorie, oder dieselbe Änderung für 1 g, die Grammkalorie. Der Wärmezustand der Körper und der Übergang der Wärmemengen von einem Körper zum andern lassen sich mit dem Kalorimeter (s. d.) bestimmen. Mit dem Wärmezustand der Körper hängt innig zusammen deren Aggregatzustand (s. d.). Man sieht denselben Körper in verschiedenen Wärmezuständen fest oder starr, flüssig, dampf- oder gasförmig. Die Übergänge aus einem dieser Zustände in die andern sind mit merkwürdigen Wärmevorgängen verbunden. Die Übertragung einer Wärmemenge von einem Körper zum andern kann auf verschiedene Weise erfolgen. Dieselbe geschieht entweder durch Wärmeleitung (s. d.) von Teilchen zu Teilchen, oder durch Wärmestrahlung (in Form von Strahlender Wärme, s. d.) oder endlich durch Fortführung der