518
Warthe – Warwick
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wartha'
bahnen, hat (1895) 1234 E., darunter 89 Evangelische, Post, Telegraph, kath. Kirche (1082) und eine Marienkapelle auf dem Warthaberg (578 m), die jährlich von
über 40000 Wallfahrern besucht wird.
Warthe oder Warte (poln. Warta), der größte Nebenfluß der Oder,
entspringt bei Kromolow in etwa 400 m Seehöhe auf dem südpoln. Kalksteinplateau, 60 km im NW. von Krakau, fließt mit Windungen nach Czenstochau, dann mit einem
Bogen über Mstow bis nahe an Noworadomsk, hierauf westwärts, tritt unterhalb Zalecze in das Tiefland, fließt in breiter Sumpfniederung, nicht selten mehrarmig,
nach Sjerads und Warta, dann, nach Aufnahme des Ner bei Kola, durch eine mit Bruch und Moor erfüllte Senkung über Konin und Peisern, nimmt links die Prosna auf
und tritt, 80 m breit, in die preuß. Provinz Posen ein. Diese durchfließt sie in nordwestl. Richtung über Schrimm, Posen, Birnbaum und Schwerin, nimmt rechts bei
Obornik die Welna, links unterhalb Schwerin die Obra von Meseritz her auf, tritt dann in die Neumark der Provinz Brandenburg über, wendet sich hier nach Aufnahme
der Netze bei Zantoch westwärts über Landsberg durch die Warthebrüche und mündet, 180 m breit, durch einen künstlichen Kanal, der 1786 angelegt wurde, unterhalb
Cüstrin auf 11 m Seehöhe in die Oder. Die alte Warthemündung wurde 1817 geschlossen.
Ihr Flußgebiet hat ein Areal von etwa 48600 qkm, wovon 30760 auf Preußen kommen; von ihrem 756 km langen Laufe gehören 347 km zum preuß. Gebiet. Schiffbar ist sie
434 km weit bis Konin, flößbar auf weitere 148 km bis Djaloschin. Durch die Netze (s. d.), den Bromberger Kanal (s. d.) und
die Brahe (s. d.) ist die W. mit der Weichsel verbunden. Die W. ist die Hauptschiffahrtsstraße der preuß. Provinz Posen. 1895 passierten die W.
oberhalb Cüstrin 5063 Schiffe mit 393383 t und 148895 t Floßholz. Nach Vereinigung mit der Netze zweigen sich mehrere kleine Arme ab, welche netzartig das 75 km
lange und 10–15 km breite Warthebruch durchfließen, eine Niederung zwischen Landsberg und Cüstrin, teils fruchtbare Felder,
teils sumpfige Wiesen mit vielen Entwässerungsgräben, 1767–82 urbar gemacht. Die Einpolderung des untern Teils des Bruchs, bei Sonnenburg, erfolgte erst 1837–42.
Warton (spr. wahrt'n), Thomas, engl. Litterarhistoriker und Dichter, wurde 1728 zu Basingstoke geboren. Er
studierte in Oxford, wo sein Vater Professor der Dichtkunst war, und gab bereits 1747 «Pleasure of Melancholy» heraus. 1757
erhielt er die Professur seines Vaters und einige Pfründen. 1774 erschien der 1. Band (2. Aufl. 1775) seiner
«History of English poetry», eines zwar unvollendeten, aber für jene Zeit bewunderungswürdigen und noch nicht übertroffenen
Werkes; 1781 erschien Band 3, 1790 Teil eines 4., 1806 ein Register. Eine 2. Auflage des ganzen, von Price, wurde 1824 (London, 4 Bde.) gedruckt, die 3. (ebd., 3
Bde.) von Taylor 1840, die 4. (ebd., 4 Bde.) von Hazlitt 1871. 1785 erhielt W. die Würde eines Poet laureate und wurde
Professor der Geschichte. Er starb 21. Mai 1790. Maut veröffentlichte «The poetical works of the late T. W.» (2 Bde., Lond.
1802).
Warundi, Bewohner von Urundi (s. d.).
Warwick (spr. wórrick). 1) Engl. Grafschaft im Gebiet des obern
Upper-Avon, hat ein Areal von 2291,5 qkm, wovon fast 90 Proz. auf Weide, Feld und Wiesen kommen, und zählt (1891) 805070 E.,
↔ d.i. 351 auf 1 qkm. Das Land besteht aus weiten Ebenen und niedrigen Hügeln. Der nördl. Teil, Woodland genannt, enthält neben weiten
Strecken von Heiden und Moorgründen auch Holzungen. Der mittlere und besonders der südl. kleinere Teil, Feldon genannt, sind sehr fruchtbar und reich an
Grasweide. Unter den zahlreichen Flüssen ist der Avon der einzig schiffbare, zwei Kanäle geben nach Birmingham. Weizen, Gerste, Hafer und Bohnen, Gemüse und
Obst werden in großer Ausdehnung gebaut, aber die Viehzucht, namentlich die Schaf- und Rinderzucht, ist bedeutender als der Feldbau. W. ist vorzugsweise
Fabrikdistrikt, wozu die reichen Eisenminen, Kohlengruben im nordöstl. Teil der Grafschaft, sowie die Nachbarschaft der Bergwerke von Stafford nicht wenig
beitragen. Namentlich sind die Städte Birmingham (s. d.) und Coventry (s. d.) hervorzuheben. –
2) Hauptstadt, Municipal- und mit Leamington (s. d.) Parlamentsborough, an und auf einem felsigen Hügel
am rechten Ufer des Avon und an der Vereinigung des Warwick-Birmingham- und des Warwick-Oxford-Kanals gelegen, Knotenpunkt der Great-Western- und der London
and North-Western-Bahn, hat (1891) 11905 E., Lateinschule, viele schöne Bauwerke, darunter die beiden Endthore der Hauptstraße, die got. St. Marykirche, 1694
erneuert, mit schönem Thor, Beauchampkapelle und Denkmälern, das altertümliche Leicesterhospital (1571 gegründet), die frühere Priorei, ferner das Museum,
Markthalle, Rathaus, Kaufhaus, die Assisenhalle und das auf 12 m hohem Felsenplateau sich erhebende Warwick-Castle, das
Schloß der Grafen von W., mit Gemälde-und Waffensammlung, der berühmten, bei Tivoli gefundenen Warwickvase, schönem Park und dem 45 m hohen Cäsarturm. Man
treibt hauptsächlich Seilerei, Mehl- und Hutfabrikation. W. hieß bei den Angelsachsen Waeringwyl oder Waringwic. In der Nähe Kenilworth
(s. d.) und Stratford-upon-Avon (s. d.).
Warwick (spr. wórrick), engl. Grafentitel, den verschiedene Häuser führten
und der mit dem Besitz von Warwick-Castle verknüpft war. Dieses Schloß war angeblich schon in angelsächs. Zeit der Wohnsitz des in den Heldensagen berühmten
Grafen Guy von W. Die ersten Träger des Namens nach der normann. Eroberung waren die mit dem Herzogshause verschwägerten
Beaumonts, nach ihrem Aussterben erhielt den Titel der mit ihrer Erbin vermählte
William von Beauchamp. Dessen Sohn Guido, Graf von W. (gest. 1315), gehörte zur
Baronenpartei gegen Eduard II., war einer der Ordainers und richtete des Königs Günstling Gaveston bin.
Thomas Beauchamp, Graf von W. (gest. 1369), zeichnete sich in der Schlacht bei Crecy aus, sein Sohn
Thomas (gest. 1401) trat zur Opposition gegen Richards II. autokratische Bestrebungen, 1397 wurde er verhaftet, aber nach
Richards Sturz befreit. Dessen Sohn Richard focht unter Heinrich IV. in Wales und gegen die Percies, war unter Heinrich V.
engl. Gesandter auf dem Konzil zu Konstanz, kämpfte mit in Frankreich, wurde nach des Königs Tod Erzieher von Heinrich VI., 1437 Statthalter von Frankreich und
der Normandie und starb 1439 zu Rouen. Sein einziger Sohn Henry hinterließ bei seinem Tode 1445 nur eine Tochter, die 1449
jung starb.
Der Titel ging über auf den Gemahl der Erbin der Beauchamps, Richard Neville, den Sohn des Grafen von Salisbury
(s. d.). Richard Neville, Graf W., der «Königsmacher», geb. 22. Nov. 1428,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 519.